Die meisten Fahrer laden ihr Elektroauto zu Hause auf – das ist am günstigsten. Wer trotzdem einmal unterwegs Strom braucht, hat in der Schweiz zurzeit knapp 10'000 öffentliche Ladestationen zur Auswahl. E-Auto-Fahrer benötigen dafür spezielle Handy-Apps.
Mit welchen Apps tanken E-Autofahrer unterwegs am günstigsten Strom? saldo erhob dazu Mitte Mai die Preise an je zehn Ladestationen in den Regionen Bern, Ostschweiz und Zürich, und zwar mit den sechs weitverbreiteten Apps EnBW mobility+, Move, Plug’n Roll, Plugsurfing, Shell Recharge und TCS eCharge. 15 Stationen hatten eine Ladestärke von 22 Kilowatt – das ist in der Schweiz am weitesten verbreitet – und 15 waren Schnellladestationen mit einer Ladestärke von 50 Kilowatt.
An 14 von 30 Ladesäulen war die App Move am teuersten
saldo verglich die Preise für 20 Kilowattstunden Strom. Das reicht ungefähr für eine Strecke von 100 Kilometern. An einer Station mit 22 Kilowatt Ladestärke dauert es etwa zwei Stunden, bis die Batterie mit so viel Strom aufgeladen ist. An einer Schnellladestation mit 50 Kilowatt muss das Auto dafür nur rund 30 Minuten angeschlossen werden. Die Ergebnisse:
Die Preisunterschiede waren teilweise gross. So kostete eine Ladung an der Amag-Ladestation in Dübendorf ZH mit den Apps Plug’n Roll und Plugsurfing gerade einmal Fr. 5.40, während es mit der App Move Fr. 18.25 waren. Bei Ikea in Spreitenbach AG kostete eine Ladung mit EnBW mobility+ 13 Franken, mit TCS eCharge aber Fr. 24.68. Bei EnBW mobility+ kann je nach Kreditkartenfirma ein Fremdwährungszuschlag dazukommen, weil in Euro abgerechnet wird.
Bei Schnellladestationen mit 50 Kilowatt Ladestärke schnitt die App EnBW mobility+ am besten ab: Sie bot an 12 von 15 Ladesäulen den besten Preis.
An langsameren Ladestellen mit 22 Kilowatt Ladestärke war die App Shell Recharge fünf Mal am günstigsten, EnBW mobility+ drei Mal.
Am Schluss rangiert die Move-App: Sie war an 14 von 30 Ladesäulen am teuersten.
Die meisten Apps verlangen neben dem Strompreis ab einer bestimmten Ladedauer auch noch eine Zeitgebühr. Sie kann die Ladung massiv verteuern. So fallen etwa mit TCS eCharge an der Ladestation Bern-Postparc zusätzlich zum Strompreis ab der zweiten Stunde 15 Franken pro Stunde an.
Der Betreiber einer Ladesäule und der App-Anbieter müssen nicht identisch sein, um Strom laden zu können. Die Betreiber belasten aber den App-Anbietern Gebühren, welche diese auf die Kunden überwälzen. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass der Strom am günstigsten ist, wenn man ihn mit der App des Betreibers der Ladestation bezieht. Das war mit der Move-App an einer Move-Ladestation tatsächlich der Fall.
Doch keine Regel ohne Ausnahme: Die App EnBW mobility+ war an zwei Move-Ladesäulen in der Ostschweiz günstiger als die Move-App, beispielsweise an der Raststätte Heidiland in Maienfeld GR. Es empfiehlt sich deshalb, mehrere Apps auf das Smartphone zu laden und die Preise zu vergleichen. Das geht auch bequem von zu Hause aus: App öffnen, Ladestandort wählen, der Preis wird angezeigt.
Gut zu wissen: An vielen Ladestationen gibt es gratis Strom. Sie stehen unter anderem bei Lebensmittelläden, Bahnhöfen und Restaurants. Eine Übersicht liefert die Internetseite Gratis-laden.com.
Tesla-Ladesäulen blockieren kommt teuer
Der US-Autobauer Tesla betreibt in der Schweiz mehrere Dutzend eigene Ladestationen. Lange waren sie Tesla-Fahrern vorbehalten. Mittlerweile sind sie auch für andere Elektroautos geöffnet. Die Preise variieren nach Standort und Tageszeit. Im Glattzentrum ZH zum Beispiel bewegte sich der Preis am 26. Mai zwischen 68 und 75 Rappen pro Kilowattstunde. Achtung: Sobald das Auto vollgeladen ist, verlangt Tesla eine Blockiergebühr von einem Franken pro Minute. Die Supercharger-Stationen laden mit 125 Kilowatt und mehr, deshalb kann das Auto schon nach 20 Minuten vollgeladen sein.
Die Stromtankstellen sind teurer geworden
saldo verglich auch die Kosten von knapp 40 Strombezügen an Ladestationen aus den Jahren 2020 bis 2022 mit den aktuellen Preisen. Resultat: Einige Apps erhöhten die Preise stark, etwa Evpass, die mittlerweile zu Shell gehört. Eine Ladung von knapp 11 Kilowattstunden kostete an der Station bei den Pizolbahnen in Bad Ragaz SG im Mai dieses Jahres 75 Prozent mehr als im Januar 2021 – Fr. 8.49 statt Fr. 4.85.