Preisüberwacher Stefan Meierhans hat die Abfallgebühren der 300 grössten Gemeinden verglichen. Das sind alle Gemeinden mit mehr als 5000 Einwohnern. Die Zahlen vom Sommer 2017 zeigen: Bei den Abfallgebühren gibt es massive Unterschiede.
Bei einer dreiköpfigen Familie in einer 4-Zimmer-Wohnung geht der Preisüberwacher von einem jährlichen Bedarf von 122 Abfallsäcken à 35 Liter und 9 Säcken à 60 Liter aus. Dazu kommt noch die Abfallgrundgebühr, die ebenfalls von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich hoch ist.
Ein Vergleich der zehn teuersten und der zehn günstigsten Gemeinden der Deutschschweiz zeigt: Die Preisunterschiede haben nichts zu tun mit einem allfälligen Stadt-Land- oder Berg-Tal-Gefälle. An der Spitze liegt beim Vergleich mit den Vorgaben des Preisüberwachers das wohlhabende St. Moritz GR mit jährlichen Abfallgebühren von 535 Franken (siehe Tabelle im PDF). Allerdings sind bei St. Moritz in diesem Betrag auch die Wassergebühren enthalten.
Das zweitplatzierte Zermatt VS (rund 469 Franken) rechtfertigt seine hohen Gebühren unter anderem mit der grossen Distanz zur nächsten Kehrichtverbrennungsanlage. Sie liegt 40 Kilometer weit entfernt. Immerhin: Im Frühling 2018 können die Zermatter über neue Gebühren abstimmen.
Auch das wohlhabende Herrliberg an der Zürcher Goldküste langt bei den Gebühren ordentlich zu. Dabei weist die Gemeinde in ihrer Abfallrechnung eine halbe Million Franken Reserven aus, wie der Preisüberwacher kritisiert. Das heisst: Die Gemeinde Herrliberg könnte die Gebühren senken.
Am wenigsten für ihren Abfall zahlen in der Deutschschweiz die Einwohner der Aargauer Gemeinde Küttigen. Dort betragen die jährlichen Abfallgebühren für die dreiköpfige Familie nur Fr. 175.60.
Gleiche Entsorgungskosten – unterschiedliche Gebühr
Das Beispiel Küttigen ist umso eindrücklicher, wenn man es mit Lenzburg AG vergleicht. Die Gemeinde ist mit dem Auto nur sechzehn Minuten weit entfernt. Die Distanz zur nächsten Kehrichtverbrennungsanlage in Buchs beträgt in beiden Fällen nur rund acht Kilometer. Beide Gemeinden zahlen für die Entsorgung einer Tonne Haushaltskehricht Fr. 122.40. Trotzdem muss dieselbe Familie in Lenzburg deutlich mehr zahlen – nämlich rund 426 Franken pro Jahr. Damit ist Lenzburg die teuerste Gemeinde im Kanton Aargau. Durchschnittlich kostet dort ein Kehrichtsack Fr. 3.20, in Küttigen nur Fr. 1.30.
Trotz der tiefen Gebühren werfen die Küttiger nicht mehr Abfall weg als die Einwohner anderer Gemeinden. Pro Kopf sind es 147,6 Kilogramm, die jedes Jahr in der Kehrichtverbrennungsanlage in Buchs landen. Der Schweizer Durchschnitt beträgt rund 220 Kilogramm.
Der Preisüberwacher will nun unter anderem auch die Preise in Lenzburg unter die Lupe nehmen. Mehr als eine Empfehlung kann er aber nicht abgeben. Immerhin: Thomas Hofstetter, Leiter Administration der Stadt Lenzburg, sagt, man werde «eine Anpassung der Grundgebühren oder der Gebühren für die Kehrichtmarken prüfen».