Die Chefs der Kantonalbanken können nicht klagen. Viele erhalten mehr Lohn als Nationalbankpräsident Thomas Jordan – und der verdient immerhin 1,153 Millionen Franken pro Jahr.
In den Jahren 2011 bis 2016 gingen die Top-Löhne – inklusive Boni und Arbeitgeberbeiträge für Pensionskasse und Sozialleistungen– bei den Kantonalbanken steil nach oben. Das zeigen die Geschäftsberichte. Viele Bankenchefs machten in dieser Zeit einen Lohnsprung von 20 Prozent und mehr. Martin Scholl, Chef der Zürcher Kantonalbank (ZKB), konnte eine Lohnerhöhung von 385 000 Franken einstecken. Sein Salär stieg von 1,653 Millionen auf 2,070 Millionen Franken. Das ist ein Plus von mehr als 25 Prozent. Zum Vergleich: Die Löhne der Bankangestellten stiegen laut Bundesamt für Statistik in der gleichen Periode im Durchschnitt nur um 5,5 Prozent. Noch weniger schaute für die Bankkunden heraus: Die Zinsen für 3a- und Spar-Konten fielen in den vergangenen fünf Jahren deutlich (siehe Unten).
Mehrere Kantonalbankchefs mit mehr als 1 Million Franken Lohn
ZKB-Chef Scholl ist nicht der einzige Einkommensmillionär bei den Kantonalbanken:
In Basel stieg das Salär für den Kantonalbank-CEO Guy Lachappelle auf 1,2 Millionen Franken. Das ist ein Plus von 20 Prozent gegenüber seinem Vorgänger im Jahr 2011.
Auch in Graubünden kann sich Alois Vinzens, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Kantonalbank, nicht über seinen Lohn beklagen. Er liess sich vergangenes Jahr aufgrund einer zusätzlichen Pensionskassenzahlung seines Arbeitgebers 1,154 Millionen Franken gutschreiben. Das sind 19 Prozent oder rund 200 000 Franken mehr als 2011.
Der Chef der St. Galler Kantonalbank, Roland Ledergerber, verdiente vergangenes Jahr 1,261 Millionen Franken – 150 000 Franken mehr als fünf Jahre zuvor.
Zug lässt sich seinen Kantonalbankchef Pascal Niquille 1,2 Millionen Franken kosten, Baselland bezahlte dem 2016 zurückgetretenen Beat Oberlin 1,1 Millionen Franken, in Luzern erhält Daniel Salzmann 1,06 Millionen und in Bern bekommt Hanspeter Rüfenacht 1 Million.
Mit 999 597 Franken schrammte Heinz Huber im Kanton Thurgau im vergangenen Jahr haarscharf an der Millionengrenze vorbei. Die Kantonalbanken von Appenzell, Schaffhausen, Nid- und Obwalden machen in ihren Geschäftsberichten keine Angaben zu den Chefsalären.
Hohes Gehalt und kein unternehmerisches Risiko
Die übrigen Kantonalbanken-Fürsten kommen ebenfalls nicht zu kurz. Das ist deshalb pikant, weil alle Institute – mit Ausnahme von Bern, Waadt und Genf – von der Staatsgarantie profitieren können. Das bedeutet: Bei einem Kollaps einer Kantonalbank haftet der Kanton gegenüber dem Bankkunden. Die Höhe der Haftung ist nicht beschränkt. Schlussendlich zahlen die Steuerzahler die Zeche. In der Vergangenheit war das schon wiederholt der Fall, etwa beim Zusammenbruch der alten Berner Kantonalbank. Ihre Umwandlung in eine Aktiengesellschaft kostete die Steuerzahler 1,46 Milliarden Franken.
Aargau und Glarus zeigen, dass es anders geht
Aber nicht alle Kantonalbanken zahlen ihren Chefs Millionengehälter. Die Glarner und die Aargauische Kantonalbank mussten aufgrund des politischen Drucks der SVP die Löhne massiv senken. Glarus beschränkt den Lohn von Hanspeter Rhyner auf 480 000 Franken im Jahr. Hinzu kamen letztes Jahr aber noch 96 438 Franken an Arbeitgeberbeiträgen für die Sozialleistungen. Und im Kanton Aargau darf laut Parlamentsbeschluss der Chef der Kantonalbank maximal das Doppelte eines Regierungsrats verdienen – 600 000 Franken statt rund eine Million Franken wie zuvor. Trotzdem muss Aargau-Chef Pascal Koradi nicht darben. Zum Lohn kommen dieses Jahr noch 150 000 Franken an Arbeitgeberbeiträgen für Pensionskasse und Sozialleistungen dazu.
Verantwortlich für die Löhne der Kantonalbankenchefs sind die jeweiligen Verwaltungs- oder Bankräte. Wie begründen sie das überproportionale Lohnwachstum der Bankenchefs? Und warum verdienen die einfachen Angestellten nicht mehr? Konkret Stellung nimmt niemand. Aus Zürich lässt ein Sprecher des ZKB-Bankrats bloss verlauten, dass die Gesamtvergütung aller Mitarbeiter von Jahr zu Jahr variiere. «Darüber hinaus kommentiert die Bank die Vergütung des CEO nicht.» Und in St. Gallen etwa heisst es ausweichend zum überproportionalen Sprung des Cheflohns, dies sei eine Folge des wachsenden variablen Lohnteils – sprich des Bonus: «Der variable Teil dient dazu, dass die Entschädigung der Geschäftsleitung mit dem Erfolg der Bank mitatmen kann.»
«Bankangestellte verstehen Lohnpolitik nicht mehr»
Denise Chervet, Geschäftsführerin des Schweizerischen Bankpersonalverbands, sagt: «Viele Bankangestellte können die Lohnpolitik der Banken nicht mehr verstehen.» Insbesondere die Bonusverteilung werde als intransparent betrachtet. Diejenigen, die das Rad am Laufen hielten, gingen leider oft leer aus.
Chervet untermauert dies mit einer aktuellen, alle zwei Jahre stattfindenden Lohnumfrage des Verbands. Demnach erhielten vergangenes Jahr 72 Prozent der rund 5000 befragten Bankangestellten keine Lohnerhöhung. 2014 gingen 65 Prozent leer aus.
3a- und Spar-Konten – Zinsen im Keller
Im Gleichschritt mit den Privatbanken sind auch bei den Kantonalbanken die Zinsen im Keller gelandet.
Beispiel Säule-3a-Konto: 2011 erhielten Kantonalbankkunden rund 1,8 % Zins, heute sind es noch 0,25 bis 0,4 %. Bei der UBS gibt es 0,2 %, bei der Credit Suisse 0,35 %. Auf den Sparkonten bewegen sich die Zinssätze bei den Kantonalbanken heute zwischen 0,01 % (wie bei UBS und CS) und 0,05 %.