Die Postfinance führte im Juli 2023 eine «Transaktionsgebühr» ein. Firmenkunden müssen seither mehr bezahlen – einen fixen Betrag für jede einbezahlte Rechnung und für jeden ausbezahlten Lohn. Die Gebühr müssen alle Unternehmen entrichten, die eine bestimmte Mindestzahl von Buchungen erreichen:
- Bereits 2008 belastet die Post-Tochterfirma Zahlungsempfängern eine Gebühr von bis zu Fr. 3.10 für Zahlungen, die am Postschalter getätigt werden. Neu sackt die Postfinance auch fürs E-Banking Gebühren ein. Zurzeit betragen sie 4 bis 12 Rappen – je nach Zahl der Transaktionen pro Jahr. Eine Umfrage von saldo bei 100 Firmen und Behörden zeigt, dass alle Branchen betroffen sind:
- Grosse Krankenkassen wie Helsana und CSS verzeichnen rund 40 Millionen Buchungen pro Jahr. Die neue Postfinance-Gebühr summiert sich für sie auf bis zu 1,6 Millionen Franken. Die acht grössten Kassen zusammen zahlen über 6,5 Millionen Franken.
- Der AHV und der IV entstehen gemäss dem Bundesamt für Sozialversicherungen Mehrkosten von 1,7 Millionen Franken. Die Steuerämter der Kantone Jura, St. Gallen, Zug und Zürich gehen von Mehrkosten von 50'000 bis 190'000 Franken aus, das Unispital Basel von 65'000 Franken.
- Auch die SBB sowie die Versandhändler Zalando und Brack haben Zusatzkosten, machen aber keine Angaben zur Höhe. Sunrise spricht von einem «markanten Betrag».
«Die Kosten gehen letztlich zulasten der Prämienzahler»
Die angefragten Firmen machen keinen Hehl daraus, dass sie die neuen Ausgaben den Kunden weitergeben. So schreibt etwa die Krankenkasse Concordia: «Die Kosten gehen letztlich zulasten der Prämienzahler. Vor diesem Hintergrund finden wir die neuen Gebühren stossend.»
Die Postfinance hat als Staatsbetrieb einen Grundversorgungsauftrag. Laut Postgesetz muss die Bank eine «preiswerte Grundversorgung im Zahlungsverkehr» gewährleisten. Wie hoch die Gebühren sein dürfen, ist aber nicht festgelegt. Klar ist: Die Postfinance bräuchte die zusätzlichen Einnahmen nicht. In den letzten Jahren erzielte sie jeweils dreistellige Millionengewinne und wies zuletzt einen Gewinn von 192 Millionen Franken für das Jahr 2022 aus.
Auch die Post war immer hochprofitabel und führte trotzdem neue Gebühren ein: 2022 eine Gebühr für die Benutzung von Postfächern, 2020 eine Gebühr für die Zolldeklaration von Waren am Postschalter.
Während die Postfinance die Kosten erhöht, senken andere Banken ihre Tarife und schaffen Gebühren ab. So strich etwa die Zürcher Kantonalbank zum Jahresanfang die Kontoführungsgebühren für Privatkunden. Die Aargauische Kantonalbank schaffte schon per 1. April 2023 alle Gebühren und Buchungsspesen ab. Andere Institute wie die Migros-Bank und die St. Galler Kantonalbank führten Buchungsgebühren gar nie ein.
Tipp: Eine Übersicht über Bankgebühren für Firmenkunden gibt es auf Saldo.ch/kontogebuehren. Privatkunden zahlen bei der Zürcher Kantonalbank keine Kontoführungsgebühren und zwei Debitkarten sind kostenlos (saldo 1/2024).
Preisüberwacher prüft Gebühren
Die Postfinance hat den Preisüberwacher nicht über die neue Buchungsgebühr informiert. Stefan Meierhans schreibt saldo, er habe einen Hinweis von einem betroffenen Unternehmen erhalten und lasse nun prüfen, ob die neuen Gebühren angemessen seien. Konkrete Ergebnisse sollen «in einigen Wochen» vorliegen.
Der Preisüberwacher kann eingreifen, wenn er bei den Tarifen der Post einen Preismissbrauch feststellt. Die Post muss Preiserhöhungen aber nicht im Voraus melden. Ausnahme:
Im Monopolgeschäft mit Briefen bis 50 Gramm muss sie alle geplanten Preiserhöhungen melden und die neuen Tarife vom Bund genehmigen lassen.