Dicke Post erhielten Ende Oktober Krankenkassen und Vergleichsportale vom Bundesamt für Gesundheit (BAG). Das BAG hatte die Offerten der Krankenversicherer auf deren Websites und auf kommerziellen Prämienvergleichsdiensten wie Comparis, Moneyland und Bonus überprüft und festgestellt, dass sie gegen das Krankenversicherungsaufsichtsgesetz verstoßen.
«Je nach Alter der versicherten Person, der gewünschten Versicherungsform oder der gewählten Franchise, ist es dem Antragsteller nicht möglich, eine Offerte durch den kommerziellen Vergleichsdienst erstellen zu lassen», schreibt das BAG. Gerügt wurden auch einige Versicherer: Auf ihren Websites seien «zum Teil die Prämien nicht für alle von ihnen durchgeführten Versicherungsformen zu finden».
Bei der günstigsten Kasse kann keine Offerte bestellt werden
Weil die Kontrolle des Bundesamts «stichprobenweise» erfolgte, sagt die Behörde nicht, welche Portale und Krankenkassen gerügt wurden. Erst Ende November publiziert sie die Resultate des Gesamtberichts. Bis dahin haben die Versicherer Zeit, ihre Versäumnisse zu korrigieren. Es drohen bis zu 100 000 Franken Buße.
saldo suchte selbst nach Sündern und wurde bei den Vergleichsportalen fündig. Beispiel: Die günstigste Prämie für einen Stadtzürcher bei einer Franchise von 300 Franken offeriert mit Fr. 354.80 die Assura. Egal ob bei Comparis, Moneyland oder Bonus, Interessenten können die entsprechende Offerte bei der tiefsten Franchise nicht über die Portale anfordern – ein klarer Verstoß gegen das Krankenversicherungsaufsichtsgesetz, wie das BAG bestätigt.
Weshalb viele Krankenkassen solche Offerten über Vergleichsportale nicht anbieten, hat einen triftigen Grund: Die Kassen haben kein Interesse an Versicherten mit 300 Franken Franchise. Meist sind das kranke oder ältere Leute. Sie könnten Leistungen beanspruchen und Kosten verursachen, was die Unternehmen nicht schätzen.
Unliebsame Personengruppen werden ausgefiltert
Mit anderen Worten: Die Vergleichsportale selektieren im Auftrag der Krankenkassen potenzielle Kunden. Den Service lassen sich Kassen wie Assura einiges kosten. Für eine Offerte ohne Selektion verlangt Comparis 30 Franken, mit Selektion sind es 45 Franken. Bei der Selektion schließt das Vergleichsportal auf Geheiß der Kasse gewisse Altersgruppen, Franchisen, Produkte oder Kantone aus, wie Comparis-Sprecher Felix Schneuwly bestätigt. Bonus und Moneyland wenden die gleichen Methoden an.
Die Vergleichsportale verdienen sich damit eine goldene Nase. Comparis strich für die Vermittlung von Offerten in der Grundversicherung allein letztes Jahr 10,2 Millionen Franken ein (saldo 17/2016) – Geld, das letztlich über die Prämien wieder den Versicherten belastet wird.