Seit Mitte März hat der «Blick» einen neuen Mitarbeiter. Es ist kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern ein Computer. Er wird von den Journalisten mit Texten aller Art gefüttert – auch mit Artikeln, die teilweise ungefragt anderen Medien entnommen werden. Ein Programm formuliert die Texte neu. Das Ergebnis wird dann auf Blick.ch publiziert. Der Name des neuen Mitarbeiters ist Bliki – «Ki» steht für «künstliche Intelligenz».

Michael Ringier, Präsident des Verwaltungsrats von Ringier, dem Verlag, der den «Blick» herausgibt, nannte das Programm Chat-GPT im letzten Jahresbericht den «wohl prominentesten freien Mitarbeiter der Zukunft». Diese hat offenbar begonnen: Im Juni schrieb Bliki im Durchschnitt bereits mehrere Artikel pro Tag. Das klappte nicht fehlerfrei, obwohl man von Computern wenigstens richtiges Rechnen erwartet. Beispiele:

  • Das Programm fasste einen Bericht der «Sonntags-Zeitung» über einen Finanzskandal in Vietnam zusammen. Darin wurde die Summe dubioser Kredite mit 43 Milliarden Dollar angegeben – 3 Milliarden zu hoch.
  • Der US-Sender CNN hatte über ein U-Boot für Superreiche berichtet. Dessen Preis gab Bliki 200 Millionen Franken zu teuer an.
  • Bliki fasste auch einen Test des «K-Tipp» über Fertigsalate zusammen. Im Artikel stand, in mehreren Migros-Produkten sei zu viel Hefepilz festgestellt worden. Doch das war nur bei einem Migros-Salat der Fall.

Der Ringier-Verlag sagt dazu: Die Artikel würden vor der Publikation von Journalisten kontrolliert, korrigiert und umformuliert. Diese seien für die Fehler verantwortlich. Und die Fehler seien sofort berichtigt worden.