Plötzlich reagiert der Körper anders: Die Sonne brennt viel stärker auf der Haut als früher. Trotz Sonnencreme wird sie rötlich und fleckig. Es bildet sich Sonnenbrand. Ein häufiger Grund für die zunehmende Sonnenempfindlichkeit könnten Medikamente sein, welche die Haut anfälliger auf UV-Strahlen machen. Günther Hofbauer, leitender Arzt an der Dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich, kennt diese Problematik. Er ergänzt: «Neben schnellerem Sonnenbrand können auch bleibende und verzögerte Hautveränderungen auftreten.»
Blutdrucksenker: Höheres Risiko für weissen Hautkrebs
Die Wirkungen stammen von Aknemitteln, aber auch von Medikamenten, die nichts mit der Haut zu tun haben: Antibiotika, Antidepressiva, Blutdrucksenker, Herzmedikamente, Schmerz- oder Malariamittel. «Wer gewisse Blutdrucksenker verwendet, hat ein doppelt so hohes Risiko für weissen Hautkrebs», sagt Günther Hofbauer. Dazu zählen Medikamente wie Esidrix oder Disalunil.
Entscheidend für die Sonnenempfindlichkeit der Haut sind spezielle Inhaltsstoffe, die in den Medikamenten enthalten sind. Solche Stoffe befinden sich zum Beispiel in den Schmerzmitteln Naproxen, Diclofenac, Ibuprofen oder Ponstan, im Herzmedikament Amiodaron oder im Antidepressivum Amitriptylin. Auch Hormone wie Östrogene können die Wirkung der Sonne auf die Haut verstärken. Wer nach dem Sonnenbad ungewöhnliche Hautreaktionen bemerkt, sollte einen Arzt aufsuchen.
Übrigens: Nicht nur rezeptpflichtige Medikamente können die Sonnenempfindlichkeit der Haut steigern. Auch rein pflanzliche Produkte wie Johanniskraut, das gegen Depressionen helfen soll, haben eine solche Wirkung.
Und auch ganz ohne Medikamente ist Vorsicht angebracht. Manchmal reicht bereits der Ausflug auf die Badewiese. Denn die Säfte in Gräsern können laut Günther Hofbauer die Hautempfindlichkeit auf Sonnenstrahlen ebenfalls steigern. Deshalb ist es ratsam, sich fürs Sonnenbad auf ein Tuch zu legen.
Eine erweiterte Liste der problematischen Wirkstoffe in Medikamenten finden Sie hier.
Tipps: Sonne und Medikamente
Das können Sie tun, wenn Ihre Haut nach der Einnahme von Medikamenten empfindlicher auf die Sonne reagiert:
- Verwenden Sie wenn möglich Medikamente, die nur kurze Zeit wirken.
- Reduzieren Sie die Dosis, soweit möglich.
- Nehmen Sie die Mittel wenn möglich abends ein.
- Meiden Sie Solarien – und die Sonne von 11 bis 15 Uhr.
- Schützen Sie sich mit Sonnencreme und Kleidern gegen UV-Strahlen.
Achtung: Verwenden Sie einen hohen Sonnenschutzfaktor von 20 oder mehr. Cremen Sie sich reichlich ein. Dermatologe Günther Hofbauer: «Die meisten Leute tragen nur rund ein Viertel der Crememenge auf, die nötig wäre, um den angegebenen Schutzfaktor zu erreichen.» So wird aus Faktor 20 schnell einmal nur Faktor 5.
Beispiel: Wenn sich die Haut normalerweise nach 10 Minuten Sonnenbad rötet, verlängert sich diese Zeit mit einer Creme mit Sonnenschutzfaktor 20 um das 20-Fache, also auf 200 Minuten. Cremt man nur ein Viertel der Menge ein, beträgt die Zeit nur 50 Minuten.
Für einen erwachsenen Körper braucht man mindestens 30 Milliliter Sonnencreme. Dies entspricht ungefähr drei Esslöffeln. Mehrmals täglich eincremen verlängert nicht die Dauer des Sonnenbades, erneuert aber den Schutz. Aktuelle Tests zu Sonnencremes finden sich in saldo 12/13 und 20/12.