Frischfleisch landet nach Ablauf der Verkaufsdauer in Biogasanlagen, obwohl es noch bedenkenlos zu konsumieren wäre. So werden in der Schweiz pro Jahr 5000 Tonnen Fleisch vernichtet («K-Tipp» 12/2022). 5000 Tonnen entsprechen dem durchschnittlichen jährlichen Fleischkonsum von 100'000 Personen. Vor zwei Jahren versprachen die Grossverteiler Besserung. Heute schreibt Coop auf Anfrage: «Wir führen ein Pilotprojekt zur vollständigen Vermeidung von Foodwaste bei Fleischprodukten durch.»
Und die Migros teilt mit: «Wir testen zurzeit verschiedene Konzepte und Pilotprojekte.» Eine aktuelle Umfrage von saldo bei den grossen Entsorgungsfirmen zeigt aber: Die Läden geben immer noch gleich viel Fleisch in Biogasanlagen wie vor zwei Jahren – mehrere Tausend Tonnen. Dabei verlangt der Bund, dass die Branche handelt. Laut einem Aktionsplan soll die Verschwendung von Lebensmitteln bis 2030 halbiert werden. Das gilt auch für die Fleischabfälle der Grossverteiler.
Hilfswerke retten geniessbares Fleisch vor der Vernichtung
Um die Pläne umzusetzen, lud das Bundesamt für Umwelt 2023 zu einem Gespräch am runden Tisch ein. Dabei waren unter anderem Coop, die Migros und karitative Organisationen. Nicht eingeladen war die Caritas, die grösste Hilfsorganisation in diesem Bereich. Das Bundesamt begründet das so: Caritas gebe Lebensmittel nicht gratis ab, sondern verkaufe sie günstig.
Grosse karitative Organisationen wie Tischlein deck dich und die Schweizer Tafel sind laut eigenen Aussagen bereit, unverkauftes Fleisch eingefroren bei den Detailhändlern abzuholen und an finanzschwache Menschen abzugeben. Die Schweizer Tafel zeigt in der Region Basel, dass das problemlos möglich ist. Die Organisation holt dort seit einem Jahr bei zehn Migros- und zwölf Coop-Filialen das im Regal liegen gebliebene und einmal pro Woche eingefrorene Fleisch ab.
Nach eigenen Aussagen rettete das Hilfswerk so in einem Jahr immerhin vier Tonnen Frischfleisch vor der Vernichtung. Auch die Caritas holt seit einem Jahr bei 60 der 500 Denner-Filialen gefrorenes Fleisch ab und verkauft es in eigenen Läden – zu einem Drittel des regulären Preises. Für ein Kotelett etwa, das bei Denner 6 Franken kostete, zahlt man dort noch 2 Franken.
Detailhändler entsorgen Fleisch aus Kostengründen
Coop und Migros allein vernichten trotz der Bemühungen der Hilfsorganisationen nach wie vor mehrere Tausend Tonnen Fleisch pro Jahr. Coop begründet das damit, das Sammeln des Fleischs in den Verkaufsstellen, die Rückführung in die Verteilzentrale und die Übergabe an Hilfsorganisationen würden zusätzliche Kosten verursachen.
Brancheninsider sagen, dass Coop den Fleischverkauf in den Läden nicht mit der Abgabe von «Gratisfleisch» torpedieren wolle. Die Migros schreibt, die Verlängerung der Haltbarkeit bei eingefrorenem Fleisch sei «sensibel». Man sammle zurzeit noch Erfahrungen.
So verhindern Sie Fleischabfälle
- Nie auf Vorrat einkaufen.
- Fleisch an der kältesten Stelle im Kühlschrank lagern (Glasplatte über dem Gemüsefach).
- Das Fleisch am letzten Tag des Verbrauchsdatums einfrieren: So bleibt es weitere 90 Tage haltbar. Durch Vorkochen lässt sich das Fleisch noch ein paar Tage im Kühlschrank lagern.
- Weitere Tipps: Foodwaste.ch
Gut zu wissen: Aldi, Coop, Denner und Migros geben Fleisch am zweitletzten oder letzten Tag des Verbrauchsdatums vergünstigt ab. Lidl gewährt bei einigen Produkten bereits zehn Tage vor Erreichen des Ablaufdatums einen Rabatt («K-Tipp» 6/2024).