Für Landwirte, die neu biologisch anbauen, gilt eine zweijährige Umstellphase. Das bedeutet: Sie müssen zwei Jahre gemäss Bio-Richtlinien produzieren, bevor sie ihr Gemüse und ihre Früchte als «bio» vermarkten dürfen. So bestimmt es die Schweizer Bio-Verordnung.
Gemäss der Branchenorganisation Bio Suisse ist eine «mögliche Verunreinigung der Produkte durch Pestizidrückstände» der Grund für die Umstellphase. In den neu nach Bio-Kriterien produzierten Früchten und Gemüsen könnten noch immer Chemikalien stecken, die in den Jahren zuvor auf dem Acker ausgebracht worden waren.
Demeter hat strengere Vorschriften als Bio Suisse
Trotzdem lässt Bio Suisse es zu, dass die Bauern ihre Produkte bereits ab dem ersten Jahr als bio vermarkten – einfach mit dem Zusatz «Umstellung» auf der Verpackung. Das Demeter-Label ist strenger: Bauern dürfen ihre Produkte erst ab dem zweiten Jahr mit dem Vermerk «Umstellung» verkaufen.
Das kann in den Läden der Grossverteiler zu Verwirrung führen. Eine saldo-Stichprobe von Mitte September zeigte: In Filialen von Coop und Migros lagen in den Bio-Regalen teilweise auch Kartoffeln, Äpfel, Birnen, Gurken, Eisbergsalat sowie Brot mit dem zusätzlichen Vermerk «Umstellung» im Bio-Logo. Häufig fällt dem Kunden der Unterschied nicht auf, da der Zusatz auf der Packung kaum lesbar ist.
Für Gemüse und Früchte in Umstellung verlangt der Detailhandel gleich viel wie für vollwertige Knospe-Produkte. Bio-Raclettekartoffeln in Umstellung etwa kosteten Mitte September im Migros-Wynecenter in Buchs AG Fr. 2.95 – gleich viel wie die Bio-Raclettekartoffeln im selben Kistchen. Und die Coop-Filiale am Stauffacher in Zürich verkaufte im gleichen Regal Eisbergsalat mit den Labels«- Bio» und «Bio in Umstellung». Beide Varianten kosteten Fr. 2.70 pro Stück.
Lidl verkauft keine Bio-Produkte in Umstellung
Coop und Migros schreiben, Bauern in Umstellung müssten die Bio-Regeln einhalten und würden deshalb von denselben Abnahmepreisen profitieren wie vollwertige Bio-Bauern. Der Preis für Umstell-Weizen sei dagegen leicht tiefer. Denn die Grossverteiler hätten dafür höhere Kosten, zum Beispiel für die separate Lagerung in der Sammelstelle. Lidl hat nach eigenen Angaben zurzeit keine Bio-Produkte in Umstellung im Regal, Aldi nur einen Rotwein.
Im Gegensatz zu Gemüse und Früchten gibt es keine Bio-Umstell-Milch. Bauern müssen ihre Milch als konventionelle Milch absetzen. Obwohl sie alle Bio-Vorgaben erfüllen, erhalten sie während der zweijährigen Umstellphase nur den Abnahmepreis für konventionelle Milch. Grund: Laut Bio Suisse wäre es «sehr aufwendig» sicherzustellen, dass sich die Milch auf dem Weg vom Hof bis in die Läden nicht mit Bio-Milch mische.