Medizinische Hilfsmittel: Überhöhte Preise
Das Geschäft mit medizinischen Hilfsmitteln rentiert. Weil die Behörden die vergüteten Höchstpreise viel zu hoch ansetzen.
Inhalt
saldo 12/2010
21.06.2010
Letzte Aktualisierung:
22.06.2010
Stefan Schuppli
Die Preise von Hilfsmitteln für IV-Rentner wie Hörgeräte, Rollstühle oder Spezialschuhe sind häufig viel zu hoch (saldo 10/10). Doch auch bei anderen auf ärztliches Rezept erhältlichen medizinischen Hilfsmitteln wird kräftig abgesahnt. Beispiel Diabetiker: Sie müssen täglich den Blutzuckerwert messen. Messgeräte und Papierteststreifen bekommen sie in der Apotheke...
Die Preise von Hilfsmitteln für IV-Rentner wie Hörgeräte, Rollstühle oder Spezialschuhe sind häufig viel zu hoch (saldo 10/10). Doch auch bei anderen auf ärztliches Rezept erhältlichen medizinischen Hilfsmitteln wird kräftig abgesahnt. Beispiel Diabetiker: Sie müssen täglich den Blutzuckerwert messen. Messgeräte und Papierteststreifen bekommen sie in der Apotheke. Sie werden bis zu einem behördlich festgelegten Höchstpreis von der Krankenkasse vergütet.
Oft verlangen die Apotheken und andere Abgabestellen diesen Höchstpreis. Obwohl es auch billiger ginge. Wird nämlich der behördliche Höchstpreis gesenkt, sinken die Verkaufspreise. Als beispielsweise jener der Teststreifen für Diabetiker auf Jahresbeginn um 10 Prozent gesenkt wurde, zogen die Apotheker prompt nach.
Doch das ist immer noch viel zu wenig. Der amtliche Höchstpreis für 50 Teststreifen liegt heute bei Fr. 52.30. Der Krankenkassenverband Santésuisse hat aber kürzlich mit dem Lieferanten Dynamicare einen Vertrag abgeschlossen, der zum halben Preis liefert.
Jährliches Sparpotenzial von 90 Millionen Franken
Gerade im Diabetikbereich seien grosse Einsparungen möglich, sagt Stephan Colombo, Ökonom bei Santésuisse: «Bei einem Umsatz von 80 bis 100 Millionen pro Jahr sehen wir allein auf diesem Gebiet ein Sparpotenzial von 40 bis 50 Millionen Franken.» Doch auch in anderen Bereichen, etwa bei Inkontinenzprodukten, Wundverbänden und Injektionshilfen werde heute zu viel bezahlt.
Insgesamt ortet der Verband bei medizinischen Hilfsmitteln und Geräten ein Sparpotenzial von 90 Millionen Franken pro Jahr. Der Jahresumsatz im Bereich der von Krankenkassen vergüteten medizinischen Hilfsmittel beträgt gemäss Santésuisse 600 Millionen Franken.
Die Höchstvergütungen sind auf der Mittel- und Gegenständeliste festgehalten. Bei Neuaufnahme einer Produktgruppe entsprächen die Vergütungspreise «einem Durchschnittspreis der auf dem Markt erhältlichen Produkte», heisst es beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Werden bisherige Preise angepasst, wird die für die Liste zuständige Kommission beigezogen.
In dieser sind Leistungserbringer, Industrie, Krankenversicherungen, Patientenorganisationen und das BAG vertreten. Eine Revision der Liste ist geplant, aber ein Termin steht noch nicht fest, heisst es beim BAG.