Mit Versprechen wie «Exzellentes Feuchtigkeitsmanagement» oder «feel cool in all conditions» werben Sportartikelhersteller für Laufshirts. Der Unterschied zu einem normalen T-Shirt aus Baumwolle: die funktionalen Leibchen aus Kunstfasern sollen den Körper beim Laufen besser abkühlen. Sie sollen auch keine Feuchtigkeit aufnehmen, sondern diese nach aussen wegleiten. Denn bleibt der Schweiss im Shirt, wird es schwer und klebt am Körper.
saldo wollte wissen, ob die Hersteller ihre Versprechen einhalten, und schickte zehn Laufshirts in zwei Labors. Dort prüften die Experten Funktion und Qualität des Materials. Für den Test ausgewählt wurden Damenshirts. Sämtliche Modelle sind auch in einer Herrenversion erhältlich. Bei einigen Marken sind Herrenmodelle etwas teurer. Viele der getesteten Modelle sind auch in anderen Farbversionen erhältlich.
Nur ein Laufshirt mit dem Gesamturteil «sehr gut»
Testsieger ist das günstigste T-Shirt der Ochsner-Sport-Eigenmarke PowerZone für Fr. 34.90. Es erreicht als einziges ein sehr gutes Gesamturteil. Diese Bewertung knapp verpasst hat das Shirt von Asics. Ebenfalls gut waren Extend und Ktec, die Eigenmarken von Migros SportXX und Athleticum. Mit der Note «gut» schnitten auch noch die Leibchen von Puma, Nike, Odlo und New Balance ab. Lediglich ein genügendes Urteil gab es noch für Adidas und Falke ESS. Falke hat mit Fr. 89.90 das teuerste Shirt im Test.
Ein Kurzarm-Laufshirt gehört zur Basisausrüstung aller Läufer. Es kommt in der wärmeren Jahreszeit zum Einsatz und sollte den Körper beim Joggen möglichst wirksam kühlen. Die beste Kühlungswirkung hat das Asics-Shirt «SS Top»: Es reduzierte die Temperatur des künstlichen Oberkörpers im Labor um 3,8 Grad. Relativ bescheiden ist dagegen die Kühlung beim Adidas «Supernova Short Sleeve Tee». Hier sank die Temperatur nur um 2,7 Grad. Für diesen Wert gab es bei diesem Kriterium noch ein «genügend».
«Falke Activity» saugt viel zu viel Schweiss auf
Die Laufshirts sollten sich nicht mit Schweiss vollsaugen, damit sich der Körper angenehm trocken anfühlt. Zudem verringert dies die Gefahr einer Unterkühlung. Am wenigsten Schweiss aufgesaugt hat der Testsieger, das «Shirt S/S» von PowerZone. Die Empa-Experten haben nach der einstündigen Laufphase auf der geprüften Fläche gerade mal 8,4 Gramm gemessen. Auch die Shirts von Puma, Extend und Ktec sogen weniger als 10 Gramm Schweiss auf.
Viel mehr Feuchtigkeit blieb im Adidas-Laufshirt zurück: 14,4 Gramm. Im teuren «Activity»-Shirt von Falke massen die Fachleute der Empa gar 17,2 Gramm. Das ist doppelt so viel wie beim Testsieger und führte zu einer ungenügenden Note bei diesem wichtigen Prüfpunkt. Die Empa-Experten vermuten einen Zusammenhang mit dem verwendeten Material: Das Falke-Shirt besteht aus Polyamid, alle anderen sind hauptsächlich aus Polyester gefertigt. Helena Kersting von Falke sagt dazu: «Wir setzen Polyamid ein, weil es auf der Haut ein gutes Tragegefühl vermittelt. Ausserdem ist es nicht so geruchsanfällig.»
Extend, Adidas und Nike wärmen am besten
Wer im Frühling frühmorgens oder am Abend joggen geht, ist froh, wenn das T-Shirt etwas wärmt, bevor man mit dem Laufen beginnt. Aus diesem Grund hat saldo die Shirts, die eine gute Wärmeisolierung bieten, etwas besser beurteilt. Wer Wert auf wärmendes Material legt, sollte ein Oberteil von Extend, Adidas oder Nike wählen. Diese sind am wärmsten. Wenn es hingegen sehr heiss ist oder man besonders anstrengende Aktivitäten unternimmt, wie zum Beispiel bergaufwärts joggen, sind eher Shirts mit einer möglichst geringen Wärmeisolation empfehlenswert. Wichtig ist, dass die T-Shirts trotzdem eine gute Kühlleistung ausweisen. Die Modelle von Falke, Asics und NewBalance bieten diese Eigenschaften.
PowerZone, Odlo und Asics: Sehr gute Materialeigenschaften
Die Shirts landen nach jeder Laufrunde in der Maschine, deshalb sollten sie häufiges Waschen gut überstehen. Sie sollten weder einlaufen, fusseln noch an Farbe verlieren, und die Nähte dürfen sich nicht verdrehen. Mit den besten Materialeigenschaften glänzen die Oberteile von PowerZone, Odlo und Asics. Beim Shirt von New Balance löste sich nach dem Waschen eine Naht, zudem war es an einer Stelle unsauber verarbeitet. Ursula Bayer vom Importeur Chrissports sagt, dass ein solches Shirt bei einer Reklamation eines Kunden auf jeden Fall ersetzt würde. Man habe noch weitere Shirts geprüft, aber keine Verarbeitungsmängel feststellen können.
Labor: Nach diesen Kriterien wurden die Laufshirts getestet
Die Empa in St. Gallen hat die Funktionalität der Laufshirts mit Hilfe einer speziellen Einrichtung geprüft: einem zylinderförmigen Torso, der einen Oberkörper simuliert. Das Material ist so aufgebaut, dass es den menschlichen Hautschichten nachempfunden ist. Der Zylinder wird mit Folien beheizt. Über 54 Düsen kann das Schwitzen während der sportlichen Betätigung simuliert werden. 20 Sensoren überwachen die Temperatur auf der Oberfläche des Zylinders. Der ganze Torso befindet sich auf einer Präzisionswaage. Damit lässt sich feststellen, wie viel Feuchtigkeit in den Textilien verbleibt.
Für die Prüfung der Laufshirts führten die Empa-Experten eine dreiteilige Messung durch. In der ersten Phase wurden die T-Shirts während einer Stunde bei 35 Grad Celsius akklimatisiert. Danach folgte eine 60-minütige Aktivphase, in welcher das Laufen und Schwitzen simuliert wurden. Im dritten Teil folgte die Erholungsphase.
Folgende Punkte hat das Empa-Labor untersucht:
- Kühlungswirkung: Wie stark kann das Laufshirt den erhitzten, schwitzenden Körper kühlen?
- Feuchtigkeitsmanagement: Wird die Feuchtigkeit rasch aus dem Shirt geleitet, sodass es sich trocken anfühlt? Oder bleibt sie im Shirt zurück?
- Wärmeisolierung: Wärmt das Shirt den Körper vor dem Laufen?
Das Labor Testex in Zürich prüfte die Materialeigenschaften der Runningshirts:
- Mass- und Farbtonveränderung nach der Wäsche: Überstehen die Shirts 20 Waschgänge, ohne dass sie ausleiern oder eingehen? Verlieren sie an Farbe?
- Verarbeitung: Wie ist der Zustand der Shirts nach 20 Waschgängen? Gibt es offene oder verdrehte Nähte? Ist die Oberfläche abgewetzt?
- Fusselbildung: Fusseln die T-Shirts, wenn sie stark beansprucht werden?