Auf den meisten Internetportalen der Reiseveranstalter und Vermittler gibt es eine eigene Seite für Last-Minute-Angebote. Das Vermittlungsportal Lastminute.ch verspricht «garantiert tiefe und tagesaktuelle Preise», das Tourismusunternehmen Tui «interessante Last-Minute-Reisen zum kleinen Preis». Und Hotelplan wirbt mit «Last-Minute-Ferien zu Last-Minute-Preisen». Doch wie günstig ist «Last Minute» wirklich?
saldo verglich die Preise von insgesamt 50 Pauschalarrangements mit den Kosten für Selbstbucher. Daten, Hotel, Zimmerkategorie und Verpflegung stimmten jeweils überein. Für den Flug wurde jeweils der günstigste Direktflug auf der Website der Airlines gewählt. Für die Stichprobe untersuchte saldo Arrangements aus den Reiseportalen Ab-ins-blaue.ch, Ferienfuchs.ch, Hotelplan.ch, Itscoop.ch, Lastminute.ch, Ltur.ch, Migros-Ferien.ch, Restplatzboerse.ch, Tui.ch und 12travel.ch.
In 20 von 50 Fällen war Selberbuchen günstiger
Fazit: Bevor man sich auf das vermeintliche Last-Minute-Schnäppchen stürzt, lohnt sich ein Blick auf die Zimmerpreise auf der Hotelwebsite. Zusammen mit einem günstigen Flug kann man so möglicherweise einige hundert Franken sparen. In 20 der 50 verglichenen Arrangements zahlten Selbstbucher weniger – zum Teil sogar deutlich. Einige Beispiele:
Ende Mai kostete auf Ltur.ch eine Woche Badeferien (7.–14. Juni) im Hotel Dom Pedro auf der Insel Madeira für zwei Personen inklusive Frühstück und Flug 1867 Franken. Selbst gebucht kostete dasselbe Arrangement nur 1107 Franken – 760 Franken weniger.
Auf dem Reiseportal Restplatzboerse.ch kostete Ende Mai eine Woche im Riu Palace auf Teneriffa (5.–12. Juni, Halbpension, mit Flug und Transfer) 2715 Franken. Für Flug und Hotel individuell gebucht hätte man bloss 2121 Franken bezahlt (ohne Transfer vom Flughafen zum Hotel). Das ist fast 600 Franken günstiger.
Hotelplan verlangte Ende Mai für eine Woche (5.–12. Juni) im Hotel Kalimera Kriti auf Kreta 3703 Franken (Halbpension, mit Flug). Einzeln und selbst gebucht hätte man für Flug und Hotel mit 2717 Franken fast 1000 Franken weniger bezahlt.
Was früher «Last Minute» hiess, ist heute «Super Last Minute»
Jeder Reiseveranstalter definiert «Last Minute» anders. Bei Migros-Ferien.ch sind das «Reisen innerhalb der nächsten 30 Tage». Für Restplatzboerse.ch muss der Abflug in den «nächsten 28 Tagen» stattfinden und bei Hotelplan.ch sind «Reisen innerhalb der nächsten 60 Tage» gemeint. Bei Ltur.ch wiederum gibt es eine spezielle Rubrik mit sogenannten Super-Last-Minute-Angeboten – «in maximal 72 Stunden nix wie weg».
Wer so kurzfristig verreisen kann, kann tatsächlich profitieren. Zwei Beispiele:
Ein Studio im Aparthotel Marino Tenerife in Teneriffa (7.–14. Juni) kostete am Vortag inklusive Flug 661 Franken. Direktbucher hätten 1451 Franken gezahlt.
Eine Woche (8.–15. Juni) im Blue Bay Beach Club auf Gran Canaria gab es zwei Tage vor Abflug für 786 Franken. Selbst gebucht hätte die Reise 884 Franken gekostet.
Auf Anfrage räumen die Reiseveranstalter ein, dass ein Last-Minute-Angebot nicht günstiger sein muss als ein normales Arrangement. Der Betreiber der Plattform Lastminute.ch schreibt: «Genau wie die übrigen Pauschalreisen entwickeln sich Last-Minute-Preise gemäss Angebot und Nachfrage.» Auch Hotelplan-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir spricht von «tagesaktuellen Preisen».
Laut Sprecher Andi Restle gewährt ITS Coop Travel erste Abschläge «bereits zwei bis drei Monate vor der Abreise». Je mehr freie Plätze, desto höher werde der Preisabschlag.
Mit anderen Worten: Bei weniger nachgefragten Destinationen wie Ägypten, Türkei oder Tunesien ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass man ein kurzfristig vergünstigtes Pauschalarrangement findet – im Gegensatz etwa zu den oft gebuchten Kanarischen Inseln, Mallorca oder Ibiza. Hier lohnt es sich meist, wenn man selber bucht.