Smart, Twingo, VW Up, Citroën C1 oder Fiat 500: Die Hersteller bringen laufend neue oder modernisierte Kleinwagen auf den Markt. Doch wie gut sind Fahrer und Beifahrer in modernen Mini-Autos ohne nennenswerte Knautschzone geschützt?
Die Unfallforscher des deutschen Automobilclubs (ADAC) gingen dieser Fragestellung nach und werteten Tausende Unfallakten und zahlreiche Crashtests aus. Sie fanden heraus, dass Frauen, Ältere und Jugendliche in Kleinwagen bei einem Frontalzusammenstoss mit einem anderen Auto tendenziell weniger gut geschützt sind als jüngere Männer.
Die Untersuchungen zeigten: Bei einem gleich schweren Autounfall haben Frauen ein 1,4-mal so hohes Risiko, eine lebensbedrohliche Brustverletzung zu erleiden, als Männer. Auch bei Jugendlichen ist die Wahrscheinlichkeit für schwere Verletzungen grösser. Gefährdet sind zudem Autoinsassen ab 55 Jahren. Ihr Risiko ist 14 Prozent höher als für einen 18- bis 35-Jährigen. Bei den über 75-Jährigen ist das Risiko sogar 22 Prozent höher.
Der Grund dafür: Die Kräfte, die bei einem Aufprall auf die Insassen einwirken, sind bei einem Kleinwagen stärker als bei grösseren Modellen. Laut Uwe Ewert von der Beratungsstelle für Unfallverhütung liegt das daran, dass grössere Autos durch ihre ausgeprägte Knautschzone und ihr Gewicht mehr Aufprallenergie absorbieren können als die leichten Kleinwagen.
Auch die ADAC-Unfallforscher stellten bei der Analyse von Crashtests fest, dass auf die Insassen in Kleinwagen um ein Fünftel grössere Beschleunigungskräfte einwirken als auf Personen in einem Mittelklasseauto. Dessen Lenker knallen also im schlimmsten Fall mit mehr Wucht gegen das Lenkrad.
Die Folgen des Aufpralls werden bei vielen Kleinwagen durch die Bauweise verstärkt. Laut Thomas Unger von der ADAC-Unfallforschung konstruierten die Hersteller in den Baujahren 2005 bis 2010 den Frontbereich vieler Modelle «zu steif». Harte Frontkonstruktionen könnten die Energie bei einem Aufprall weniger gut abbauen. Resultat: In diesen Autos sind die Körper der Insassen im Durchschnitt einer um ein Viertel grösseren Beschleunigung ausgesetzt als Personen in den getesteten Autos der Jahre 2000 bis 2004.
Jüngere Männer: Weniger Verletzungen durch aktivierte Airbags
Die Sicherheitstechnik in Kleinwagen ist in der Regel auf Gewicht, Grösse und Proportionen von männlichen Durchschnitts-Fahrern zwischen 18 und 35 Jahren zugeschnitten. Gurten und Airbags schützen jüngere Männer deshalb meist besser als leichtere, kleinere Insassen. Auch verletzen sich Angehörige dieser Altersgruppe seltener durch den aktivierten Airbag oder den Sicherheitsgurt.
Die Verletzungsgefahr für die stärker gefährdeten Autoinsassen soll nun reduziert werden. Bis vor kurzem prüften auch die europäischen Konsumentenorganisationen neue Automodelle bei ihren Euro-Ncap-Crashtests nur mit männlichen Testpuppen, den Dummys. Doch seit Anfang Jahr berücksichtigen die Fachleute bei ihren Crashtests erstmals regelmässig weibliche Dummys (saldo 3/15).
Kauftipps: Kleinwagen - Darauf müssen Sie achten
- Stellen Sie als Fahrer den Sitz des Autos stets so ein, dass Sie bequem sitzen und genug Abstand zu Lenkrad und Airbag haben. Beim Autokauf sollten Sie prüfen, ob beides beim favorisierten Modell mühelos möglich ist.
- Der ADAC rät Frauen und Älteren, gut auf die Sicherheitstechnik im Auto zu achten. In der Regel seien neuere Modelle besser ausgerüstet als die Vorgänger.
- Ein sicheres Auto muss kein Spritfresser sein. Der Verkehrsclub der Schweiz aktualisiert laufend seine Autoumweltliste und kürt die umweltfreundlichsten Modelle (www.verkehrsclub.ch/Auto-Umweltliste).