Auf Internetplattformen wie Eat.ch, Uber Eats und Smood kann man in Restaurants Essen bestellen. Die meisten Küchen arbeiten mit mehreren Kurierfirmen zusammen. Wer Hunger hat, tippt am Computer oder auf einer Handy-App das gewünschte Menü ein und gibt die Lieferadresse an. Kuriere transportieren die Gerichte dann von den Restaurants zu den Kunden. Bezahlt wird bar oder mit der Kreditkarte.
Das Geschäft der Kurierfirmen boomt – dank der Schliessung der Restaurants durch die Behörden. Während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 verdreifachten sich zum Beispiel bei Eat.ch die Bestellungen. Das Kurierunternehmen führt jeden Monat über 500 000 Fahrten durch.
Smood bezahlt die Kuriere am schlechtesten
Die Velokuriere, die das Essen zu den Kunden bringen, müssen ihr Geld hart verdienen. Das zeigen Arbeitsverträge der drei grössten Lieferfirmen Eat.ch, Smood und Chaskis SA (Uber Eats Genf). Uber Eats schliesst ausser im Kanton Genf keine Arbeitsverträge mit Kurieren ab. Diese arbeiten auf selbständiger Basis. Uber teilt ihnen die Fahrten über eine Handy- App zu.
Am wenigsten verdienen die Velokuriere von Smood: Ihr Lohn beträgt ganze 19 Franken brutto pro Stunde. Zuschläge für Abend- und Sonntagsarbeit gibt es nicht. Im Vertrag steht: «Der Zeitplan erstreckt sich auf Abende, Sonn- und Feiertage. Durch seine Unterschrift erklärt sich der Mitarbeiter bereit, zu diesen Zeiten zu arbeiten.» Eat.ch zahlt immerhin 22 Franken pro Stunde, Chaskis (Uber Eats Genf) 23 Franken pro Stunde. Letzteres entspricht dem Mindestlohn im Kanton Genf.
In der Deutschschweiz bezahlt Uber Eats den selbständigen Kurieren bestimmte Tarife pro Fahrt: 4 Franken gibts für die Abholung im Restaurant, Fr. 1.50 für die Lieferung an den Kunden sowie Fr. 1.50 pro Fahrkilometer. Für eine Fahrt von 5 Kilometern gibts also 13 Franken, unabhängig von der Anzahl Menüs. Ein Uber-Kurier sagt zu saldo: «Oft bringe ich es nur auf 10 Franken pro Stunde.»
Die Gewerkschaft Syndicom kritisiert, dass Uber seine selbständigen Kuriere benachteiligt. Zentralsekretär David Roth: «Die Firma überwälzt das unternehmerische Risiko auf die Fahrer.»
Das Trinkgeld können die Kuriere nicht überprüfen
Die Kuriere verdienen nicht nur wenig – sie haben auch Auslagen, für die sie nicht entschädigt werden. Eat.ch etwa stellt den Fahrern zwar ein Velo und einen Rucksack zur Verfügung. Die Kosten für Handy, Telefonabo und Velohelm tragen die Kuriere aber selbst. Im Vertrag steht: «Der Arbeitnehmer stellt sein eigenes Smartphone entschädigungslos zur Verfügung.» Uber Eats verlangt von den selbständigen Fahrern, dass sie einen Uber- Rucksack für 120 Franken sowie ein Uber-Sweatshirt für 1 Franken kaufen.
Zum Lohn kommt das Trinkgeld. Bei Eat.ch heisst es in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen: «Das Trinkgeld ist für die Zusteller bestimmt.» Anders bei Chaskis (Uber Eats Genf): Hier steht im Arbeitsvertrag, dass das von Kunden via die Uber-App bezahlte Trinkgeld «im Lohn enthalten» ist.
Das heisst: Uber Eats sackt das Trinkgeld ein, das die Kunden bei der Bestellung via Internet eigentlich für den Fahrer vorsahen. Trotz anderslautendem Arbeitsvertrag behauptet Uber Eats, das Trinkgeld werde den Kurieren ausgezahlt.
Kuriere von Eat.ch und Smood beklagen sich gegenüber saldo, sie könnten nicht überprüfen, ob sie das ganze Trinkgeld erhalten. Denn die Kurierfirmen weisen nicht aus, wie viel Trinkgeld die Kuriere pro Auftrag bekommen. Die Kuriere bevorzugen es deshalb, wenn sie das Trinkgeld vom Kunden in bar erhalten.
Kurierfirmen verlangen hohe Provisionen von Restaurants
Die Konsumenten zahlen Menü- und Lieferkosten direkt den Kurierdiensten. Diese behalten eine Provision ein und überweisen den Restaurants den Restbetrag. Eat.ch, Smood und Uber Eats verlangen von den Gastronomen rund 30 Prozent des Menüpreises. Für viele Wirte bleibt unter dem Strich wenig übrig. Thomas Wolf vom Restaurant Bahnhöfli Wülflingen in Winterthur ZH sagt: «Mit diesen Provisionen lohnt sich vielleicht der Verkauf von Pizza oder Pasta. Aber günstige Fleischgerichte oder Tagesmenüs kann ich so nicht verkaufen – sonst lege ich drauf.»
Auch preislich knebeln die Plattformen die Restaurants: Wirte dürfen für ein Angebot auf der Plattform nicht mehr verlangen, als das Essen im Restaurant oder auf der Website des Restaurants kostet. Bei Eat.ch steht dies in den Geschäftsbedingungen für Restaurants.
Tipp: Wer ein Restaurant unterstützen will, sollte nicht über eine Plattform bestellen. Einige Restaurants liefern das Essen selber aus.
Eat.ch verweist auf die hohen Auslagen für Werbung, Marketing und den Betrieb der Plattform. Den Kurieren zahle man einen 13. Monatslohn aus, als Zuschlag auf den Stundenlohn. Insgesamt betrage der Stundenlohn somit Fr. 23.83. Uber Eats behauptet entgegen der Aussagen der Kuriere, die Fahrer würden während der Essenszeiten auf einen Durchschnittseinkommen von 21 Franken kommen. Smood nahm gegenüber saldo nicht Stellung.