Mehrwegbecher mit fraglichem Umweltnutzen
Das Jungunternehmen Kooky will den Gebrauch von Mehrwegbechern fördern. Die Ökobilanz ist umstritten.
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saldo 17/2022
25.10.2022
Eric Breitinger
Mehr als 100 graue Kooky-Boxen stehen zum Beispiel im Basler Bahnhof SBB, im Zürcher Hauptbahnhof oder am Bahnhof Muttenz BL. In diese Boxen kann man gebrauchte Kooky-Mehrwegbecher werfen. Diese kauft man inklusive Getränk in einer Filiale von Caffè Spettacolo, Brezelkönig oder Super Guud. Der Polypropylen-Becher kostet 1 Franken Depot.
Wer mitmacht, akzeptiert personalisierte Werbung
Bei Einwurf des lee...
Mehr als 100 graue Kooky-Boxen stehen zum Beispiel im Basler Bahnhof SBB, im Zürcher Hauptbahnhof oder am Bahnhof Muttenz BL. In diese Boxen kann man gebrauchte Kooky-Mehrwegbecher werfen. Diese kauft man inklusive Getränk in einer Filiale von Caffè Spettacolo, Brezelkönig oder Super Guud. Der Polypropylen-Becher kostet 1 Franken Depot.
Wer mitmacht, akzeptiert personalisierte Werbung
Bei Einwurf des leeren Bechers in die Box erhält man 90 Rappen zurück – aber nur via eine spezielle App. Wer diese auf dem Handy installiert, braucht eine Kredit- oder eine Debitkarte und muss die Datenschutzerklärung akzeptieren. Die Benutzer müssen zustimmen, Werbung zu erhalten. Und sie willigen ein, dass Kooky ihr Surfverhalten mit Trackingprogrammen von Google Analytics, Adjust oder Facebook ausspioniert.
Betreiberin der Kooky-Boxen ist die Zürcher Cebs AG. Sie verspricht, die Mehrwegbecher aus den Boxen zu holen, abzuwaschen und den Verkaufsstellen zurückzubringen. Die App meldet nach der Rückgabe eines Bechers: «Jedes Mal vermeidest Du eine Emission von 17,33 Gramm CO2.»
Wie kommt Kooky auf diese Menge? Auf Nachfrage beruft sich Kooky-Chef Torge Barkholtz auf eine vom Unternehmen bezahlte Ökobilanz der Ostschweizer Fachhochschule. Ihr zufolge ergibt sich diese Einsparung im Vergleich zu Einwegbechern, wenn man den Kooky-Becher mindestens acht Mal benutzt. Im Durchschnitt werde ein Becher 14 Mal zurückgebracht.
Ökobilanzexperte Niels Jungbluth aus Schaffhausen hat die Zahlen für saldo nachgerechnet. Sein Fazit: Folgt man der Studie, dann liegt die Ersparnis nach 14 Umläufen bei rund 6 Gramm C02 pro Bechergebrauch – und nicht bei 17 Gramm. Jungbluth: «Der Umweltnutzen ist übertrieben.» Kooky besteht auf den gemachten Angaben.