Stromsparen kann man aus Umweltgründen – aber auch, um das Haushaltsbudget zu entlasten. Denn auf Anfang des nächsten Jahres steigen die Strompreise erneut kräfig. Das teilte die Elektrizitätskommission (Elcom) im September mit.
Für einen typischen Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden (kWh) beträgt der Aufschlag im Durchschnitt
18 Prozent. Das bedeutet: Er zahlt für den Strom 2024 rund 220 Franken mehr als im laufenden Jahr. In einigen Gemeinden ist der Anstieg deutlich höher: Zum Teil müssen Haushalte mehr als doppelt so tief in die Tasche greifen wie dieses Jahr, wie Zahlen der Elcom zeigen.
Viele Haushalte können im kommenden Jahr sparen, wenn sie den Abrechnungstarif wechseln. Denn zahlreiche Elektrizitätswerke in der Schweiz stellen es ihren im Monopol gefangenen Kunden wenigstens frei, ob sie ihren
Stromverbrauch nach dem Einfach- oder dem Doppeltarif bezahlen wollen. Nur hängen sie das nicht an die grosse Glocke.
Der Wechsel ist auch für Mieter möglich. Diese brauchen aber dazu das Einverständnis des Hauseigentümers, falls ein neuer Stromzähler montiert werden muss.
Der Unterschied zwischen den beiden Tarifen: Im Einfachtarif ist der Strom immer gleich teuer – egal, ob man ihn am Tag oder in der Nacht, werktags oder am Wochenende bezieht. Im Doppeltarif hingegen wird zwischen Hoch- und Niedertarifzeiten unterschieden. Beim Stadtwerk Winterthur zum Beispiel gilt von Montag bis Freitag von 7 Uhr bis 20 Uhr der Hochtarif, in der Nacht und am Wochenende rund um die Uhr der Niedertarif.
Wer die Waschmaschine nachts laufen lässt, spart viel Geld
saldo hat bei zehn Stromlieferanten ausgerechnet, wie viel ein Vier-Personen-Haushalt mit dem Durchschnittsverbrauch von 4500 kWh pro Jahr sparen kann, wenn er vom Einfach- zum Doppeltarif wechselt (siehe Tabelle). Das genaue Sparpotenzial hängt davon ab, ob Stromfresser wie etwa Waschmaschine und Tumbler eher zu Hoch- oder zu Niedertarifzeiten laufen.
Ein Haushalt, der 40 Prozent seines Stroms tagsüber und 60 Prozent nachts bezieht, zahlt bei der Groupe E und den IWB nach einem Wechsel vom Einfach- zum Doppeltarif rund 210 Franken weniger pro Jahr. Auch in St. Gallen und in Winterthur sind die Einsparungen gross. Generell gilt: Je öfter man Elektrogeräte erst am späteren Abend statt tagsüber benützt, desto mehr lohnt sich der Doppeltarif.
Die befragten Elektrizitätswerke knüpfen den Wechsel vom Einfach- zum Doppeltarif an keine Bedingungen. Eine Mitteilung per Mail, Post, Telefon oder Kundenportal genügt in der Regel. Je nach Werk gilt die Umstellung sofort respektive ab Installation des neuen Zählers, teilweise aber auch erst ab einem bestimmten Zeitpunkt, etwa ab Anfang oder Mitte Jahr.
Wer wechseln will, sollte folgende Fragen klären:
- Bietet der Stromlieferant den Doppeltarif überhaupt an? Das machen nicht alle Unternehmen. Die Berner BKW etwa schaffte den Doppeltarif auf Anfang 2023 ab. Andere Lieferanten wie das Stadtzürcher EWZ dagegen kennen nur den Doppeltarif.
- Falls es den Doppeltarif gibt: Wann gilt der Hoch- und wann der Niedertarif? Das steht meist auf der Internetseite des Stromlieferanten.
- Braucht es für den Wechsel zum Doppeltarif einen neuen Stromzähler? Falls bereits ein Smart Meter installiert ist: Nein. Die Schweizer Stromlieferanten sind gesetzlich verpflichtet, bis Ende 2027 mindestens 80 Prozent der Stromzähler in ihrem Versorgungsgebiet durch Smart Meter zu ersetzen.
- Wie gross ist der jährliche Stromverbrauch gemäss Rechnungen?
- Wie verteilt sich der Stromverbrauch auf die Hoch- und Niedertarifzeiten? Der Anteil im Niedertarif lässt sich vergrössern, indem man Waschmaschine, Geschirrspüler oder Tumbler möglichst erst am späten Abend, nachts oder gegebenenfalls am Wochenende in Betrieb setzt.
Smart Meter erleichtern das Stromsparen
Der Wechsel vom Einfach- zum Doppeltarif kostet nichts, wenn ein Stromzähler installiert ist, der zwei Tarife messen kann. Braucht es einen neuen Zähler, montieren die Stromunternehmen meist einen Smart Meter.
Mit Kosten müssten Kunden nur rechnen, falls es für die Montage Anpassungen an der Hausinstallation brauche, schreiben einige Elektrizitätswerke. Laut Regio Energie Solothurn ist das nur der Fall, wenn die Hausinstallation nicht nach den Branchenvorschriften des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen erfolgte.
Smart Meter sind für Einfach- und Doppeltarif geeignet. Es braucht sie, um die Effizienz der Stromnetze zu steigern. Den Haushalten erleichtern sie das Stromsparen, da sie jederzeit Einblick in den aktuellen Stromverbrauch geben. Und sie melden die Verbrauchsdaten automatisch an den Stromlieferanten, müssen also nicht mehr vor Ort abgelesen werden.