Die Richter verurteilten den Schweizer Reto S. wegen gewerbsmässigem Betrug, qualifizierter Veruntreuung und mehrfacher Misswirtschaft zu vier Jahren und zwei Monaten Gefängnis. Der gelernte Chemielaborant hatte sich auf Netzwerken wie Xing und an Verkaufsseminaren als gewandter Geschäftsmann ausgegeben und dort Anleger für «geprüfte Investmentmöglichkeiten» gesucht. In aufwendig produzierten Broschüren und Websites gab S. vor, in Solar- und Windparks in Spanien zu investieren. Er versprach eine Rendite von bis zu 78 Prozent pro Jahr.
Rund 500 Investoren aus der Schweiz, Deutschland und Österreich vertrauten ihm zwischen Februar 2006 und April 2008 insgesamt rund 35 Millionen Franken an. Davon verprasste er rund 30 Millionen. Das Geld floss in verschiedene Firmen von S. – in die Fidu Finanz, die Glatt Sparkasse und die Glatt Management. Mit einem Teil des Geldes finanzierte S. seiner Frau einen Schönheitssalon. Er selbst vergnügte sich auf teuren Reisen.
Anleger mit gut getarntem Schneeballsystem gesprellt
S. dachte nicht daran, das ihm anvertraute Vermögen in reale Projekte zu investieren. Stattdessen zog er ein Schneeballsystem auf: Mit den neu gewonnenen Geldern zahlte er den bisherigen Kunden hohe Zinsen aus, ohne je einen Gewinn erwirtschaftet zu haben. Als die Gelder spärlicher flossen, brach das System zusammen.
Das Schneeballsystem war raffiniert aufgezogen. Im Februar 2006 gründete S. in Wien die Firma Fidu Finanz. Bereits knapp ein Jahr später berichtete das österreichische «Wirtschaftsblatt» über dubiose Tätigkeiten dieser Firma. Ein Sprecher der österreichischen Finanzmarktaufsicht sprach von «wahrscheinlichem Anlagebetrug». Wenig später warnte die Aufsichtsbehörde offiziell auf ihrer Website vor der Firma. Der Betrüger wich daraufhin nach Schweden aus und gründete dort die Glatt Sparkasse samt Zweigstelle in der Schweiz. Auch die schwedische und deutsche Finanzmarktaufsicht warnten wenig später auf ihren Websites vor Geschäften mit dieser Firma.
Die Anleger hätten bei solchen Warnzeichen stutzig werden sollen. Es gab aber auch noch andere Signale, welche die Interessenten hätten argwöhnisch machen müssen:
Fantastische Rendite: S. versprach unrealistische Renditen zwischen 4,5 und 6,5 Prozent pro Monat. Das sind inklusive Zinseszins zwischen 70 und 113 Prozent pro Jahr.
Tipp: Bei angeblich risikolosen Renditen, die viel höher als Bankzinse sind, sehr genau hinschauen.
Keine Transparenz: S. verweigerte seinen Kunden Auskünfte darüber, mit welchen Geschäftspartnern oder Banken er zusammenarbeite. Im Dunkeln blieben auch frühere Geschäftstätigkeiten. So wussten die Anleger nicht, dass er in den 1990er-Jahren Privatkonkurs angemeldet hatte. Die Gläubiger verloren damals über 53 000 Franken.
Tipp: Sowohl bei Privatpersonen als auch bei Unternehmen Betreibungsauszüge anfordern.
Blindes Vertrauen: Etliche Geschädigte sagten, ihre Bankberater hätten ihnen versichert, das Investment berge «null Risiko». Andere gaben an, sie hätten die Verträge nicht verstanden und einfach unterschrieben, was ihnen die Berater unter die Nase hielten.
Tipp: Verspricht ein Anlageberater «null Risiko», sollten Sie stutzig werden. Denn Geldanlagen bergen immer ein gewisses Risiko. Holen Sie stets eine Zweitmeinung ein. Unterschreiben Sie nie etwas, das Sie nicht verstanden haben.
Hier finden Sie Informationen darüber, welche Firmen dubios sind
Die Finanzmarktaufsicht der meisten Länder veröffentlicht Warnlisten mit dubiosen Firmen. Anleger sollten sich vor den unter folgenden Links aufgeführten Firmen in Acht nehmen:
Schweiz: Saldo.ch/dubios-ch
Österreich: Saldo.ch/dubios-oe
Deutschland: Saldo.ch/dubios-de
Auch das Magazin «K-Geld» veröffentlicht eine Warnliste. Darauf stehen Unternehmen, die nach Angaben aus der Leserschaft Geldanlagen und Finanzprodukte verkaufen, bei denen Chancen und Risiken in einem Missverhältnis stehen können. Die Liste wird regelmässig aktualisiert: Saldo.ch/warnliste