Beton besteht aus Kies, Sand und Zement. Für eine Tonne Beton braucht es 800 Kilogramm Kies und Sand. Anstelle von Kies lassen sich aber auch Bauabfälle verwenden. So entsteht Recyclingbeton. Die Stadt Zürich liess schon vor rund zwanzig Jahren ein Schulhaus damit bauen – die Schulanlage Im Birch im Stadtteil Oerlikon.
Im Rest des Landes setzt die Baubranche aber noch selten auf Recyclingbeton. Die Folge: Es muss immer mehr Kies abgebaut werden. Dafür sind grosse Eingriffe in die Natur nötig – wie etwa in Oensingen SO. Hier darf das Kieswerk Aebisholz AG erneut rund 243 000 Quadratmeter Wald roden, um mehr Kies abzubauen – eine Fläche von 34 Fussballfeldern. Der Kanton Solothurn erteilte die Bewilligung dafür im Februar.
Schweizer Zementwerke wie zum Beispiel die Holcim rodeten von 2015 bis 2020 eine Waldfläche in der Grösse von 268 Fussballfeldern, also durchschnittlich 45 Fussballfelder pro Jahr. Das geht aus einem Bericht des Bundesamts für Umwelt hervor.
Es wäre nicht nötig, so viel Wald für den Abbau von neuem Kies zu opfern, wenn die Baubranche mehr Bauschutt wiederverwerten würde. Die Bohrung von Tunnels und der Abriss alter Häuser verursachen pro Jahr Bauabfälle von rund 74 Millionen Tonnen. Dazu zählen Kies, Sand, Fels und gebrauchter Beton. Die Baubranche verwertet nur rund 19 Prozent davon zu neuen Baustoffen. Der Rest landet vor allem in alten Kiesgruben oder auf Deponien, wie Zahlen des Bundesamts für Umwelt zeigen.
Neue Deponieabgabe soll Recycling ankurbeln
Der Nationalrat entschied im März 2022, dass die Baubranche ihre Abfälle vermehrt rezyklieren soll. Das Bundesamt für Umwelt schlägt nun eine Abgabe für das Deponieren von sogenanntem Mischabbruch von 10 bis 50 Franken pro Tonne vor.
Bei der Holcim kostet das Deponieren von Mischabbruch aktuell rund 40 Franken pro Tonne. Käme eine Abgabe von 50 Franken dazu, würden sich die Kosten für das Deponieren von Mischabbruch mehr als verdoppeln.
Der Baumeisterverband wehrt sich gegen eine solche Abgabe. Für die niedrige Recyclingrate seien die Bauherren verantwortlich. Im Sinne einer Vorbildrolle sollen laut dem Lobbyverband deshalb zuerst öffentliche Auftraggeber wie Bund, Städte und Kantone mehr rezyklierte Baustoffe verwenden. In den meisten Fällen könne Recyclingbeton als gleichwertiger Ersatz eingesetzt werden.
Eine Vorreiterin ist die Stadt Zürich. Sie beschloss bereits 2008, dass städtische Neubauten grundsätzlich nach dem Gebäudestandard Minergie-Eco gebaut werden müssen. Dieser verlangt einen Mindestanteil von 50 Prozent rezykliertem Beton. Die Stadt Bern verwendete seit 2017 bei drei von vier Neubauten Recyclingbeton.
Nur ein Prozent der Neubauten erfüllt den Minergie-Standard
Luft nach oben gibt es auch bei privaten Auftraggebern wie Immobiliengesellschaften. Von hundert privat finanzierten Neubauten in der Schweiz wird nur eines mit dem Minergie-Eco-Standard zertifiziert. Das zeigen saldo-Berechnungen auf der Grundlage von Zahlen des Bundesamts für Statistik und des Gebäudelabels Minergie. Solange das so bleibt, wird weiterhin unnötig Wald gerodet.
Zement zählt zu grössten Klimasündern
Die Schweizer Zementindustrie gehört mit 2,5 Millionen Tonnen C02-Emissionen pro Jahr zu den grössten Umweltverschmutzern des Landes. Sie steuert gemäss dem Bundesamt für Umwelt ein Viertel zum Ausstoss der hiesigen Industrie bei. Weltweit ist die Zementindustrie laut der Rating- Agentur Fitch für rund 8 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich. Allein der Schweizer Holcim-Konzern, der weltweit grösste Zementhersteller, verursachte gemäss einer Studie des Schweizer Hilfswerks Heks historisch gesehen 0,42 Prozent der gesamten von der Industrie erzeugten Treibhausgasemissionen.