Die vorletzte Banknotenserie mit der roten 10er-Note, der blauen 20er-Note und der 1000er-Note mit der Ameise verliert am 1. Mai 2020 die Gültigkeit. Findet jemand später auf dem Estrich einen Koffer voller solcher Noten, zahlt ihm die Nationalbank ab diesem Datum keinen Rappen mehr dafür. Die Noten haben nur noch Sammlerwert.
Zurzeit sind von dieser Serie noch Noten im Wert von 1,141 Milliarden Franken im Umlauf. Im letzten Jahr wurden 2,3 Prozent davon gegen neue Noten gewechselt. Die Nationalbank verbucht am Stichtag jeden Franken, der nicht rechtzeitig umgetauscht wurde, als Enteignungsgewinn. Bisher kassierte die Nationalbank auf diese Weise 293 Millionen Franken.
Noten anderer Länder haben kein Ablaufdatum
Zum Vergleich: In den Euro-Ländern, in England und den USA sind Banknoten unbeschränkt gültig. Die Bank of England würde sogar einen Pfundschein von 1793 anstandslos umtauschen, wie eine Sprecherin bestätigt.
In Deutschland tauscht die Bundesbank alle D-Mark-Scheine, die nach 1948 gedruckt wurden, zeitlich unbefristet zu einem fixen Wechselkurs um. Auch die Nationalbank Österreichs wechselt die letzte Schilling-Notenserie zeitlich unbegrenzt in Euro um.
In der Schweiz kommen die fragwürdigen Enteignungsgewinne seit 1953 ausschliesslich dem «Schweizerischen Fonds für Hilfe bei nicht versicherbaren Elementarschäden» zugute. So ist es im Gesetz geregelt. Die erste Auszahlung der Nationalbank von 1945 ging noch an den «Eidgenössischen Invalidenfonds». Diesen Fonds gibt es nicht mehr.
Der Elementarschädenfonds zahlt Schweizer Landwirten oder Korporationen Geld bei nicht versicherbaren Vorkommnissen wie Land- und Fahrwegschäden durch Hangrutsche oder Waldschäden durch Stürme. Im letzten Jahr erhielten 1161 Geschädigte insgesamt 2,997 Millionen Franken aus dem Fonds.
Erlöse senken Prämien für Hagelversicherung
Zudem subventioniert dieser Elementarschädenfonds die Hagelversicherung der Schweizer Bauern. Die Stiftung zahlt 30 Prozent der Kosten für die Wiederherstellung von verhageltem Kulturland. Die Bauern profitieren so von einer tieferen Prämie für die Hagelversicherung. Dies geht aus dem Geschäftsbericht des Fonds hervor, der über ein Vermögen von 270 Millionen Franken verfügt.
Am Geldregen der Nationalbank haben auch Kantone und Gemeinden Freude. Sie müssten sonst für viele Elementarschäden selbst aufkommen. Als vor 17 Jahren das entsprechende Gesetz überarbeitet wurde, argumentierte beispielsweise der Solothurner Regierungsrat laut «Solothurner Zeitung»: «Wenn dieser Fonds nicht existierte, müssten möglicherweise Gemeinwesen einspringen.» Für die Kantone sei der Fonds «bedeutsam».
Und warum enteignet die Nationalbank schlecht informierte Bargeldbesitzer? Die Nationalbank sagt, sie halte sich nur ans Gesetz. saldo fragte den Bundesrat, weshalb er das Ablaufdatum von Bargeld nicht abschaffe. Das Eidgenössische Finanzdepartement sagt dazu: «Das Ablaufdatum gilt schon seit langem.» Ein Verzicht auf dieses Ablaufdatum wäre der Sicherheit des Geldumlaufs abträglich, behauptet das Departement von Bundesrat Ueli Maurer. Seltsam: In den Euro-Ländern, Grossbritannien und den USA scheint dies nicht der Fall zu sein.