Andreas G. aus Kloten ZH kaufte im Februar 2007 Aktien der Immobilienfirma Realcapital Invest AG in Sarnen OW. Fürs Paket mit 29000 Anteilen zahlte er dem Unternehmen direkt 471250 Franken. Geschäftsführer und Verwaltungsratspräsident war der heute 71-jährige Ulrich Robert Ernst.
2013 verlegte dieser die Firma nach Zug und taufte sie in Swissreal Holding AG um. Für 2016 wies Swissreal einen Verlust von 1,1 Millionen Franken aus. Ende 2017 wurde sie liquidiert. Das Geld des Anlegers Andreas G. dürfte komplett verloren sein. Dividenden hat er nie erhalten. Noch im Frühling 2016 hatte Andreas G. versucht, seine Aktien loszuwerden. Doch die Papiere werden an keiner Börse gehandelt. Er hätte selbst einen Käufer finden müssen. Geschäftsführer Ernst sicherte ihm zwar Unterstützung zu – doch es geschah nichts.
Anleger wird Aktien für 400000 Franken nicht mehr los
Andreas G. ist kein Einzelfall. K-Geld kennt weitere Anleger, die mit Investments bei Ulrich Ernst nichts als Ärger haben. Ein Investor konnte Aktien einer weiteren Firma von Ulrich Ernst, der «Multi Minerals», erst an ihn zurückverkaufen, nachdem Ernst erfahren hatte, dass K-Geld über diesen Fall berichten wird. Ein weiterer Investor hat bei der gleichen Multi Minerals über 400000 Franken eingesetzt – und wird seine Aktien nicht mehr los.
Seit Jahrzehnten verkauft Ernst Aktien von undurchsichtigen Firmen. Die Finanzmarktaufsicht Finma verbot Ernst 2007, «bewilligungspflichtige Effektenhandelstätigkeiten» auszuüben. Das zeigen Akten, die K-Geld vorliegen. Wie lange dieses Verbot bestand, sagt die Finma nicht. Das Verbot, in der Schweiz Aktien an Privatinvestoren zu verkaufen, hinderte den Geschäftsmann aber nicht daran, im Ausland weiter aktiv zu sein.
Bereits 2008 gründete er auf der britischen Kanalinsel Jersey eine neue Firma, die Multi Minerals Corporation PLC (MMC). Mit dieser Firma, die im Rohstoffsektor tätig sein sollte (Gold, Mangan etc.), werde er in London oder Jersey an die Börse gehen, versprach Ernst zu Beginn. In den Investoren-Prospekten schrieb er von 12 Millionen Tonnen Mangan und schwärmte von Vorkommen im Wert von 1,05 Milliarden US-Dollar. 2016 teilte er den Investoren aber mit, das Mangan-Projekt sei eingestellt worden. Zudem zügelte Ernst den Sitz der MMC auf die Britischen Jungferninseln – einem anderen Steuerparadies.
Bereits kurz nach Gründung der MMC ging der Aktienverkauf an mehrere Schweizer Investoren los – trotz der Finma-Sanktion. Während Ernst seine Aktionäre punkto Börsengang immer wieder vertröstete, liefen die Geschäfte schlecht. Die MMC häufte von 2008 bis 2016 mindestens 1,6 Millionen Franken Verluste an und schrieb 2011 zusätzlich ein Minenprojekt in Kolumbien im Wert von 5,36 Millionen Franken auf 1 Britisches Pfund ab. Das geht aus Geschäftsberichten hervor, die K-Geld vorliegen.
Blackstone Resources ist nun an der Börse, doch Investieren ist riskant
Während dieser Zeit summierten sich dafür die «Beratungshonorare». Die Akten zeigen: Von 2008 bis 2016 beliefen sich die entsprechenden Ausgaben auf über 1,4 Millionen Franken. In den Jahresabschlüssen der MMC wies Ernst nie klar aus, wie viel er selbst für seine Arbeit jährlich bezog. Es hiess jeweils: «Die Direktoren der Firma haben eine vernünftige Vergütung für ihre Arbeit erhalten.»
2014 stampfte Ernst eine neue Firma aus dem Boden, die im gleichen Sektor tätig ist wie die MMC und deren Eigentum er teils übernahm: Blackstone Resources AG. Mit ihr führte Ernst eine Kapitalerhöhung von 20 Millionen Franken durch. Dies geschah über ein «Darlehen» einer anderen Offshorefirma, wie im Handelsregister nachzulesen ist. Die Kapitalerhöhung war wichtig für Ernsts Plan: die Zulassung der Blackstone Resources an der Schweizer Börse SIX. Dies gelang ihm vergangenen Sommer.
Auch hier zeigen sich Unstimmigkeiten. So soll eine Marcor Holdings Ltd. aus Hongkong fast 10 Prozent der Aktien der Blackstone Resources AG besitzen. Doch diese Firma ist im Handelsregister Hongkongs nicht eingetragen. Weder Ernst noch die Finma wollen sich dazu äussern. Fakt ist: Die Aktien der Blackstone Resources sind riskant. So schreibt die Firma in einer Werbebroschüre selber: «Es ist ungewiss, ob die Firma ihren Betrieb mit den aktuellen Mitteln fortsetzen kann.»
Ulrich Ernst nahm zu den Fragen von K-Geld nicht Stellung.