Schwarzer Hautkrebs ist aggressiv. Im fortgeschrittenen Stadium überleben Patienten nicht einmal mehr ein Jahr. Ältere Medikamente wie Dacin konnten daran nichts ändern. Jetzt soll eine neue Generation von Medikamenten den Krebs besser bekämpfen. Dazu gehören Mittel wie Keytruda oder Yervoy.
Die «Pharmazeutische Zeitung» jubelte von einer «neuen Ära der Tumorkontrolle». Doch die teuren Medikamente vollbringen keine Wunder. Das zeigt eine Analyse der Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm». Die Medikamente kommen vor allem bei fortgeschrittenem Krebs zum Einsatz, wenn der Tumor bereits erste Ableger gebildet hat (siehe Tabelle im PDF).
In diesem Stadium sollen Medikamente das Rückfallrisiko reduzieren. Beispiel Keytruda: In einer Studie der Uni Paris hatten 71 von 100 Patienten innert anderthalb Jahren keinen Rückfall – nur 18 mehr als bei einem Placebo. Laut «Arznei-Telegramm» vermindert auch Opdivo die Zahl der Rückfälle. Wie gut sie langfristig schützen, ist unklar. Laut Fachleuten brauche es dafür Studien, die auf mindestens drei Jahre angelegt sind. Eine solche gibts nur bei den Kombi-Medikamenten Mekinist und Tafinlar, die man bei Hautkrebs mit einer bestimmten Genveränderung einsetzt. Sie bewahren rund 20 von 100 Patienten vor einem Rückfall.
Bei fortgeschrittenem Hautkrebs im vierten Stadium, der bereits andere Organe befallen hat, geht es nicht mehr darum, Rückfälle zu verhindern. Die Medikamente sollen die verbleibende Lebenszeit verlängern. Auch hier ist ihr Nutzen begrenzt. Nur Keytruda und Opdivo verlängern das Leben deutlich um rund 24 Monate. Bei Tumoren mit Genveränderung verlängern Kombi-Medikamente wie Cotellic und Zelboraf das Leben immerhin noch um 9 bis 20 Monate. Mit Yervoy hingegen lebten die Patienten in einer Studie mit 500 Teilnehmern gerade mal 2 Monate länger als bei einer Chemotherapie mit Dacin.
Und: Patienten müssen teils schwere Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Keytruda, Opdivo und Yervoy greifen ins Immunsystem ein. Dies kann zu Entzündungen führen, zum Beispiel in Darm, Leber, Nieren oder Lunge. In der Fachliteratur sind mehrere Todesfälle beschrieben.
Die neuen Medikamente sind zudem sehr teuer. Die Therapie mit Yervoy kostet pro Monat über 17 000 Franken, mit Kombi-Medikamenten sind es rund 10 000 Franken.
In frühen Stadien brauchen Melanom-Patienten keine Medikamente. Die Ärzte schneiden dann die betroffene Hautstelle heraus. Bei dickeren Tumoren im zweiten Stadium setzen Ärzte manchmal Roferon-Spritzen ein. Auch hier ist der Nutzen gering. Sie verlängern die Lebenszeit nur bei Patienten, deren Tumor stark lädiert und wund ist.
Roche schreibt, dass sie Roferon im nächsten halben Jahr vom Markt nehme, da Ärzte es nicht mehr oft einsetzen. Laut Novartis gebe es Hinweise, dass Tafinlar und Mekinist im dritten Stadium die Lebenszeit verlängern. MSD schreibt, dass Keytruda in einer Studie sehr selten schwere Entzündungen des Darms und der Leber verursachte, nicht jedoch in Nieren und Lunge. Mektovi und Braftovi wirken gemäss Pierre Fabre besser und seien verträglicher als andere Kombinationen. Laut Lipomed hat Dacin noch immer einen Stellenwert, falls die neuen Medikamente einem Patienten nicht mehr helfen.