Die Gemeinde Zürich ist die grösste Liegenschaftsverwalterin der Stadt: Sie vermietet 8985 Wohnungen, 979 Geschäftsräume, Restaurants, Kioske, Parkhäuser – und das Stadion Letzigrund. Die 110 Millionen Franken für den Neubau bezahlte 2005 die öffentliche Hand. Später investierte die Stadt weitere 15,2 Millionen Franken, um das Stadion tauglich für die Euro 2008 und die Super League zu machen. Hauptmieter sind zurzeit die beiden städtischen Fussballclubs FC Zürich (FCZ) und Grasshopper-Club (GC).
Seit die beiden Clubs ihre Heimspiele im Letzigrund austragen, feilschen die Vereinsspitzen mit der Stadt um bessere Mietkonditionen. 2014 machten die Stadtrivalen FCZ und GC gemeinsame Sache: Sie kündigten die Mietverträge mit der Stadt per Juni 2015. Die beiden Clubs hielten 870 000 Franken Miete pro Verein und Saison für zu hoch. Die Verträge wurden neu verhandelt. Fortan betrug der Grundzins 500 000 Franken, dafür wurde die Leistungskomponente ausgebaut. Gruppen- und Playoffspiele in der Europa und der Champions League kosten extra.
FCZ-Besitzer sind Multimillionäre
Der Mietvertrag mit dem FCZ enthält zudem eine Abstiegsklausel: «Sollte die 1. Herren-Mannschaft in die Challenge -League absteigen, so endigt dieser Mietvertrag auf den Ablauf der entsprechenden Fussballsaison, ohne dass es einer Kündigung bedarf.»
Seit diesem Jahr ist der FCZ zweitklassig. Im neuen Mietvertrag hat die Stadt die Grundmiete auf gut die Hälfte reduziert: auf 275 000 Franken. Wäre die Stadt auch bereit, den Zins für gewöhnliche Mieter zu senken, die Lohneinbussen zu beklagen hätten? Nein, sagt die Stadt. Diese Beispiele könne man nicht vergleichen.
Das Budget der FC Zürich AG beläuft sich pro Jahr im Durchschnitt der letzten fünf Jahre auf mehr als 20 Millionen Franken. Die Aktien der FCZ AG gehören zu 90 Prozent dem Ehepaar Ancillo und Heliane Canepa. Die «Handelszeitung» schätzt ihr Vermögen auf 40 Millionen Franken.
Argument der sinkenden Zuschauerzahlen zieht nicht
Der Stadtrat begründet das Entgegenkommen damit, dass der FCZ in der neuen Saison wegen sinkenden Zuschauerzahlen mit «substanziell weniger Einnahmen» rechnen müsse. Zudem sei der angestrebte Wiederaufstieg in die Super League «nur mit einem kostspieligen Team und guten Rahmenbedingungen möglich».
Das heisst, die Stadt Zürich verzichtet zugunsten des FCZ auf Einnahmen. Pikant: Trotz Abstieg sind die Zuschauerzahlen in der aktuellen Saison für den FCZ rekordhoch. 13 704 Zuschauer fanden am ersten Spieltag der neuen Saison den Weg in den Letzigrund. Letzte Saison spielte der FCZ als Heimmannschaft nur ein einziges Mal vor mehr Fans.