Die 54-jährige Regula Keller aus Wattwil SG hatte starke Schmerzen im Daumengelenk. «Ich konnte kaum noch einen Flaschendeckel aufschrauben», erinnert sie sich. «Auch beim Schreiben hatte ich Schmerzen.» Seit sie nur noch selten Fleisch und Milchprodukte isst, dafür viel Gemüse und Früchte, gehe es ihr deutlich besser. Die Schmerzen seien zurückgegangen.
Rheumaärzte bestätigen: Das Essen hat einen Einfluss auf Arthroseschmerzen. Zwar kann man mit der Wahl der Lebensmittel den Abbau der Gelenkknorpel nicht stoppen. Aber die richtigen Lebensmittel vermindern Entzündungen.
Der Zürcher Rheumaarzt Christoph Reich empfiehlt Betroffenen, zu Raps- und Leinöl sowie Meeresfisch zu greifen. Sie enthalten viele Omega-3-Fettsäuren. Es gebe Hinweise darauf, dass diese Entzündungsreaktionen dämpfen, sagt Reich. «Das kann Arthrosepatienten helfen.»
Eine neue Studie, die im Fachblatt «Arthritis Care & Research» erschien, bestätigt das: Testpersonen mit Kniearthrose, die weniger tierische Fette und mehr Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen, haben gesündere Gelenke.
Reich rät zudem, weniger Fleisch, Eier und Milchprodukte zu essen. Denn diese Lebensmittel stören das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper. «Es gibt Hinweise, dass die Gelenke positiv auf eine Ernährung reagieren, die neutral ist bezüglich Säuren und Basen», sagt Reich.
Säure in Fleisch, Milch und Eiern fördert Entzündungen
Ein weiterer Grund, der dafür spricht, den Fleischkonsum zu drosseln: Pflanzliche Lebensmittel enthalten weniger Arachidonsäure. Der Münchner Ernährungsmediziner Olaf Adam erklärt: «Arachidonsäure fördert Entzündungen in von Arthrose betroffenen Gelenken. Sie ist enthalten in Fleisch, Wurst, Milch, Käse und Eiern.»
Rheumaarzt Hans Dieter Hüllstrung aus Liestal BL empfiehlt Arthrosepatienten mediterrane Kost mit wenig Fleisch und viel Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Raps- und Olivenöl: «Sie enthält viele Omega-3-Fettsäuren und wenig Arachidonsäure.» Das sei nicht nur für die Gelenke gut, sondern senke auch das Risiko für Herzkrankheiten. Wer an Arthritis erkrankt ist, profitiere ebenfalls davon.
Rheumatologe Christoph Reich warnt jedoch vor zu grossen Hoffnungen. «Die Ernährung hat einen vergleichsweise bescheidenen Einfluss auf die Arthrose», sagt der Zürcher Arzt. Wichtig sei es für Betroffene, das Gewicht zu halten oder zu reduzieren und sich regelmässig zu bewegen. Denn übermässige Kilos belasten Knie- und Hüftgelenke.