Wer konsequent auf Geräte mit einem geringen Stromverbrauch setzt, kann seine Stromrechnung senken. Würden alle Schweizer Privathaushalte zu den effizientesten Geräten wechseln, könnte man viel Strom sparen. Doch gemäss neuesten Zahlen des Bundesamts für Energie gehen die Verkaufszahlen bei den Geräten der sparsamsten Effizienzklasse zurück.
Zahlreiche Kantone, Städte und Gemeinden subventionierten in den vergangenen Jahren den Kauf von stromsparenden Haushaltgeräten. Stadtzürcher zum Beispiel erhielten von 1997 bis 2015 bis zu 400 Franken beim Kauf eines Kühlschranks, Tiefkühlers oder einer Kaffeemaschine. Einzige Bedingung: Die Geräte mussten die sparsamste Effizienzklasse A++ und später A+++ aufweisen. Laut Auskunft des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich wurden rund 32 000 Kühlschränke und 4000 Kaffeemaschinen verbilligt.
Nur noch wenige Gemeinden vergünstigen Haushaltgeräte
Heute haben nur noch wenige Gemeinden entsprechende Angebote, zum Beispiel die Stadt Zug, Egolzwil ZH, Erstfeld UR oder Goms VS. «Es stimmt, dass solche Förderprogramme nicht mehr im gleichen Ausmass vorhanden sind wie vor zehn Jahren», bestätigt Andrea Berger-Wey, Projektleiterin von Topten.ch. Das ist eine Website der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz. Konsumenten finden dort besonders energieeffiziente Elektrogeräte.
Bei Unternehmen zeigt sich die öffentliche Hand grosszügiger als bei Privatpersonen. Firmen haben im Rahmen des «Förderprogramms energieeffiziente Gewerbegeräte» des Bundesamts für Energie über 200 subventionierte Produkte zur Auswahl: Getränkekühler, Glace-Truhen, Tiefkühltruhen, Kühlregale, Minibars oder Verkaufsautomaten. Der Bund übernimmt bis zu 25 Prozent des Kaufpreises.
Prokilowatt: 441 Mal Geld für die Industrie, kein Geld für Private
2009 lancierte der Bundesrat «Prokilowatt», das grösste Stromsparprojekt des Bunds. Es soll «Industrie- und Dienstleistungsbereich sowie Haushalte» zum Stromsparen motivieren. Insgesamt betrug das Fördervolumen bislang 220 Millionen Franken.
Privathaushalte gingen bei den bisher 441 bewilligten Prokilowatt-Projekten jedoch leer aus. Das zeigt eine saldo-Auswertung sämtlicher geförderter Projekte. Einzige Ausnahme sind Subventionen für Beleuchtungen in Mehrfamilienhäusern oder der Ersatz von Elektroboilern durch Wärmepumpen.
Der grösste Schweizer Getränkehersteller, Feldschlösschen, bekam von Prokilowatt 200 000 Franken, um seine Mehrwegflaschenabfüllanlage zu modernisieren. Der grösste Schweizer Milchverarbeiter, Emmi, erhielt knapp 150 000 Franken für neue Öfen. Denner und Landi installierten in ihren Läden neue Lampen. Sie kassierten dafür 85 000 respektive 100 000 Franken. Und Globus bekam für neue Lampen in der Genfer Filiale über eine Viertelmillion Franken. Pikant: Vor zwei Jahren sorgte die Ems-Chemie für Aufsehen, weil sie zwischen 2012 und 2016 mehr als 300 000 Franken von Prokilowatt erhielt – und ihre Chefin und SVP-Nationalrätin, Magdalena Martullo-Blocher, gleichzeitig in Bern die Subventionen anprangerte.
Besonders stossend: Die Gelder für Prokilowatt stammen aus dem Netzzuschlag. Diesen bezahlen die Konsumenten mit jeder verbrauchten Kilowattstunde Strom. Davon bekommt Prokilowatt jährlich bis zu 50 Millionen Franken. Das heisst: Die privaten Stromverbraucher müssen die Stromsparprojekte von Unternehmen finanzieren.
Das Bundesamt für Energie begründet die einseitige Ausrichtung auf die Wirtschaft mit gesetzlichen Vorgaben, «wonach die Fördermittel möglichst dort eingesetzt werden sollen, wo damit am meisten Strom eingespart werden kann». Denn dann sinke die Umweltbelastung und davon profitierten auch Privatpersonen.
Das sieht Giuse Togni, Vorstandsmitglied der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz, anders: «Diese Vergabepolitik begünstigt die grossen Energieverbraucher.» Die Mieter gingen leer aus. «Das ist sehr asozial.»