Noch immer sind die Hypothekarzinsen rekordtief. Am günstigsten sind Liborhypotheken. Bei Festhypotheken wird ein fixer Zinssatz über mehrere Jahre hinweg vereinbart. Libor-hypotheken folgen der Entwicklung des Liborzinses (London Interbank Offered Rate) und verändern sich laufend. Zurzeit beträgt der einmonatige Franken-Liborsatz 0,005 Prozent, für drei Monate 0,022 und für sechs Monate 0,0774 Prozent. Auf diesen Satz schlagen die Banken noch ihre Marge. Liborhypotheken kosten für die Kreditnehmer deshalb deutlich mehr: häufig über 1 Prozent. Die Differenz behält die Bank für sich.
In den letzten Monaten ist der Liborsatz gesunken. Für viele Banken war das aber kein Grund, die Libor-hypotheken zu vergünstigen. Im Gegenteil: Sie künden bestehende Liborhypotheken und machen ihren Kunden dann einen neuen Vertrag mit höheren Gewinnmargen beliebt.
«Bank wollte höheren Zins innert zehn Tagen durchsetzen»
So erging es zum Beispiel saldo-Leser M. B. aus Z.: Vor fünf Jahren schloss er bei der UBS eine Liborhypothek und zwei Festhypotheken ab. Vor ein paar Tagen erhielt er einen Brief der Bank: Sie müsse ihre Marge auf der Liborhypothek wegen geänderter Kreditkonditionen um das Zweieinhalbfache erhöhen. «Zuerst wollte das die Bank innerhalb von zehn Tagen durchsetzen», regt sich M. B. auf. Nach drei langen Telefonaten konnte er den Entscheid wenigstens um drei Monate hinauszögern.
M. B. wäre bessergestellt, wenn er nicht eine kurzfristig kündbare Liborhypothek abgeschlossen hätte. Die meisten Banken schliessen Liborverträge mit einer sogenannten Rahmenlaufzeit ab. Während dieser Laufzeit ist die Marge der Bank fix. Die Hypothek folgt der Entwicklung des Libors. Allerdings birgt ein solcher Rahmenvertrag für die Kunden auch die Gefahr, dass der Libor steigt und steigt – der Vertrag aber nicht kündbar ist. Ein solches Risiko lässt sich vermeiden. Lorenz Heim vom Hypothekenzentrum des Vermögenszentrums (VZ) rät: «Der Kunde sollte laut Vertrag während der Rahmenfrist jederzeit in eine Festhypothek wechseln können.»
Gegen das Risiko steigender Zinsen kann man sich absichern
Heim kennt aus der Praxis weitere unschöne Beispiele. So schlug eine grosse Kantonalbank einem Kunden bis anhin auf den Libor eine Marge von 0,65 Prozent – neu verlangt sie 1,15 Prozent. Das ist nicht alles: Statt des günstigeren 3-Monate-Libors bietet sie jetzt nur noch den teureren 6-Monate-Libor an.
Liborhypotheken sind für Wohnungsbesitzer heute die vorteilhafteste Lösung. Doch mit einem Trick versuchen die Banken, den Kunden diese für sie unattraktive Variante auszureden: Mit dem Argument des Zinsänderungsrisikos versetzen sie die Interessenten in Angst. Was sie verschweigen: Laut den Verträgen der meisten Banken kann man nicht nur auf den nächsten Fälligkeitstermin von einer Libor- auf eine Festhypothek wechseln. Man kann sich auch mit einem «Cap» absichern und ist so gegen einen überdurchschnittlichen Liboranstieg abgesichert.
Tipps: Hypo-Zinserhöhung: So können Sie sich wehren
- Grundsätzlich: Liborhypotheken sind weiterhin günstiger als Festhypotheken. Durch die Margenerhöhung der Banken vermindert sich der Vorteil lediglich. Man sollte sich nicht leichtfertig zu einem Wechsel in Festhypotheken überreden lassen.
- Schliessen Sie nur Verträge ab, bei denen die Bank die Liborhypothek nicht zu kurzfristig kündigen kann. Dafür definiert man eine Rahmenlaufzeit.
- Der Vertrag sollte eine Klausel enthalten, die den Wechsel von der Libor- in eine Festhypothek zulässt.
- Gegen steigende Zinsen bei Liborhypotheken kann man sich mit einem «Cap» absichern. Das verteuert die Hypothek allerdings.
- Dass die Liborzinsen schnell und stark steigen, wie Bankberater behaupten, ist unwahrscheinlich. Das zeigt die langjährige Beobachtung.