Nestlé lockt Kunden mit vollmundigen Versprechen in seine Läden: Im Nestlé Shop gebe es «Angebote für jeden Geschmack»: «Deals, die Du lieben wirst.» Der Nahrungsmittelmulti betreibt in der Deutschschweiz an zehn Standorten eigene Läden: in Cham ZG, Kemptthal ZH, Konolfingen BE, Landquart GR, Lausen BL, Niederhasli ZH, Rorschach SG, Spreitenbach AG, Wangen bei Olten SO und in Würenlos AG.
Die Shops sehen aus wie normale Lebensmittelläden. Bis auf wenige Ausnahmen finden Kunden dort ausschliesslich Nestlé-Markenartikel: Schokolade von Cailler, Milchprodukte von Hirz, Suppen von Maggi, Teigwaren von Buitoni oder Kaffee von Nescafé und Nespresso.
All diese Artikel vertreibt Nestlé auch über die Grossverteiler. Doch die Nestlé-Läden sind keine Konkurrenz für Coop, Migros & Co. Das zeigt ein saldo-Vergleich der Preise von 40 Produkten im Nestlé Shop mit denen bei Aldi, Coop, Denner, Lidl und Migros:
- 25 von 40 Produkten waren im Detailhandel günstiger als bei Nestlé. Bei 7 war der Preis gleich.
- Abgesehen von Pizzas war Tiefkühlware im Nestlé-Shop stets deutlich teurer. Die «Frisco Extrême»-Cornets kosteten im Sechserpack bei Nestlé
- Fr. 14.50. Das sind 34 Prozent mehr als bei Aldi (Fr. 10.79). Zwölf «Raketen»-Glaces waren bei Nestlé mit Fr. 9.55 rund 20 Prozent teurer als bei Lidl
- (Fr. 7.89). Auch Fischstäbchen, Rahmspinat, Lasagne, Cannelloni und «Findus»-Plätzli kosteten im Nestlé Shop zwischen 15 und 29 Prozent mehr.
- Für Babynahrung verlangte Nestlé ebenfalls mehr. «Yogolino Biscuit/Vanille» kostete bei Nestlé Fr 4.45, das sind 13 Prozent mehr als bei Coop, Lidl und Migros (Fr. 3.95). Der Milchbrei «Pyjama» kostete bei Nestlé (Fr. 9.45) 6 Prozent mehr als bei Aldi und Lidl (Fr. 8.89).
- Die Frühstücksflocken «Cini Minis» und «Kit Kat Cereal» waren bei Denner jeweils 5 Prozent günstiger als im Nestlé Shop.
- Nur 8 der 40 Produkte waren im Nestlé Shop günstiger: Die Kräuterbutter von Hirz etwa kostete im Nestlé Shop Fr. 2.40, bei Lidl Fr. 3.29. Die Buitoni-Pizza «Forno di Pietra Caprese» gibt es bei Aldi für Fr. 5.49, bei Nestlé für Fr. 4.95.
Weitere Preissteigerung um 11 Prozent
Das Ergebnis erstaunt. Denn die Margen der Detailhändler sind in der Schweiz sehr hoch. Experten gehen von 40 Prozent aus, bei einzelnen Produkten sind es noch mehr («K-Tipp» 7/2023). Beim Verkauf in den eigenen Shops fällt die Marge des Detailhandels weg und Nestlé steckt den ganzen Gewinn in den eigenen Sack. Doch warum verkauft der Konzern seine Ware nicht deutlich günstiger?
Nestlé schreibt zur Stichprobe, Findus-Produkte müssten über einen Zwischenhändler eingekauft werden. Die Marke gehöre nicht mehr dem Konzern. Und: Man wolle mit den eigenen Shops preislich nicht andere Läden konkurrenzieren, sondern den Kunden die eigenen Produkte näherbringen.
Im letzten Jahr erhöhte Nestlé die Preise markant und steigerte den Gewinn («K-Tipp» 4/2023). Und gemäss Halbjahresbilanz 2023 hob der Nahrungsmittelkonzern die Preise für seine Markenprodukte von Januar bis Juni in Europa erneut um 11 Prozent an.