Die Schweizerische Gesellschaft für Dermatologie wirbt auch dieses Jahr für den nationalen Hautkrebstag am 15. Mai: «Haben Sie ein auffälliges Muttermal? Zeigen Sie dieses einem Hautarzt», lautet der Slogan. Einige Praxen und Spitäler bieten auch an weiteren Tagen Tests an. In der ganzen Schweiz machen über 100 Hautärzte bei der Kampagne mit. Letztes Jahr liessen sich 2800 Leute am Aktionstag kostenlos untersuchen. Die Ärzte haben pro Patient zehn Minuten Zeit für die Hautkrebsuntersuchung. Sie sollen den ganzen Körper grob untersuchen und ein bis zwei verdächtige Muttermale genauer betrachten.
Die Untersuchungen sind allerdings umstritten. Die Krebsliga Schweiz stieg als Partnerin der Aktion schon vor sechs Jahren aus. Peter Ackermann ist Kommunikationsbeauftragter der Krebsliga. Er sagt: «Keine bisher veröffentlichte Studie hat belegt, dass weniger Leute an Hautkrebs sterben, wenn man solche Vorsorgeuntersuchungen durchführt.» Sie könnten sogar mehr schaden als nützen, denn sie ziehen gemäss Krebsliga oft zusätzliche Abklärungen nach sich.
«Unnötig Unbehagen und Angst»
Medizinprofessor Hans-Werner Hense von der Universität Münster (D) hält solche Kampagnen für unverhältnismässig: «Oft werden an Hautstellen Proben entnommen, in denen sich dann keine bösartigen Veränderungen finden.» Das erzeuge unnötig Unbehagen und Angst.
Am letzten Hautkrebstag entdeckten die Hautärzte bei 2800 Patienten 550 auffällige Hautstellen. Davon stellten sich lediglich 6 als Melanome heraus. Melanome sind gefährliche Hautveränderungen.
Zwar ist diese erste Untersuchung für Patienten gratis – doch rund jeder vierte Patient wird laut der Gesellschaft für Dermatologie zu einer Nachkontrolle aufgeboten – manchmal auch beim Hautarzt, bei dem schon die Erstkontrolle stattfand.
Ruth Barbezat vom Sekretariat der Gesellschaft für Dermatologie entgegnet, dass die Ärzte nicht aus Eigennutz, sondern «aus Engagement für ein relevantes Gesundheitsproblem» mitmachen würden. Die Sterblichkeit durch Hautkrebs sei von 2000 bis 2015 stark gesunken – von 20 auf 12 Tote pro 100 Erkrankte. Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Bevölkerung den Hautkrebs ernster nehme, aber vermutlich auch auf die nationale Hautkrebskampagne. Die Kampagne findet seit 2005 jedes Jahr im Mai statt.
So erkennen Sie Hautkrebs
Die Krebsliga empfiehlt, sich regelmässig am ganzen Körper selbst zu untersuchen oder vom Partner untersuchen zu lassen, auch hinter den Ohren, zwischen den Zehen und an Orten, die die Sonne nicht erreicht.
Auffällige Muttermale sind asymmetrisch, unklar begrenzt, oft blauschwarz gefärbt, über 6 Millimeter gross oder verändern sich in Breite, Farbe oder Dicke.
Melden Sie sich für eine Kontrolle beim Hautarzt an, wenn sich ein Muttermal über die letzten 4 bis 8 Wochen auffällig verändert hat.