Krankenkassen-Vermittler beraten oft nicht unabhängig
Versicherungsvermittler müssen angeben, ob sie für eine bestimmte Versicherung tätig sind. Viele verschweigen das. So wissen Kunden nicht, ob sie die besten Angebote erhalten – oder nur die einer einzigen Gesellschaft.
Inhalt
saldo 19/2024
20.11.2024
Letzte Aktualisierung:
21.11.2024
Jocelyn Daloz
Der Herbst ist für Versicherungsverkäufer Hochsaison – besonders für die Vermittler von Krankenkassenpolicen. Die steigenden Prämien machen vielen Versicherten zu schaffen. Das nutzen die Unternehmen aus, die im Auftrag der Versicherungen Kunden suchen – gegen eine stattliche Provision.
Im Unterschied zu früher beschäftigen die meisten Krankenkassen nicht mehr vorwiegend eigene Versicherungsvertreter. Sie lassen externe Vermittler für s...
Der Herbst ist für Versicherungsverkäufer Hochsaison – besonders für die Vermittler von Krankenkassenpolicen. Die steigenden Prämien machen vielen Versicherten zu schaffen. Das nutzen die Unternehmen aus, die im Auftrag der Versicherungen Kunden suchen – gegen eine stattliche Provision.
Im Unterschied zu früher beschäftigen die meisten Krankenkassen nicht mehr vorwiegend eigene Versicherungsvertreter. Sie lassen externe Vermittler für sich arbeiten oder besitzen eigene Tochtergesellschaften, die für sie Policen verkaufen.
Einige Kassen besitzen gleich mehrere Vermittlungsfirmen
So erwarb etwa die Swica die Mehrheitsbeteiligung an den drei Firmen Curafox, Alcuris und Puresana. Diese vermitteln nur noch Versicherungen der Swica. Die KPT ist Mehrheitsaktionärin der Simply Services AG, die Vencura AG ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Sympany. Und auch die Assura und die Groupe Mutuel sind an solchen Firmen beteiligt. Für Leute, die von einer dieser Vermittlerfirmen kontaktiert werden, ist dies nicht ersichtlich.
Denn viele Versicherungsberater stellen sich in Gesprächen mit möglichen Kunden nur als Mitarbeiter ihrer Brokerfirma vor. Das sieht nach einer unabhängigen Beratung aus. Laut Gesetz müssten die Vermittler den Kunden aber mit teilen, wenn sie an eine bestimmte Kasse gebunden sind. Doch Rückmeldungen von saldo-Lesern belegen, dass dies öfter unterlassen wird. Beispiele:
- So erwähnte zum Beispiel ein Vermittler der Alcuris AG in einem persönlichen Kundengespräch nicht, dass sein Unternehmen der Swica gehört. Er empfahl aber nur Zusatzversicherungen der Swica.
- Ein Makler der Breasy AG stellte im Kundengespräch ausschliesslich Versicherungsprodukte der KPT vor, ohne zu deklarieren, dass das Unternehmen der KPT gehört. Verschiedene Krankenkassen betonen gegenüber saldo, dass sich ihre Makler an die Deklarationspflicht halten müssten. Verstösse würden nicht geduldet.
Tipp: Wird man von Versicherungsvermittlern kontaktiert, sollte man immer nachfragen, ob sie an eine Versicherung gebunden sind. Bei Vermittlern, die lediglich Produkte einer einzigen Versicherung verkaufen, handelt es sich um keine unabhängigen Berater. Ungebundene Vermittler sind in einem öffentlichen Register der Finanzmarktaufsicht (Finma) eingetragen.