Auf 20 000 Hektar Land reifen im sonnenverwöhnten Westen der Slowakei prächtige Weintrauben. In Zemianske Sady, einem Dorf mit etwa 800 Bewohnern, lebt Agnes Lovecka (42) mit ihrer Lebenspartnerin Andrea (42) und ihren Söhnen Viliam (5) und Artur (3).
Agnes wuchs in der Hauptstadt Bratislava auf, die knapp 80 Kilometer von Zemianske Sady entfernt ist. Dort lernte sie Andrea kennen. Mit der Schwester von Agnes betreiben sie einen kleinen Winzerbetrieb.
Schon der Grossvater von Agnes baute hier Wein an, seit 1944 war das Gut aber stillgelegt. Seine Enkelinnen haben den Betrieb neu aufgebaut und sich auf Naturweine spezialisiert. Sie bewirtschaften den Weinberg heute strikt biologisch.
Finanzielle Situation:
- Haushaltseinkommen: 2700 Franken brutto pro Monat
- Kosten fürs Wohnen: 600 Franken pro Monat
- Kosten für die Krankenversicherung: Keine, in der staatlichen Sozialversicherung enthalten
- Steuern: 6000 Franken pro Jahr
Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?
Agnes: Sehr. Es war eine gute Entscheidung, aufs Land zu ziehen und den Betrieb meines Grossvaters wiederzubeleben.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Andrea: Das wissen wir noch nicht. Wir entscheiden meistens spontan.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Agnes: Ich entschied mich erst im Alter von 30 Jahren, die Familientradition fortzuführen. Ein Jahr später stellten meine Schwester und ich unseren ersten Wein her.
Andrea: Wir sind gemeinsam von Bratislava aufs Land gezogen. Anfangs pendelte ich noch zu einem Bürojob in der Stadt, bevor auch ich in die Weinmanufaktur einstieg.
Wie lange arbeiten Sie?
Agnes: Das ist ein Ganztagesjob. Und an Wochenenden fahren wir oft zu Märkten.
Welche Verkehrsmittel benützen Sie?
Agnes: Wir sind im Dorf meistens zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs. Das Auto benutzen wir nur, wenn wir in die Stadt fahren müssen.
Wo haben Sie ihre letzten Ferien verbracht?
Agnes: Wir waren in Kroatien am Meer. Und für ein paar Tage fuhren wir in die Kleine Fatra, das ist ein Gebirgszug im Nordwesten der Slowakei.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Agnes: Mein Luxus ist Musik. Ich habe eine Band, mit der ich oft auftrete. Musik und Wein gehören für mich zusammen.
Sparen Sie Geld?
Agnes: Ja. Auf dem Hof gibts immer ein Dach, das man flicken muss. Oder wir müssen neue Fässer kaufen. Später möchten wir auch einmal Kühe haben.
Wie hat der Krieg in der Ukraine ihre Arbeit beeinflusst?
Andrea: Die Landwirte bekommen die Auswirkungen des Krieges deutlich zu spüren. Wir liefern keinen Wein mehr nach Russland.