Reisen mit direkten Nachtzügen hat Vorteile: Man steigt mitten in der Stadt ein und anderntags in einem andern Stadtzentrum aus. In Gegensatz zum Flug sitzt und liegt man meist bequem. Es gibt keine stundenlange Wartezeit wie an Flughäfen. Die Züge sind in der Regel pünktlich. Gepäckvorschriften gibt es nicht.
Nur: Die SBB betreiben keine Nachtzüge und Schlafwagen mehr. Zum Glück gibts die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB): Ihre «Nightjets» fahren ab Zürich oder Basel nach Berlin und Hamburg. Und ab Zürich nach Graz, Linz und Wien, Villach, Budapest, Prag, Ljubliana, Zagreb und Belgrad (Euronight).
Die Ausstattung bei den Liegewagen ist so spartanisch wie schon immer. Vier bis sechs Personen schlafen auf dünnen, 90 cm breiten Matratzen. Bei der Buchung kann man das Bett unten, in der Mitte oder oben wählen. Eine Alternative sind breite Sitze in separaten Wagen. Für beide Varianten gilt: Der Stauraum ist knapp. Nur in den teureren Schlafwagenabteilen für 1 bis 4 Personen kann man mehr als einen Koffer unterbringen.
Im Nightjet gibt es auch Frauen- und Familienabteile. Für Behinderte gibts bei den ÖBB auf vielen Verbindungen einen Wagen mit rollstuhlgängigem Liegeabteil und angrenzendem Sanitärbereich. Frühzeitiges Buchen empfiehlt sich (Gratisnummer: 0800 007 102).
Einen Speisewagen führt der Nightjet nicht mit. Der Steward nimmt aber Bestellungen für einfache Mahlzeiten und Getränke auf. Auf der Speisekarte stehen etwa eine Gulaschsuppe für Fr. 5.10 oder ein Schinken-Käse-Baguette für Fr. 4.40. Der Kaffee kostet Fr. 2.40, ein Glas Rosé Fr. 3.50.
Ab Zürich fahren die Nachtzüge um 20 Uhr Richtung Berlin/Hamburg los, um 20.28 Uhr Richtung Linz/Wien/Prag/Budapest und um 20.40 Uhr Richtung Villach/Ljublina/Zagreb.
Es lohnt sich, die Preise von ÖBB und SBB zu vergleichen
Anders als im Flieger sitzt oder liegt man lange. Die Fahrt von Basel nach Berlin dauert knapp 9 Stunden, von Zürich nach Wien gut 10 Stunden, nach Budapest fast 11 Stunden und nach Prag gut 13 Stunden. Am längsten ist man nach Belgrad unterwegs: 21 Stunden.
Die Billette können bei den SBB am Bahnschalter (mit einer Gebühr von 10 Franken pro Ticket), im Internet (www.sbb.ch) oder über die kostenpflichtige Nummer 0900 300 300, Fr. 1.19/Min. (Festnetz) erworben werden. Tickets kann man gegen einen Zuschlag auch noch im Zug kaufen. Eine Reservation empfiehlt sich aber.
Tickets gibts auch über die Website www.oebb.at. Ein Preisvergleich zwischen dem Angebot von ÖBB und SBB lohnt sich.
Interessant ist die Preisgestaltung. Die Fahrt von Zürich HB nach Hamburg dauert über zwei Stunden länger als nach Berlin, trotzdem zahlt man in der jeweiligen Kategorie gleich viel wie nach Berlin. Zürich–Linz kostet gleich viel wie Zürich–Wien, egal, ob man einen Sitzplatz oder im Schlafwagen bucht.
Beispiel Zürich–Wien auf der SBB-Website: 1 Person im 6er-Liegewagen, Hinfahrt am 30. Juni, Rückfahrt am 2. Juli. Kosten: 238 Franken. Mit Halbtax zahlt man 190 Franken, mit einem Generalabo 142 Franken. Am günstigsten fährt man mit Spartickets. Es gibt sie aber nur für bestimmte Daten. Zudem sind sie jeweils schnell weg. Das Gleiche gilt für die ÖBB. Dort heissen Spartickets «Sparschiene-Nightjet».
Im Einzelabteil mit Dusche/WC liegen Handtücher bereit
Wer komfortabler reist, bezahlt auch mehr. In der besten Schlafwagenvariante (eine Person im Single-Deluxe-Abteil) kostet die Reise Zürich–Wien und zurück auf der SBB-Website 456 Franken. Jedes Deluxe-Abteil besitzt ein separates Bad mit Waschbecken, Dusche und WC. Duschgel und Handtücher liegen bereit. Wer in dieser Kategorie reist, kann aus der Menükarte das kostenlose Frühstück für den nächsten Morgen zusammenstellen. Das Frühstück wird vom Zugteam im Abteil serviert.
Wer ein Abteil bucht, kann mit Hund reisen
Der Preisvergleich mit Fluggesellschaften zeigt: Der Sparbewusste reist im Zuge. Beispiele: Zürich–Hamburg (30. Juni Hinfahrt, 2. Juli Rückfahrt) kostet mit dem Sparschiene-Nightjet auf der ÖBB-Webseite 78 Euro oder 82 Franken. Bei der Swiss bezahlt man in der günstigsten Variante Fr. 193.50.
Der günstige Sparschiene-Tarif von 82 Franken gilt auch für die anderen Destinationen wie Budapest, Prag, Zagreb oder Wien. Bei der Swiss zahlt man für das jeweils günstigste Ticket an den gleichen Daten erheblich mehr: Budapest 520 Franken, Prag 299 Franken, Zagreb 279 Franken und Wien 190 Franken.
Auf den ÖBB-Nachtzügen dürfen Hunde nur dann mitgenommen werden, wenn man ein ganzes Abteil bucht. Das Ticket für den Hund kostet 32 Franken. Es ist nur im Zug erhältlich. Der Transport für Fahrräder ist kostenlos, wenn man das Velo in eine Tragtasche verpacken kann. Der Veloselbstverlad nach Deutschland oder Österreich kostet pro Fahrt 20 Franken.