1 Seit einem Jahr gibt es 5G-Handys. Kann ich damit etwas machen, was mit 4G-Handys nicht geht?
Kaum. 5G-Handys sind vor allem sehr schnell. Sie können sehr grosse Datenmengen rasch übertragen. Zudem sind bei der Übermittlung die Zeitverzögerungen minimal. Das ist praktisch, wenn mehrere Leute an verschiedenen Orten der Welt in einem Internetspiel gegeneinander antreten. Wer im Internet surft, Musik streamt oder unterwegs E-Mails abruft, braucht kein 5G.
Branchenkenner Ralf Beyeler vom Vergleichsdienst Moneyland sagt: «Für 95 Prozent der Kunden reicht 4G völlig aus.» 5G sei vor allem für die Telecomunternehmen interessant. Dies, weil 5G-Antennen leistungsfähiger sind als 4G-Antennen. So lässt sich mit einer Antenne mehr Geld verdienen.
2 Sind alle 5G-Handys teuer?
Ja, jedenfalls im Moment. Die Hersteller verkaufen ihre teuersten Modelle mit 5G. Ihr Geschäftsmodell: möglichst viel Geld verdienen mit Kunden, die immer das Neueste haben wollen. Das günstigste Samsung-Handy mit 5G kostet rund 900 Franken, das teuerste etwa 2300 Franken.
3 Woher weiss ich, ob mein Handy das 5G-Netz nutzen kann?
5G-Handys gibt es erst seit etwas mehr als einem Jahr. Wer ein älteres Handy besitzt, hat kein 5G-Gerät. Ob das eigene Mobiltelefon das 5G-Netz nutzen kann, ist in den Einstellungen ersichtlich. Bei Samsung lautet der Pfad: Einstellungen ! Verbindungen ! Mobile Netzwerke ! Netzmodus. Apple-Geräte nutzen 5G bisher nicht. Das erste iPhone mit 5G wird im Spätherbst erwartet.
4 Nutzt mein Handy das 5G-Netz automatisch – oder brauche ich dafür ein spezielles Abo?
Für 5G braucht es das richtige Abo, und das ist teuer. Die Swisscom verspricht zwar bei allen Abos 5G. Bei den günstigen Abos schränkt der Konzern aber die Geschwindigkeit ein, sodass 5G keine Verbesserung bringt. Wer mehr will als 100-Megabit-Surfgeschwindigkeit pro Sekunde, zahlt monatlich 200 Franken fürs Abo. Sunrise-Kunden können das 5G-Netz standardmässig nur mit dem teuersten Abo nutzen. Kosten:
130 Franken pro Monat. Swisscom und Sunrise verkaufen 5G-Zusatzoptionen. So ist 5G auch mit weniger teuren Abos erhältlich. Salt und alle übrigen Anbieter haben keine 5G-Angebote.
5 Ich will 5G nicht. Kann ich mein altes Handy weiter gebrauchen?
Ja. 4G-Handys kann man weiterhin bedenkenlos kaufen. Nicht mehr anschaffen sollte man aber Handys mit 2G-Standard. Die Swisscom hat angekündigt, das 2G-Netz Ende dieses Jahres aufzuheben.
6 Wie gefährlich ist die 5G-Strahlung?
Das ist umstritten. 5G- Handys nutzen zum Teil höhere Strahlungsfrequenzen als Geräte mit 4G. Fakt ist: Strahlung erwärmt das Körpergewebe und verändert die Hirnströme. Dies wird mit der Entwicklung von Krebs in Zusammenhang gebracht. In einer aktuellen Mitteilung zu 5G hält der Bund fest: «Die gesundheitlichen Effekte von Mobilfunkstrahlung sind noch nicht abschliessend geklärt, insbesondere bei Frequenzen, die in Zukunft voraussichtlich für 5G eingesetzt werden sollen.» Die Swisscom dagegen kommentiert gegenüber saldo: «5G ist absolut vergleichbar mit früheren Technologien.»
Der Widerstand gegen 5G-Antennen hat in den letzten Monaten zugenommen. Bereits letztes Jahr haben die Kantone Genf, Jura und Waadt 5G-Moratorien erlassen. Sie verbieten bis auf weiteres neue 5G-Antennen. Zuletzt haben auch viele Gemeinden in der Innerschweiz, wie Kriens LU, Baar ZG und Emmen LU, Bewilligungsstopps verfügt.
7 Werde ich weniger bestrahlt, wenn ich 5G am Handy deaktiviere?
Die Wirkung von 5G-Antennen ist ungeklärt. Sie strahlen teils gezielt in die Richtung der Handynutzer. Aktuell führt der Bund dazu Testmessungen durch, Resultate sind noch nicht bekannt. Trotzdem betreibt Swisscom bereits 745 solche Antennen.
Tipp: Handy abschalten oder den Flugmodus aktivieren, wenn man es nicht braucht. So ist die Strahlenbelastung geringer. Das Handy sollte zudem nicht am Körper getragen werden, zum Beispiel in der Hosentasche. Zum Telefonieren verwendet man besser die Freisprechfunktion.
8 Müssen die Behörden alle neuen 5G-Antennen bewilligen?
Nein. Die Betreiber, wie Swisscom, rüsten bestehende 4G- in 5G-Antennen um. So müssen die Antennenbetreiber die Umrüstung teils nur melden. Für eine neue 5G-Antenne braucht es dagegen eine Baubewilligung. Dagegen kann Einsprache erhoben werden. Der Bund verlangt aber, dass die Bewilligung erteilt wird, wenn die Strahlungsgrenzwerte eingehalten werden – selbst dann, wenn sich die betroffene Gemeinde gegen eine Antenne stellt.
Aktuelles Beispiel: Heimberg BE verweigerte die Zustimmung zu einer 5G-Antenne, da sie die Gesundheit der Bevölkerung gefährde. Der Kanton Bern wies die Gemeinde an, das Baugesuch zu genehmigen. Es bestehe ein «Anspruch auf Erteilung der Baubewilligung».
9 Ist die Strahlung tiefer, wenn es in der Nähe weniger Antennen hat?
Grundsätzlich ja. Die Strahlung reduziert sich aber nicht immer, wenn sich eine Person von einer Antenne entfernt. Dies ist nur bei den bisherigen Rundstrahlantennen der Fall. Neue Antennen strahlen aber in eine bestimmte Richtung. Darum kann die Strahlung an einem weiter entfernten Punkt grösser sein als an einem nahen Punkt. Das heisst: Auch wenn das eigene Wohnhaus oder der Arbeitsplatz eher weit von Antennen entfernt ist, kann die Bestrahlung stark sein.
Einige Gemeinden wollen Antennen in den Wohnquartieren vermeiden. Dazu legen sie fest, welche Bauzonen für welche Antennen geeignet sind. Das passt den Telecomfirmen nicht. Gegen die neue Bauordnung von Turbenthal ZH etwa prozessierten Swisscom, Sunrise und Salt bis vor Bundesgericht. Doch dieses gab der Gemeinde recht.
10 Wie kann ich herausfinden, ob eine 5G-Antenne in der Nähe meiner Wohnung steht?
Das Bundesamt für Kommunikation listet alle Antennen im Internet auf, und zwar unter der Adresse www.map.geo.admin.ch (links auf «Thema wechseln» klicken und dann «Funksender» auswählen). Bei jeder Antenne wird die Sendeleistung von «sehr klein» bis «gross» angegeben. Achtung: Die Karte ist nicht metergenau. Es lässt sich nicht in jedem Fall feststellen, auf welchem Gebäude sich die Antenne befindet. Der Verein Schutz vor Strahlung bietet einen «Antennenalarm» an (www.schutz-vor-strahlung.ch). Man kann dort ein Formular ausfüllen und die genaue Adresse angeben. Der Verein informiert dann per E-Mail, sobald ein neues Baugesuch in der Umgebung veröffentlicht wird.