Es klingt verlockend: Man kann Süssigkeiten, Butter, Käse und Frittiertes geniessen und hat dann doch keine zusätzlichen Kilos auf den Rippen. Mit der neuen Diätpille Reduforte scheint dies möglich zu sein.
Hersteller Biomed empfiehlt, «ganz einfach vor den beiden reichhaltigsten Mahlzeiten des Tages» jeweils zwei der Tabletten zu schlucken. Diese würden «die Kalorienaufnahme aus Fetten, Zuckern und Kohlenhydraten reduzieren». Laut dem Hersteller helfe Reduforte, «vier Mal mehr Gewicht zu verlieren als mit Diät und Bewegung alleine».
Nur eine vom Hersteller finanzierte Studie «mit Schwächen» vorhanden
Doch Fachleute wie der Ernährungsmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule raten zur Vorsicht: «Ein Produkt, das so angepriesen wird, verleitet dazu, dass man mehr isst als üblich.»
Zudem ist Fäh skeptisch, ob das Präparat tatsächlich nützt: «Wenn überhaupt, vermindert Reduforte das Körpergewicht höchstens geringfügig und nur so lange, wie man es einnimmt.» Für diese bescheidene Wirkung zahlt man rund 100 Franken pro Monat.
Die Pillen enthalten den Wirkstoff Clavitanol. Er enthält pflanzliche Schutzstoffe aus Trauben, sogenannte Polyphenole, sowie ein unverdauliches zuckerähnliches Molekül aus Maiskörnern. Lediglich eine vom Hersteller finanzierte Studie untersuchte, ob das Mittel wirke. Und diese habe «einige Schwächen», sagt Fäh.
Auch der Diabetesspezialist Philipp Gerber vom Universitätsspital Zürich beurteilt Reduforte kritisch. Er sagt: «Falls ein solches Präparat wirkt, hat es auch Nebenwirkungen.» Unverdaute Kohlenhydrate und Fette würden Blähungen und Durchfall verursachen. Zudem bestehe das Risiko, dass der Körper nicht mehr genügend fettlösliche Vitamine aufnehme. Neben Reduforte gibt es eine ganze Reihe von Präparaten, die ähnlich funktionieren: Carbosinol – ebenfall von Biomed – soll die Aufnahme von Kohlenhydraten bremsen.
Biomed: Blähungen «höchstens zu Beginn» der Einnahme
Andere Mittel sollen das Fett aus der Nahrung binden. Dazu gehören Formoline und XLS-Medical, aber auch das als Medikament zugelassene Xenical. Arzt Philipp Gerber sagt, die Wirksamkeit sei «nur bei Xenical relativ gut nachgewiesen». Dennoch diene Xenical höchstens als zusätzliche Motivation beim Abnehmen.
Laut Hersteller Biomed besteht bei Reduforte kein Risiko für einen Vitaminmangel, weil ein Teil der Fette verdaut werde. Durchfall habe man bisher nicht beobachtet. Blähungen gebe es höchstens zu Beginn. Mit Reduforte hätten die Teilnehmer der Studie vier Mal mehr abgenommen als ohne. Klar ausgewiesen sei auch, dass man das Präparat «als unterstützende Massnahme zu körperlicher Aktivität und kalorienreduzierter Ernährung» einsetzen solle. Auch zur Wirksamkeit von Carbosinol gebe es eine Studie.
Formoline hat laut Hersteller Galenica in einer Studie besser abgeschnitten als Placebos. Die Firma Interdelta sagt, im Labor habe man nachgewiesen, dass der Inhaltsstoff von XLS Medical Fett binden könne. Zudem verweist sie auf Berichte von erfolgreichen Anwendern.