Ein saldo-Leser aus dem Kanton Solothurn erhielt von seiner Raiffeisen-Filiale einen Brief. Überschrift: «Anlegen mit Pfiff.» Seine Hausbank empfiehlt darin dem «sicherheitsorientierten Anleger» unter anderem die Kapitalanlage «Value Trend» der Helvetia Versicherung. Ist das Produkt empfehlenswert?
Bei «Value Trend» handelt es sich um eine gemischte Lebensversicherung. Konkret: Der Anleger bezahlt der Helvetia Versicherung bei Unterzeichnung einen bestimmten Betrag. Der Vertrag ist fix auf zehn Jahre abgeschlossen. Der grosse Teil der Summe nimmt über einen Index der Credit Suisse an der Entwicklung der globalen Finanzmärkte teil.
Die Helvetia garantiert die Rückzahlung eines Teils der investierten Summe. Mit der Anlage ist eine Todesfallversicherung verbunden. Dafür belastet die Helvetia eine Prämie.
Beispiel: Bei einer Einmalprämie von 100 000 Franken beträgt die garantierte Rückzahlung 91 201 Franken. Die Helvetia prognostiziert in ihren Unterlagen eine Wertentwicklung von 2 Prozent pro Jahr. Nach zehn Jahren würden so 111 174 Franken auf dem Konto liegen. Die garantierte Leistung bei Todesfall beträgt 101 233 Franken.
Dazu kommt: Bei dieser Geldanlage zweigt die Helvetia Versicherung einen Teil der Einmalprämie für Kosten ab. Das Gleiche gilt für Provisionen an den Verkäufer (in diesem Fall die Raiffeisen), Administration und Steuern.
Kosten schmälern den Ertrag massiv
111 174 Franken entsprechen einer Wertsteigerung von knapp 1,1 Prozent pro Jahr. Würde der Anleger
100 000 Franken über zehn Jahre zu 2 Prozent Zinsen investieren, hätte er am Ende – inklusive Zinseszins – knapp 122 000 Franken. Das sind knapp 11 000 Franken mehr als beim «Value Trend». Das heisst: Die Kosten schmälern den Ertrag massiv.
Wie sich diese zusammensetzen, erfährt der Anleger meist nicht. Einen Hinweis auf die Höhe der Abzüge gibt die Differenz zwischen der Einmalprämie und der garantierten Auszahlung: Je grösser die Differenz, desto höher die Abzüge.
Die Helvetia hält die Kostenstruktur dieser Anlage für «attraktiv». Sie wirbt damit, sie übernehme die Eidgenössische Stempelabgabe von 2,5 Prozent. Auf Nachfrage bestätigt sie jedoch, dass die Stempelgebühr im Kostenblock enthalten ist, den sie von der Einmalprämie abzieht.
Leistung per saldo tiefer als Einzahlung
Neben der Helvetia bieten aktuell auch andere Versicherer solche gemischten Anlagen an. Einige Beispiele: «Safe Invest» von der Baloise, «FlexSave Invest» von Swiss Life oder «Capital Star» von Axa Winterthur.
Die garantierten Rückzahlungen in allen Fällen sind geringer als bei der Helvetia: Bei einer Einmalprämie von 100 000 Franken garantiert die Baloise 88 000 Franken, die Swiss Life gut 86 000 Franken und die Axa Winterthur 85 000 Franken. Die Baloise wirbt ebenfalls damit, dass sie dem Kunden die Stempelabgabe von 2,5 Prozent der Prämie «schenkt».
Fazit: Die garantierten Leistungen liegen deutlich unter der Einzahlung. Als Vermögensanlage lohnen sich solche Verträge kaum. Die Versicherung ist häufig unnötig.
Tipp: Wer eine Todesfallversicherung abschliessen will, macht dies besser in einem separaten Vertrag, der auf die Bedürfnisse der konkreten Lebenssituation zugeschnitten ist.
Tipps
Für sicherheitsbewusste Anleger mit einem Anlagehorizont von 8 bis 10 Jahren gibt es bessere Anlagemöglichkeiten als Lebensversicherungen. Beispiele:
Die Cembra Money Bank zahlt für Kassenobligationen mit einer Laufzeit von 8 Jahren zurzeit einen Zins von 1,5 Prozent pro Jahr. Das heisst: Bei einer Anlagesumme von 100 000 Franken würde ein Anleger am Ende der Laufzeit und inklusive Zinseszins 112 649 Franken erhalten – 21 500 Franken mehr als die garantierte Auszahlung bei der Helvetia und knapp 28 000 Franken mehr als bei der Axa (siehe Oben).
Bei der Crédit Agricole Financements erhält man für ein zehnjähriges Festgeld 1 Prozent Zins. Aus 100 000 Franken werden so zum Laufzeitende insgesamt 110 462 Franken.