Umwelt- und Klimaschutz lohnen sich!» Das versprach die Life Forestry Switzerland AG mit Sitz in Stans NW potenziellen Anlegern vor kurzem per Newsletter. Wenn man in Teakbaumplantagen im mittelamerikanischen Staat Costa Rica oder im südamerikanischen Ecuador investiere, sei eine jährliche «Top Rendite bis 12 Prozent und mehr möglich».
Life Forestry machte auch saldo-Leserin M.A. aus Winterthur ein Angebot: Sie könne 400 Teakbäume in Costa Rica für 28 152 Franken kaufen. Laufzeit der Anlage sei 15 Jahre. A. fragte saldo, ob sie einsteigen soll. saldo rät zur Vorsicht. Denn wer näher hinschaut, entdeckt einige Ungereimtheiten bei Life Forestry. Zum Beispiel warb das Unternehmen bis vor kurzem in Newslettern mit den Logos von WWF und Coop – allerdings ohne deren Erlaubnis. Ein WWF-Sprecher sagt saldo: «Wir werden diese missbräuchliche und irreführende Nutzung strikt untersagen.» Coop-Sprecher Urs Meier erklärt: «Wir sprachen mit Life Forestry. Sie bestätigten uns, dass sie zukünftig das Coop-Logo nicht mehr verwenden werden.»
Zweifelhaft ist auch die Renditeprognose von «bis 12 Prozent und mehr» pro Jahr. Wie will das Unternehmen derart hohe Gewinne erwirtschaften? Der einzige Verwaltungsrat und Geschäftsführer von Life Forestry Switzerland AG, Carl-Lambert Liesenberg, erklärt saldo, Life Forestry habe mehr als 10 000 Kunden. Die Gesamterlöse aus dem Holzverkauf könnten zum Zeitpunkt der Schlagung «400 Millionen Euro» betragen.
Damit ist noch nichts über den Gewinn gesagt. Das Wichtigste dazu steht wie meist im Kleingedruckten der Allgemeinen Geschäftsbedingungen: «Der Kunde ist sich bewusst (...), dass Risiken bis hin zum Totalverlust nicht ausgeschlossen werden können.» Die Laufzeit der Investition ist in den Verträgen in der Regel auf 10 bis 20 Jahre festgelegt. Erst dann sollen die Investoren ihr Geld mit der in Aussicht gestellten Traumrendite zurückerhalten.
Welche Aktionäre hinter der Firma stehen, ist unbekannt
Im 64-seitigen Prospekt, den Liesenberg potenziellen Investoren abgibt, wird die Führungsriege der Firmengruppe vorgestellt, unter anderem der ehemalige Aussenminister Costa Ricas, Carlos Rivera.
Aus Sicht von «saldo» fehlt in der Broschüre X. Er ist Verwaltungsratspräsident, Rechnungsführer oder Hauptaktionär von vier Firmen in Costa Rica und Ecuador, die zur Life-Forestry-Gruppe gehören. Das belegen die Handelsregister dieser Länder. Liesenberg bestreitet, dass X. in die genannten Gesellschaften involviert ist.
Mehrere Dutzend Investoren hatten mit X. schlechte Erfahrungen gemacht. Es kam zu Millionenverlusten. X. hatte in den 1990er-Jahren namens der deutschen C. GmbH Edelsteine weit über Wert verkauft, Rückkäufe garantiert, aber nicht eingehalten sowie zweistellige Renditen versprochen.
Liesenberg erklärt, X. habe mit der Life Forestry Switzerland AG nichts zu tun. X. nahm im Dezember 2011 an der Versammlung teil, als Liesenberg zum einzigen Verwaltungsrat der Firma gewählt wurde. Liesenberg sagt, X. sei lediglich als Protokollführer anwesend und bei der AG nicht angestellt gewesen.
Life Forestry stellte zwei Leute als Telefonverkäufer ein, die in Deutschland im Zusammenhang mit einer anderen Tätigkeit rechtskräftig verurteilt worden waren. Das Landgericht Baden-Baden (D) bestätigte saldo, dass gegen die beiden mehrjährige Freiheitsstrafen wegen Betrugs in 47 beziehungsweise 80 Fällen ausgefällt wurden. Liesenberg erklärt, beide genannten Personen seien als Telefonberater tätig gewesen: «In dieser Funktion hatten sie keinerlei Handlungskompetenzen.» Überdies handle es sich um «eine Zeit vor mindestens 9 Jahren».
Interview mit dem Geschäftsführer von Life Forestry Switzerland
«Prognostizierte Renditen sind realistisch»
saldo: Forstexperten beurteilen bei Teakplantagen jährliche Renditen von 6 bis 12 Prozent als nicht realistisch. Wie will die Life Forestry eine derart hohe Rendite erzielen?
Carl-Lamberg Liesenberg: Die Rendite beschreibt das Verhältnis von Kaufpreis und den späteren Holzerlösen. Die prognostizierten Holzmengen und -qualitäten sind seit vielen Jahren wissenschaftlich erforscht und belegt. Die aktuellen Holzpreise werden ständig von der zwischenstaatlichen Organisation itto (www.itto.int) dokumentiert. Die Multiplikation von Holzmenge und -preis ergibt die Holzerlöse. Unter Berücksichtigung von Preissteigerungen in den kommenden Jahren, so wie sie von der Uno-Forstorganisation prognostiziert werden, sind Renditen von 6 bis 12 Prozent als absolut realistisch anzusehen.
www.fao.org/forestry/plantedforests/67508@170537/en/
www.iufro.org/uploads/media/ws36.pdf
saldo: Ihre Plantagen liegen in Lateinamerika. In Ecuador etwa herrschen anhaltende Unruhen. Vulkanausbrüche sind möglich. Die Ernte erfolgt erst nach vielen Jahren. Inwieweit müssen Käufer von Teakplantagen mit Verlusten rechnen?
Liesenberg: In Ecuador ist die politische Lage stabil. Vereinzelte Unruhen tangieren die Holzwirtschaft und das Unternehmertum grundsätzlich nicht. Darüber hinaus verfügt Ecuador über gute klimatische Bedingungen für den Anbau von Teakholz. Die Plantagen von Life Forestry liegen fernab von vulkanischen Gebieten, weshalb nicht mit Gefahren infolge von Vulkanausbrüchen zu rechnen ist. Life Forestry prüft laufend sämtliche natürlichen, klimatischen und politischen Risiken und reagiert gegebenenfalls. Insofern besteht derzeit keine erkennbare Gefahr für Verluste von Kunden.
saldo: Die Life-Forestry-Gruppe besteht aus einer Schweizer Firma sowie je zwei Gesellschaften in Ecuador und Costa Rica und einer Stiftung in Liechtenstein. Wieso?
Liesenberg: Wie jedes international tätige Unternehmen ist es völlig normal und richtig, Vertretungen, Niederlassungen oder Geschäftspartner in den jeweiligen Ländern zu haben. Es wäre unternehmerisch falsch und fahrlässig anzunehmen, man könnte Teakplantagen komplett aus der Schweiz managen.
saldo: Wieso verwendeten Sie die Logos von WWF und Coop ohne deren Erlaubnis?
Liesenberg: Die Behauptung, Life Forestry dürfe die Logos nicht für den Newsletter verwenden, ist falsch. Bei der genannten Verwendung ist keine Erlaubnis notwendig. Die Life Forestry Switzerland AG ist Förderer des FSC Schweiz. Gemeinsam mit den anderen Förderern werden diese mit den Logos auf der Seite des FSC Schweiz veröffentlicht. Life Forestry hat einen Screenshot daraus in seinem Newsletter verwendet und diesen eindeutig mit der Überschrift «Förderer des FSC Schweiz» versehen (www.fsc-schweiz.ch).