Zugpassagiere lassen pro Jahr über 100 000 Gegenstände in der SBB liegen. Laut der Transportverordnung des Bundes muss die Bahn den Eigentümer des Fundstücks benachrichtigen, falls er bekannt ist. saldo wollte wissen, wie gut das funktioniert, und hat auf zehn Bahnhöfen Fundgegenstände abgegeben. In allen Fällen war der Besitzer klar ersichtlich, zum Beispiel durch eine angebrachte Etikette mit Anschrift.
Das enttäuschende Resultat: In fünf von zehn Fällen erhielt saldo keine Nachricht. Bei den restlichen Fundstücken meldeten sich die SBB unterschiedlich schnell: Das Fundbüro Zürich HB brauchte drei Tage für eine Benachrichtigung. Die Angestellten im Zürcher Stadtbahnhof Tiefenbrunnen und in Affoltern am Albis ZH schafften das in deutlich kürzerer Zeit. Ein SBB-Mitarbeiter des Bahnhofs Tiefenbrunnen meldete sich bereits eine halbe Stunde nach Abgabe einer Fotokamera. Man könne das Fundstück gleich abholen, hiess es – gratis. Eine Angestellte des Bahnhofs Affoltern am Albis meldete sich innert 24 Stunden. Wieder war die Dienstleistung kostenlos.
Je nach Abo unterschiedliche Rückgabegebühr
Eine positive Überraschung, denn: Laut SBB-Reglement hätte saldo eigentlich eine Rückgabegebühr bezahlen müssen. Sie beträgt für Besitzer eines Generalabos fünf Franken, mit Halbtaxabo sind es zehn Franken. Ohne Abo zahlt man zwanzig Franken.
Am Bahnhof in Baden AG reagierte man ebenfalls schon wenige Stunden nach Abgabe des Fundstücks. Für zehn Franken könne man den verlorenen Fotoapparat abholen, teilte eine SBB-Mitarbeiterin saldo mit. Der Haken: Das Fundstück werde nur einen Tag aufbewahrt und danach in die Fundzentrale nach Bern geschickt.
Ein ganz normaler Vorgang, sagen die SBB. Schalter- und Zugpersonal bearbeiten keine Suchaufträge. Dass die Hälfte der abgegebenen Gegenstände nicht gemeldet wurde, «irritiert» die SBB allerdings: «Wir können uns das nicht erklären.»
Bleibt ein Fundstück drei Monate in der Berner Zentrale liegen, verkaufen die SBB es an die Firma Fundsachenverkauf.ch. Wie viel Geld sie damit verdienen, verraten sie nicht. Fundsachenverkauf.ch hat 21 Angestellte und in Zürich ein Ladenlokal mit einer Fläche von über 400 Quadratmetern. Hier gibts alles, was Reisende im Zug vergessen. Doch nicht immer billig: Ein iPhone 6 (64 GB) mit Dellen und Kratzern kostet 410 Franken, Wanderstöcke gibt’s bereits ab 15 Franken.
So bekommen Sie Verlorenes zurück
Wer einen Gegenstand im Zug oder Bahnhof verloren hat, kann einen Express-Suchauftrag oder eine Verlustmeldung aufgeben.
Der Suchauftrag kostet 50 Franken. Man kann ihn am Schalter aufgeben oder am Telefon (0900 300 300, Fr. 1.19 pro Minute). Die SBB empfehlen ihn beim Verlust wichtiger Gegenstände an einem bedienten Bahnhof oder in einem Fernverkehrszug, der noch unterwegs ist. SBB-Angestellte gehen dann auf die Suche und melden sich innert vier Stunden.
Die Verlustmeldung im Internet (www.saldo.ch/fz9158) ist gratis, am Schalter kostet sie 15 Franken. Wird der Gegenstand gefunden, erhält man eine Nachricht.