Händler müssen die Herkunft des verkauften Holzes angeben. Das verlangt das Konsumenteninformationsgesetz. Ein aktueller Bericht der Umweltorganisationen Bruno Manser Fonds und Agent Green vom April dieses Jahres zeigt aber: Die Holzindustrie betreibt in Ländern wie Rumänien teilweise Raubbau: Jahrhundertealte Bäume werden gefällt, Boden erodiert durch Kahlschläge, wertvolle Pflanzenarten gehen verloren und geschützte Tiere wie der Braunbär verlieren ihre Lebensräume.
Kunden, die mit Holz aus problematischer Herkunft nichts zu tun haben wollen, sind auf eine saubere Deklaration im Laden angewiesen. Eine Stichprobe von saldo in acht grossen Möbelhäusern im Raum Dietlikon ZH zeigt: Ikea und Lipo schreiben nicht bei allen Möbeln aus Massivholz die Herkunft an – obwohl sie das bereits seit zwölf Jahren tun müssten. Bei Möbeln aus Spanplatten muss keine Herkunft angegeben werden, da das Rohmaterial für Spanplatten oft ein Gemisch aus Holz unterschiedlichster Herkunft sein kann.
saldo untersuchte jeweils vier bis fünf Möbelstücke aus Massivholz. Beim Tisch Nämmarö aus Massivholz für 129 Franken gibt Ikea gar keine Holzherkunft an. Kunden können nur über einen QR-Code elektronisch herausfinden, dass es sich um Akazienholz aus Vietnam handelt. Das eidgenössische Büro für Konsumentenfragen, das die Deklaration der Holzherkunft kontrolliert, schreibt: Eine Deklaration ausschliesslich über einen QRCode sei nicht zulässig.
Das heisst: Für Möbel aus Massivholz muss die Holzherkunft im Laden direkt am Regal oder am Möbel angeschrieben sein. Ikea macht beim Klappstuhl «Frösvi» für Fr. 39.95 am Regal folgende Angaben: «Holzherkunft Westeuropa, Osteuropa, Litauen, Balkan, Italien.» Auf der Sitzunterseite des Stuhls, wo keiner hinschaut, entdeckt der suchende Kunde auf einem kleinen Kleber eine konkrete Angabe: Rumänien. Ikea schreibt, bei der Deklaration der Holzherkunft könne es «zu Ungereimtheiten und Unregelmässigkeiten» kommen.
Da man die Informationen im Laden manuell anbringen müsse, könnten sich Fehler einschleichen. Man arbeite aber an einem neuen System, das die Holzherkunft schneller und genauer bei jedem Möbelstück angebe. Auch Lipo, eine Tochter des österreichischen XXXLutz-Konzerns, schreibt im Laden nur die Holzart an, die Herkunft fehlt.
Verwirrende Angaben zur Herkunft des Holzes
Das Möbelhaus Diga deklariert die Herkunft oft summarisch: Es nennt verschiedene mögliche Herkunftsländer. Diese Form der Herkunftsangabe ist verwirrend und nicht kundenfreundlich – aber erlaubt. Ein Gespräch mit dem Verkaufspersonal in der Diga-Filiale im zürcherischen Dübendorf ergibt: Eigentlich kennt man die genaue Herkunft jedes einzelnen Möbels im Laden sehr genau. Wer sie erfahren will, muss aber fragen. Lipo schreibt, dass die Angabe zur Holzherkunft in der betroffenen Filiale leider versäumt worden sei.
Man habe aber die korrekte Etikettierung unverzüglich nachgeholt. Diga begründet die summarische Angabe der Holzherkunft damit, dass man je nach Charge mit verschiedenen Herstellern arbeite.
Der Bund verhängte im letzten Jahr 19 Bussen
Möbelverkäufer, die nicht korrekt deklarieren, haben wenig zu befürchten. Zwar kontrolliert das Büro für Konsumentenfragen jedes Jahr Dutzende von Betrieben. 2023 sprach das zuständige Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung aber nur 19 Bussen aus zwischen 500 und 2000 Franken. Zu den nicht konformen Angaben in der saldo-Stichprobe schreibt das Büro für Konsumentenfragen, man werde diese Informationen zu den genannten Läden bei der nächsten Kontrolle berücksichtigen.
Erfreulich: Fünf der acht besuchten Möbelhändler gaben die Holzherkunft ihrer Möbel gesetzeskonform und kundenfreundlich an: Livique, Otto’s, Micasa, Mömax und Pfister.