Hersteller wie etwa die Firma Sanatur verkaufen Kapseln mit gemahlenem Kreuzkümmel, Koriander und Muskatnuss. Eine Flasche mit 90 Kapseln kostet rund 18 Franken. Der Internetshop Sanoverde bewirbt die Gewürzmischung als «entzündungshemmend» bei Arthrose.
Auch Gesundwelt.de behauptet, seine Arthrocumin-Kapseln mit den gleichen Gewürzen würden «bei Arthrose und Gelenkschmerzen helfen». Doch Studien, die das belegen, gibt es nicht. Der Zürcher Rheumaarzt Christoph Reich sagt: «Der Nutzen bei Arthrosebeschwerden ist nicht bewiesen.»
Auch andere Einzelgewürze sollen Entzündungen hemmen. Prominentes Beispiel: Kurkuma mit dem Wirkstoff Curcumin. Es gibt zwar erste wissenschaftliche Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass Kurkuma bei Entzündungen wirken könnte. Doch dabei handelt es sich vorwiegend um Laborstudien mit Zellkulturen.
Die Autoren einer Studie mit Arthrosepatienten schrieben 2021, es «scheine», als würde der Inhaltsstoff Curcumin helfen. Doch die zitierten Studien untersuchten jeweils nur ein paar Dutzend Patienten. Die Expertenkommission des Deutschen Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit kam deshalb 2020 zum Schluss, Curcumin würde allenfalls die Verdauung fördern: «Die Studien können die Wirkung bisher nicht eindeutig belegen.»
Das Problem: Der Körper nimmt Kurkuma schlecht auf. Selbst bei Patienten, die zwei Gramm des reinen Wirkstoffs Curcumin zu sich nahmen, war die Substanz im Blut kaum nachweisbar. Zum Vergleich: Die Kurkumakapseln des Herstellers Alpinamed enthalten nur gerade 30 Milligramm Curcumin – also etwas mehr als ein Hundertstel. Medizin-transparent.at wies bereits 2018 darauf hin, dass es keinen Beleg gebe, wonach Kurkumakapseln wirksam sein könnten. Das Portal überprüft den Nutzen von Therapien und Untersuchungen.
Gewürze sind zu schwach gegen rheumatische Schmerzen
Für viele Fachleute steht fest: Arthrosepatienten sollten sich nicht auf einzelne Gewürze konzentrieren. Sie wirken zu schwach, um die Beschwerden bei rheumatischen Krankheiten effektiv zu lindern. Besser sei es, auf eine Ernährung zu setzen, die viele verschiedene Stoffe enthält, die Entzündungen hemmen können. Im Verbund sei ihr Nutzen grösser.
Beatrice Fischer, Ernährungsberaterin aus Meiringen BE, sagt: Patienten müssen die Ernährung langfristig umstellen, um davon zu profitieren. Fischer empfiehlt, viel Gemüse, Früchte, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse zu essen – aber wenig tierische Produkte. Und der Münchner Ernährungsmediziner Olaf Adam warnt: «In Fleisch, Eiern, Käse, Milch und Butter ist Arachidonsäure enthalten.» Diese Fettsäure fördere Entzündungen.
Besonders empfehlenswert ist mediterrane Ernährung mit viel Fisch, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Olivenöl, aber nur wenig Fleisch. Eine Übersichtsstudie mit rund 9000 Personen zeigte: Kniearthrosepatienten, die mediterran essen, haben niedrigere Entzündungswerte und eine höhere Lebensqualität. Die Studie erschien 2018 in der Fachzeitschrift «Nutrients».
Meerfische und Rapsöl enthalten gesunde Omega-3-Fettsäuren
Rheumaarzt Christoph Reich empfiehlt Betroffenen eine Ernährung mit Rapsöl und Meeresfisch, die Omega-3-Fettsäuren enthalten. Eine neue Studie in «Nutrients» mit 3000 Personen bestätigt: Omega-3-Fettsäuren können Entzündungen bei Arthrose lindern und dadurch den Knorpelabbau verlangsamen. Hersteller Sanatur schreibt, es sei schwierig, den Nutzen von Gewürzmischungen bei Arthrose zu belegen.
Gemäss Hersteller Alpinamed kommt der Wirkstoff Curcumin in seinen Kurkumakapseln in einer speziellen Form vor: Eine kleine Studie mit zwölf Personen habe gezeigt, dass der Körper das Curcumin so besser aufnehmen könne.
Gratis-Merkblatt: «Arthrose: Die Tipps»
Das Merkblatt lässt sich hier herunterladen.