Die Feldlerche ist vom Aussterben bedroht. Laut der Vogelwarte Sempach leben heute in der Schweiz noch 30 000 Paare – ein Viertel weniger als vor zehn Jahren.
Das ist kein Einzelfall. Das Bundesamt für Umwelt warnte vor kurzem in seiner Studie «Biodiversität in der Schweiz» vor dem Verlust der «biologischen Vielfalt». Für das Bundesamt sind die Ursachen dieser Entwicklung klar. Gemäss der Studie «Umweltziele Landwirtschaft» vom vergangenen Dezember ist die intensive Landwirtschaft einer der grössten Feinde der Vielfalt. Der grossflächige Einsatz von Pestiziden und Dünger, die zu grossen Viehbestände und die schweren Maschinen gefährden Pflanzen und Tiere und verkleinern deren Lebensräume. Daneben spielt auch die Zersiedlung eine grosse Rolle.
Die Vereinigung Vision Landwirtschaft kritisiert, dass die meisten Agrarsubventionen die Artenvielfalt verringern. Laut Daniela Pauli vom Forum Biodiversität hat sich die Schweiz zwar international verpflichtet, schädliche Subventionen abzuschaffen oder umzuleiten. Doch seien gleichzeitig zum Beispiel importierte Futtermittel von Zöllen befreit. Das motiviere Bauern, die Viehbestände zu erhöhen. So gelange immer mehr Stickstoff in die Umwelt.
Seit dem Jahr 2014 zahlte das Bundesamt für Landwirtschaft den Bauern 1,1 Milliarden Franken an «Biodiversitätsbeiträgen». Sie bekommen das Geld dafür, dass sie wenig genutzte Wiesen oder Weiden als Heimat seltener Arten bewahren. Sie dürfen auf solchen Förderflächen keine Pestizide verspritzen, keine Steinbrechmaschinen oder Mähaufbereiter einsetzen und das Gras erst im Spätsommer mähen. Auch sollten sie Hecken stehen lassen und Saatmischungen mit seltenen Gräsern und Blumen aussäen.
Weder Bund noch Kantone überprüfen die Massnahmen
Das Bundesamt für Landwirtschaft schaut jedoch kaum hin, ob und wie die Millionensubventionen die Artenvielfalt fördern. Das Amt legte vor zwölf Jahren letztmals eine umfassende Wirkungsanalyse vor.
Laut Markus Jenny, Agrarspezialist der Vogelwarte Sempach, verpuffen viele Gelder. Das gelte vor allem für kantonale «Vernetzungsprojekte». Allein 2016 steckte der Bund 97 Millionen in solche Projekte. Sie sollen bedrohte Arten gezielt fördern. Etwa indem Landwirte isolierte Lebensräume bestimmter Tiere mit Hecken oder Brachen miteinander verknüpfen. Die Kantone kontrollierten aber die Wirkung nicht einmal stichprobenartig. Jenny sieht das Hauptproblem darin, dass die meisten Kantone die Bauern nicht gezielt beraten.
Mehr Qualität fordert auch Andreas Bosshard von Vision Landwirtschaft. Will ein Bauer Beiträge für eine Wiese der «Qualitätsstufe 2», muss er dort sechs Pflanzenarten nachweisen. Bosshard fordert eine Qualitätsstufe 3 mit mindestens zehn Arten. Er sagt: «Wir brauchen mehr wirklich wertvolle Wiesen.»
Das Bundesamt für Landwirtschaft räumt ein, dass bei Vernetzungsprojekten «im Einzelfall Probleme auftreten» können. Die Kantone seien für die Aufsicht zuständig.