Offerten für Lebensversicherungen enthalten neben einer garantierten Sparrendite auch Prognosen für künftig anfallende Überschussbeteiligungen. Diese Zahlungen sind aber aus Sicht der Versicherungen freiwillig. Die Gesellschaften entscheiden frei, ob und wie viel Überschuss sie den Versicherten zukommen lassen wollen. Zudem: Die Berechnungsgrundlagen der Ausschüttungen sind undurchsichtig und für die Kunden nicht nachvollziehbar.
Ausgezahlte Beträge fast immer tiefer als angekündigt
Das Einzige, worauf sich Versicherungsnehmer beim Vertragsabschluss verlassen können, sind die garantierten Leistungen und Prämien. Denn die Überschussprognosen erweisen sich oft als Schall und Rauch. Kaum jemals schütten die Versicherer den Kunden Überschüsse in der prognostizierten Höhe aus. Das zeigen die Zahlen, die saldo von der Finanzmarktaufsicht Finma erhalten hat. Berücksichtigt wurden im Vergleich klassische Einzellebensversicherungen mit einem Spar- und Risikoteil. Der Vergleich basiert auf den Zahlen der fünf Jahre von 2008 bis 2012. Die tatsächlich erfolgten Ausschüttungen wurden in Relation gesetzt zum Total der versicherten Summen (Erlebensfallkapital oder Renten).
Resultat: Verhältnismässig am meisten hat im Jahr 2010 die Concordia Lebensversicherung an ihre Versicherten überwiesen: 6,3 Millionen Franken oder 0,57 Prozent der versicherten Summen.
Im Durchschnitt aller fünf Jahre kommt die Pax Lebensversicherung mit 0,29 Prozent auf den höchsten Wert. Dies, obwohl sie 2009 keinen Rappen freiwillig an ihre Kunden ausschüttete. Mit durchschnittlich 0,26 Prozent Überschüssen steht die Helvetia Lebensversicherung im Fünf-Jahres-Vergleich an zweiter Stelle, gefolgt von der Basler Leben mit 0,25 Prozent.
Am knausrigsten verhielt sich die Groupe Mutuel Vie: Sie schrieb ihren Kunden nur gerade bis zu 0,05 Prozent an Überschüssen gut.
Punkto Ausschüttungen schlecht gefahren sind auch die Versicherten der Mobiliar Lebensversicherung und National Leben mit durchschnittlichen Überschuss-Anteilen von 0,1 und 0,13 Prozent pro Jahr.
Die maximalen garantierten Zinssätze lagen bei den Einzellebensversicherungen in den fünf berücksichtigten Jahren zwischen 1,5 und 2 Prozent. Die ausbezahlten Überschüsse sind im Vergleich dazu sehr tief. Noch schlimmer: Sie sinken stetig, obwohl an der Börse in den letzten zwei Jahren viel Geld zu verdienen war.
Pax verspricht auch künftig höhere Ausschüttungen
Groupe Mutuel erklärt die tiefe Ausschüttungsquote mit den Vertragsportfolios mit vielen reinen Risikoversicherungen sowie einem hohen Anteil junger Verträge. Andere Versicherungen halten den Vergleich für nicht aussagekräftig, obwohl die Zahlen von der Finma stammen.
Die Pax Lebensversicherung führt das gute Resultat im Vergleich unter anderem auf die genossenschaftliche Organisation zurück. Deshalb könne die Pax einen Grossteil der Gewinne dem Überschussfonds zuweisen. Laut Sprecher Andreas Kiry ist kein Überschussfonds der Konkurrenten verhältnismässig besser gefüllt als derjenige der Pax. Die Versicherungsnehmer könnten auch in den kommenden Jahren überdurchschnittliche Ausschüttungen erwarten.