Der Mazedonier Lulzim Aliu aus Zürich ist einer von vielen. Als Kreditvermittler verschaffte er Tausenden von Kunden einen Kleinkredit. Er arbeitete bis 2012 für die Cembra Money Bank. Nach der Kündigung des Vertrags mit seiner Aliu Finanz GmbH klagte er die Bank für angeblich entgangene Provisionen ein. Der Streit endete im August vor Bundesgericht.
Die juristische Auseinandersetzung zeigt: Die Aliu Finanz erhielt von der Cembra Money Bank zwischen 2003 und 2011 im Durchschnitt pro Jahr 2,074 Millionen Franken an Provisionen.
Die Cembra Money Bank arbeitet immer noch mit Vermittlern. Sie umwirbt zurzeit potenzielle Kreditvermittler mit dem Versprechen: «Eine lohnende Zusammenarbeit.» Was das konkret heisst, wollte die Bank gegenüber saldo nicht sagen. Man äussere sich nicht zu Entschädigungen von Partnern, teilte ein Cembra-Sprecher mit.
Für Vermittler winken diverse Provisionen
Das Bundesgerichtsurteil spricht hingegen eine klare Sprache. Es zeigt, wie die Provisionen für Aliu bis 2012 zusammengesetzt waren. Die Cembra Money Bank bestritt diese Aussagen nicht:
Für jede erfolgreiche Kreditvermittlung bezahlte die Bank 15 Prozent auf den Zinsbetrag, den der Kreditnehmer bezahlen muss. Beispiel: Für einen Kredit von 20 000 Franken für 36 Monate muss ein Kunde bei 9,95 Prozent Zins insgesamt Fr. 3071.50 bezahlen. Davon gehen Fr. 460.70 an den Vermittler.
Für den Abschluss einer Kreditversicherung gibts zusätzlich eine Provision von 3,5 Prozent. Hintergrund: Wer wegen Unfall, Krankheit oder Arbeitslosigkeit in Zahlungsschwierigkeiten gerät, kann sich versichern. Doch der Schutz ist oft löchrig («K-Tipp» 7/2015: «Kredite: Versicherungen schliessen vieles aus»). Erhöht der Konsument später den Kredit, steigt der Provisionsanspruch des Vermittlers automatisch.
Zusätzlich zahlte die Cembra jedes Jahr eine «Superprovision» von 1 Prozent auf die ausstehenden Netto-forderungen, die der Vermittler einbrachte. Ausgenommen davon waren Forderungen von Kunden, die mit der Rückzahlung der Kredite im Verzug waren. Aliu vermittelte Kredite von bis zu 46 Millionen Franken pro Jahr an die Cembra Bank. Der «Superbonus» dürfte deshalb pro Jahr mehrere Hunderttausend Franken ausgemacht haben.
Cembra zahlte auch Extrageld für besonders hohe Kreditumsätze: So hätte Aliu im Jahr 2011 45 000 Franken zusätzlich erhalten, wenn er seinen Kunden Kleinkredite für mindestens 40 Millionen Franken verkauft hätte. Dieses Ziel erreichte er aber damals nicht. Die Superbonus-Umsatzlimite wurde jährlich neu festgelegt.
Im Umgang mit Kreditvermittlern ist deshalb Vorsicht geboten. Sie verfolgen eigene Interessen – nicht die der Kunden.
Vorsicht vor Schwindlern
In der Kleinkreditbranche tummeln sich viele unseriöse Leute. Sie geben vor, einen Kredit zu geben, verlangen aber zuerst einmal Gebühren. Eine Liste mit dubiosen Vermittlern finden Sie unter www.saldo.ch ! Service ! Warnlisten ! Unvorteilhafte Kreditangebote.
Statt zur Bank zu gehen, sollten Konsumenten zuerst bei Freunden um einen Kredit anfragen. Denn auf dem Konto bringt das Geld keinen Ertrag mehr. Ein Kredit unter Freunden hilft somit beiden Seiten. Dazu empfiehlt sich der Abschluss eines schriftlichen Darlehensvertrags (Vorlage unter www.saldo.ch ! Service ! Musterbriefe ! Geld + Ver-sicherung ! Darlehensvertrag).
Kreditnehmer können auch im Internet beim sogenannten Crowdlending fündig werden. Hier treffen sich Leute, die Geld brauchen, und solche, die Geld investieren wollen. Statt Provisionen fallen Gebühren an, die der Kunde bezahlen muss. Sie beragen bei Creditgate24.ch laut eigenen Angaben jährlich 0,6 bis 0,8 Prozent des Kreditbetrags, bei Cashare.ch und Lend.ch 0,75 Prozent. Dazu kommen obligatorische Versicherungen und teilweise Registrierungskosten.