Konzerne brechen Umweltversprechen
Lebensmittelhersteller wie Nestlé oder Coca-Cola versprechen seit Jahren, den Plastikverbrauch für Verpackungen zu reduzieren. Doch mit der Umsetzung hapert es.
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saldo 16/2022
11.10.2022
Eric Breitinger
Der Schweizer Coca-Cola-Abfüller HBC füllt pro Jahr in 29 Ländern zwei Milliarden Flaschen und Dosen ab. Die Firma mit Hauptsitz in Brüttisellen ZH versprach 2016, in vier Jahren weltweit 20 Prozent rezykliertes PET-Plastik in den Verpackungen einzusetzen. Bis 2020 schaffte der Konzern das nach eigenen Angaben aber nur zu 9 Prozent, im Jahr darauf zu 12 Prozent.
Die Lebensmittelindustrie ist hinsichtlich Plastik einer der grössten Verschmutzer...
Der Schweizer Coca-Cola-Abfüller HBC füllt pro Jahr in 29 Ländern zwei Milliarden Flaschen und Dosen ab. Die Firma mit Hauptsitz in Brüttisellen ZH versprach 2016, in vier Jahren weltweit 20 Prozent rezykliertes PET-Plastik in den Verpackungen einzusetzen. Bis 2020 schaffte der Konzern das nach eigenen Angaben aber nur zu 9 Prozent, im Jahr darauf zu 12 Prozent.
Die Lebensmittelindustrie ist hinsichtlich Plastik einer der grössten Verschmutzer der Welt. Das sagt die Nichtregierungsorganisation Break Free From Plastic Movement. Coca-Cola, Nestlé, Pepsico und Unilever sorgen laut einer britischen Studie aus dem Jahr 2020 allein in sechs Ländern wie Brasilien, China, Indien und Nigeria für eine halbe Million Tonnen Plastikabfall – und das jedes Jahr. Plastik wird aus Erdöl und Erdgas hergestellt, beides ist zurzeit eher knapp.
Der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller Nestlé versprach bereits 2017, bis 2020 eine PET-Plastikflasche aus «pflanzenbasierten Rohstoffen» zu entwickeln. Nestlé sagt gegenüber saldo, das sei gelungen. Im Handel sind die angeblichen Bio-Flaschen aber bislang nicht zu finden.
Hersteller wie Danone, Barilla und Unilever versprechen den Kunden seit 20 Jahren, den Plastikverbrauch zu reduzieren oder mehr zu rezyklieren. Journalisten des Radio- und TV-Senders «Deutsche Welle» nahmen Plastikversprechen von 24 Herstellern unter die Lupe: Von 35 Versprechen bis 2022 lösten die Konzerne bloss 11 ein. Zum Beispiel kündigte der französische Lebensmittelmulti Danone bereits im Jahr 2008 an, innerhalb eines Jahres 50 Prozent der Kunststoffe in seinen Wasserflaschen aus rezyklierten Materialien herzustellen. Im Jahr 2020 schaffte der Konzern nur eine Quote von 20 Prozent.
Florian Kasser von Greenpeace Schweiz kritisiert die Versprechen der Branche: Es gehe oft nur darum, bei den Konsumenten einen «grünen Eindruck» zu erwecken: «Der Umwelt nützen sie in der Regel wenig.»