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Früher war ich Primarlehrer. Was der Rektor mir aufgetragen hatte, führte ich aus. Nur in einer Sache blieb ich hart. Ich schickte meine Schüler nie auf Betteltour. Swissaid, Pro Natura, Pro Patria – immer wieder hätten die Kinder Passanten belästigen müssen, um ihnen Schoggitaler, Abzeichen oder anderen Krimskrams zu verkaufen.
Auch heute noch schüttle ich nur den Kopf, wenn ich das Merkblatt «Verkauf üben» von Pro Natura und dem Schweizer Heimatschutz lese: Vor dem Taler-Verkauf sollen Lehrer ein Klassengespräch durchführen und «Verkaufssituationen üben: Gibt es besonders interessante Zielgruppen?» Dann sollen sie «Probleme und Ängste diskutieren: Ich habe Mühe, fremde Leute anzusprechen. Wie kann ich diese überwinden?»
Letzte Woche bekam ich Post von Swissaid. «Lieber Herr Frenkel», schrieb das Hilfswerk, «planen Sie den Abzeichenverkauf fix für Ihre Klasse ein.» Die Kinder würden so «früh» verschiedene Kompetenzen fördern: «Spass am Helfen», «Zivilcourage und Solidarität» sowie den «Umgang mit Geld».
Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, kommen mir noch weitere Kompetenzen in den Sinn: Essen, Stehlen, Lügen. Wir Schüler assen nämlich die Hälfte der Schoggitaler selbst, steckten einen Teil der Einnahmen in unsere Taschen und gaben der naiven Lehrerin an, der Peter habe einen Teil des Geldes verloren. Möglichen Käufern sagten wir, die Schoggitaler kosten neu 10 statt 5 Franken.
An schulfreien Nachmittagen sollen Kinder in die Badi gehen und nicht auf der Strasse Zeugs verkaufen müssen. Den Lehrern rufe ich mit Pink Floyd zu: «Hey! Teachers! Leave those kids alone!»
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