Was sind Generika?
Generika enthalten die gleichen Wirkstoffe wie das Originalmedikament. Auch die Dosis ist gleich, nur der Name nicht. Generika kommen auf den Markt, wenn der Patentschutz abgelaufen ist. Tablettengrösse und Form können jedoch vom Original abweichen. Laut Christoph R. Meier, Chefapotheker am Unispital Basel, ist es auch möglich, dass sich die «Hilfsstoffe vom Original unterscheiden». Zum Beispiel verwenden die Hersteller unterschiedliche Süss- oder Konservierungsstoffe.
Wirken Generika gleich gut wie das Original?
Ja. Das Generikum muss genauso wirksam und verträglich sein wie das Original. Der Hersteller muss das bei der Zulassung mit Tests belegen. Gemäss Etzel Gysling, Herausgeber des Fachblatts «Pharma-Kritik», sind «keine grösseren Probleme bekannt, die durch den Gebrauch von Generika entstanden». Kürzlich sorgten allerdings Blutsenker mit dem Wirkstoff Valsartan für Aufregung. Mehrere Schweizer Hersteller mussten Generika zurückrufen. Grund: Der chinesische Produzent hatte sie mit krebserregenden Substanzen verunreinigt («Gesundheitstipp» 9/2018). «Das hätte aber bei Originalpräparaten auch passieren können», sagt Gysling.
Lässt sich das Original problemlos ersetzen?
Ja, es sei denn, Patienten reagieren auf bestimmte Hilfsstoffe allergisch. Das ist aber sehr selten.
Was kosten die Nachahmerpräparate?
Generika sind fast immer billiger als das Original. Es gibt nur wenige Ausnahmen (saldo 18/2011). Bei kassenpflichtigen Generika beträgt der Preisunterschied in der Apotheke im Durchschnitt 30 Prozent. Das errechnete der Krankenkassenverband Curafutura im vergangenen Jahr. Der Patient zahlt bei den meisten kassenpflichtigen Generika nur 10 Prozent Selbstbehalt – beim Original sind es 20 Prozent. Bei einigen wenigen Generika werden ebenfalls 20 Prozent fällig. Grund: Sie sind mindestens 10 Prozent teurer als das günstigste Drittel aller kassenpflichtigen Arzneimittel mit dem gleichen Wirkstoff.
Warum sind Generika günstiger?
Die Hersteller von Generika müssen das Medikament nicht neu entwickeln, sondern nur die Produktionskosten tragen. Diese sind laut Andreas Schiesser vom Krankenkassenverband Curafutura gering. Originalmedikamente geniessen in der Regel 20 Jahre lang Patentschutz. In dieser Zeit darf nur der Hersteller das Original produzieren und verkaufen.
Lohnt es sich auch bei Generika, die Preise von verschiedenen Herstellern zu vergleichen?
Ja. Zum Beispiel kosten 100 Tabletten à 40 mg des Magensäurehemmers Pantozol von Takeda in der Apotheke Fr. 75.60. Für gleich viel Pantoprazol-Tabletten von Spirig oder Mepha zahlt man Fr. 54.85. Auf der Website Mymedi.ch kann man die Preise und Selbstbehalte vergleichen.
Wie viele Generika werden in der Schweiz verschrieben?
Jedes fünfte verschriebene kassenpflichtige Medikament in der Schweiz ist ein Generikum (22 Prozent). Das ist deutlich weniger als etwa in Deutschland (81 Prozent), Grossbritannien (78 Prozent) oder Frankreich (30 Prozent, siehe Grafik im PDF ). Im vergangenen Jahr verkauften Apotheken und Ärzte für rund eine Milliarde Franken kassenpflichtige Generika – vier Prozent mehr als im Vorjahr. Der geringe Generikaanteil in der Schweiz hat verschiedene Gründe. Zum Beispiel verdienen Apotheker und Ärzte mehr an teuren Präparaten als an billigen (saldo 4/2018). Zudem erschweren Gesetze, dass Hersteller mehr neue Generika auf den Schweizer Markt bringen (saldo 7/2015).
Kosten Generika in der Schweiz mehr als im Ausland?
Ja, massiv. Beispiel: In den Niederlanden kostet eine 40-Milligramm-Tablette des Magensäurehemmers Pantoprazol von Sandoz in der 105-Tabletten-Packung 3 Rappen. In Schweizer Apotheken sind es 54 Rappen – fast 18-mal mehr. Das liegt auch daran, dass der Grosshandelspreis der Hersteller in der Schweiz im Durchschnitt doppelt so hoch ist wie der in neun europäischen Ländern, beispielsweise Deutschland, Österreich oder Frankreich. Das zeigen Preisvergleiche der Verbände Santésuisse und Interpharma.
Wer produziert die Schweizer Generika?
Die Pharmafirmen stellen ihre Medikamente meist in Europa und zu einem geringen Anteil in der Schweiz her. Das sagt Axel Müller vom Branchenverband Intergenerika. 80 Prozent der verwendeten Wirkstoffe stammten aus Indien und China. Die Hersteller machen keine Herkunftsangaben.
Werden Generika in der Schweiz künftig billiger?
Ja – behauptet der Bundesrat. Er will ab 2020 ein sogenanntes Referenzpreissystem für patentabgelaufene Medikamente einführen. Das Bundesamt für Gesundheit wird einen Höchstpreis pro Generikawirkstoff festsetzen, den die Kassen erstatten. Laut dem Krankenkassenverband Curafutura lassen sich so mindestens 400 Millionen Franken im Jahr einsparen.