Die Migräne plagt Fabrizia Sandrin seit über 30 Jahren: «Es sind grauenhafte Kopfschmerzen.» Bei einem Anfall leidet sie jeweils auch an starker Übelkeit. Die 57-Jährige aus Winterthur ZH liess sich deshalb schon mehrmals in einer Sinomed-Praxis mit Akupunktur behandeln. Die chinesische Ärztin stach dünne Nadeln in bestimmte Punkte an Kopf, Bauch, Beinen und Füssen. Das soll die blockierte Lebensenergie Qi wieder zum Fliessen bringen. Die Therapie half Sandrin. Sie hatte danach für längere Zeit höchstens noch einmal im Monat Migräne, zuvor war es jede Woche. «Ich würde es jedem empfehlen», sagt Sandrin.
Immer mehr wissenschaftliche Studien zeigen, dass Akupunktur bei Migräne gut wirkt. Eine neue Übersichtsarbeit im Fachblatt «Current Pain and Headache Reports» kommt zum Schluss, dass die Therapie eindeutig hilft, die Zahl der Migräneattacken zu vermindern. Patienten benötigen zudem weniger Medikamente. Laut der Autorin Lauren R. Natbony vom Mount-Sinai-Spital in New York ist aber unklar, wie gut Akupunktur die Schmerzen bei einer akuten Migräneattacke lindert.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Jiangtao Dong, Leiter der TCM-Praxis des Spitals Zollikerberg ZH: «Die Methode ist wirksamer, um sich zu schützen.» Bei akuten Anfällen könne sie die Schmerzen abschwächen. Weiterer Vorteil: «Akupunktur verursacht keine Nebenwirkungen, wenn man sie korrekt ausführt.»
Zu diesem Schluss kam kürzlich auch eine neue Übersichtsstudie der Chengdu-Universität in China. Sie analysierte die Daten von über 27 000 Patienten. Ihr Fazit: «Akupunktur ist bei Migräne sicherer als Medikamente.»
Akupunktur nützt bei Rückenschmerzen
Akupunktur kann auch bei anderen chronischen Schmerzen helfen. Eine Übersichtsstudie im Fachblatt «Jama» mit rund 18 000 Teilnehmern kam 2012 zum Schluss, dass die Therapie bei chronischen Schmerzen im Rücken, Nacken, der Schulter oder bei Arthrose nützt.
Es gibt auch Hinweise, dass Akupunktur Schlafstörungen lindert, ebenso Ängste und Depressionen. Allerdings fehlen hier gute und breitangelegte Studien.
Das gilt auch für Akupunktur als Hilfe beim Rauchstopp. Es gibt zwar Hinweise, dass die Therapie das Verlangen nach Zigaretten für kurze Zeit hemmt. Doch das genügt wahrscheinlich nicht, damit Betroffene dauerhaft vom Glimmstängel wegkommen.
Es ist nicht eindeutig geklärt, warum Akupunktur bei verschiedenen Leiden hilft. Einige Studien zeigten, dass es keine grosse Rolle spielt, ob man die richtigen Punkte behandelt oder nicht – in beiden Fällen ist die Wirkung gleich gut. Klar ist dagegen, dass die Einstiche eine ganze Reihe von Reaktionen im Körper auslösen: Die kleinen Verletzungen aktivieren Botenstoffe, die Entzündungen hemmen und Schmerzen stillen. Ausserdem wird das Gewebe besser durchblutet.
Krankenkasse zahlt nicht immer
Eine Akupunktursitzung kostet 130 bis 160 Franken. Die Grundversicherung der Krankenkasse zahlt die Therapie bei einem Arzt oder einer Ärztin mit Zusatzausbildung in chinesischer Medizin. Hat man eine Zusatzversicherung für Alternativmedizin, übernimmt die Kasse auch die Behandlung bei anderen Therapeuten. Die Leistungen der Zusatzversicherungen sind allerdings sehr unterschiedlich.
Neuer Ratgeber zur Alternativmedizin
Im neuen, vollständig überarbeiteten Gesundheitstipp-Ratgeber «Alternative Heilmethoden» (191 Seiten, 27 Franken) finden Sie viele praktische Tipps und Informationen zu Akupunktur und anderen sanften Therapien. Die Buchkapitel im Überblick:
Heilen mit Pflanzen: Phytotherapie, Aromatherapie, Ätherische Öle, Bachblütentherapie, Hildegard-Medizin
Homöopathie
Traditionelle chinesische Medizin: Akupunktur, Akupressur, chinesische Ernährung, Tai Chi, Qi Gong
Anthroposophie
Traditionelle indische Medizin: Ayurveda, Ölgüsse, ayurvedische Ernährung, Yoga
Manuelle Therapien:
Atlaslogie, Bindegewebemassage, Chiropraktik, Craniosacraltherapie, Fussreflexzonenmassage, Klopftherapien, Lymphdrainage, Massagen, Osteopathie, Rolfing
Kälte und Wärme:
Balneotherapie, Kältetherapie, Klimatherapie, Kneippen, Sauna und Dampfbad, Thalassotherapie, Wickel und Packungen
Entspannung:
Atemtherapie, Autogenes Training, Hypnose, Mindfulness-Based Stress Reduction, progressive Muskelentspannung
Bewegungstherapien:
Alexandertechnik, Feldenkraismethode, die fünf Tibeter, Spiraldynamik, Zilgrei
Ernährungstherapien:
Anti-Pilz-Diät, basische Ernährung, Heilfasten, Krebsdiäten, Rohkost, Trennkost
Weitere Therapien:
Biofeedback, Bioresonanztherapie, Colon-Hydro-Therapie, Kinesiologie, Magnetfeldtherapie, Neuraltherapie, Reiki, Spagyrik, Gemmotherapie, Tibetische Medizin
Viele Zusatzinfos:
Umfangreiches Adressverzeichnis, Alternativmedizin im Internet
Der Ratgeber erscheint Ende Juni. Zu bestellen unter Saldo.ch.