Mehr Päckli und mehr Briefe – trotzdem schliesst die Post Filialen
Rund 800'000 Personen verlieren in den nächsten vier Jahren den Zugang zu ihrer Postfiliale. Die Post setzt auch dort Schliessungen durch, wo die Zahl der Pakete und Briefe markant zunimmt.
Inhalt
- Poststellenabbau im Vergleich
saldo 19/2024
20.11.2024
Christian Gurtner
Vor vier Jahren versprach die Post, 800 ihrer ursprünglich über 4000 Filialen zu erhalten. Doch das gilt nicht mehr: Ende Oktober kündigte der Bundesbetrieb die Schliessung von 169 weiteren Post stellen bis 2028 an. Der Abbau betrifft rund 10 Prozent der Bevölkerung:
- Rund 789'000 Personen verlieren den Zugang zu ihrer Filiale. So viele Leute wohnen insgesamt in den Gemeinden und in den Quartieren grösserer Städte, in denen die Post schliesst...
Vor vier Jahren versprach die Post, 800 ihrer ursprünglich über 4000 Filialen zu erhalten. Doch das gilt nicht mehr: Ende Oktober kündigte der Bundesbetrieb die Schliessung von 169 weiteren Post stellen bis 2028 an. Der Abbau betrifft rund 10 Prozent der Bevölkerung:
- Rund 789'000 Personen verlieren den Zugang zu ihrer Filiale. So viele Leute wohnen insgesamt in den Gemeinden und in den Quartieren grösserer Städte, in denen die Post schliesst.
- Schlüsselt man diese Gesamtzahl auf, zeigt sich: In 143 Dörfern verlieren fast 516'000 Einwohner ihre Poststelle. In 15 grösseren Städten schliesst die Post 26 Filialen. In den betroffenen Stadtkreisen wohnen rund 273'000 Personen. Auch Filialen mit sehr grossem Einzugsgebiet verschwinden. So die Filiale Voltacenter im Basler Quartier St. Johann mit 19'550 Bewohnern. Die Schliessung im Zürcher Stadtkreis Riesbach betrifft 17'860 Personen.
Post verdiente 335 Millionen Franken mit Briefen und Paketen
Die Filialen werden trotz teilweise zunehmender Kundschaft geschlossen, etwa jene in Riedholz SO. Gemeindepräsidentin Sandra Morstein erzählt von einem Treffen mit der Post, an dem man ihr aktuelle Zahlen vorlegte: Dem nach verdoppelte sich seit 2014 die Zahl der in der Gemeindepost versendeten Pakete fast. «Es wurden auch nicht weniger Briefe aufgegeben, sondern mehr.» Der Gemeindeschreiber von Rafz ZH, Manfred Hohl, sagt: «Unsere Post ist beliebt und gut besucht.»
Am Schalter stehe man oft Schlange. In Riedholz entsteht ein neuer Ortsteil mit 2300 Einwohnern. Und die Post stelle in Rafz zieht immer mehr Pendler aus Schaffhausen an. Doch solche Entwicklungen interessieren die Post nicht. Sie schreibt saldo: Landesweit sei «die Zahl der Schaltergeschäfte rückläufig». Allerdings macht die Post mit Briefen und Paketen Millionengewinne. 2023 waren es laut Geschäftsbericht 335 Millionen Franken. Was die Post nicht sagt: Indem sie Filialen abbaut, drängt sie die Leute ins Internet.
Kunden müssen immer weitere Wege auf sich nehmen, und bei den verbliebenen Filialen verschlechtert die Post die Öffnungszeiten (saldo 6/2024). Und sie verlangt am Schalter höhere Preise als im Internet:
- Für ein Päckli bezahlen Schalterkunden Fr. 1.50 mehr als Internetbenutzer.
- Für das Umleiten von Briefen an eine andere Adresse verlangt die Post am Schalter 22 Franken, im Internet nur 10 Franken. Auch andere Dienstleistungen sind am Schalter viel teurer.
- Für Einzahlungen am Schalter verlangt die Post vom Rechnungssteller Gebühren von Fr. 1.20 bis Fr. 3.95 pro Zahlung. Die meisten Firmen belasten diese Gebühren ihren Kunden.
Dorfläden und Agenturen bieten nicht den vollen Postservice
Die Post verspricht, dass man bei Filialschliessungen eine Ersatzlösung im Dorfladen oder in einer Apotheke suche. Eine Garantie für Ersatz gibt es aber nicht. Und: Diese sogenannten Agenturen bieten viele Postdienstleistungen nicht an. So können Kunden keine Auslandpakete aufgeben, ausser sie füllen die Zolldeklaration im Internet selbst aus. Ebenfalls nicht möglich sind Einzahlungen in bar und das Abheben grösserer Geldbeträge.
Zuletzt verschlechterte die Post die Bedingungen: Die Dorfläden erhielten teils 20 Prozent weniger Entschädigung für die gleiche Arbeit («K-Tipp» 1/2023). In den letzten drei Jahren kündigten über 200 Geschäfte ihre Verträge mit der Post, wie die Post bestätigt.