Kalziumtabletten sind ein Risiko fürs Herz
Eine neue Studie zeigt: Wer regelmässig Präparate mit Kalzium schluckt, riskiert einen Herzinfarkt. Um Knochenschwund vorzubeugen, nützen viel Bewegung und gesundes Essen mehr.
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saldo 19/2010
20.11.2010
Letzte Aktualisierung:
23.11.2010
Sonja Marti, Redaktion Gesundheitstipp
Pillen und Brausetabletten mit Kalzium gibt es bei jedem Grossverteiler für ein paar Franken. Vor allem Frauen schlucken sie oft – aus Angst vor brüchigen Knochen im Alter. Doch jetzt zeigt eine grosse Studie im Fachblatt «British Medical Journal»:
Die Kalziumtabletten sind nicht so harmlos, wie viele glauben. Sie können das Risiko für Herzinfarkt erhöhen. Der neuseeländische Mediziner Ian Reid von der Universit&a...
Pillen und Brausetabletten mit Kalzium gibt es bei jedem Grossverteiler für ein paar Franken. Vor allem Frauen schlucken sie oft – aus Angst vor brüchigen Knochen im Alter. Doch jetzt zeigt eine grosse Studie im Fachblatt «British Medical Journal»:
Die Kalziumtabletten sind nicht so harmlos, wie viele glauben. Sie können das Risiko für Herzinfarkt erhöhen. Der neuseeländische Mediziner Ian Reid von der Universität in Auckland kommt zum Schluss: «Kalziumtabletten schaden mehr, als sie nützen.»
Mit den Tabletten steigt der Kalziumspiegel im Blut sehr schnell an
Reid und seine Forscherkollegen analysierten mehrere Studien, die drei bis vier Jahre dauerten. Sie umfassten insgesamt rund 12'000 Patienten. Das Resultat: Bei 6000 Personen, die täglich rund 500 bis 1500 Milligramm Kalzium schluckten, erlitten 162 einen Infarkt.
Bei den 6000 Personen, die kein Kalzium zu sich nahmen, waren es nur 134. Der Grund, so Reid: «Die Tabletten lassen den Kalziumspiegel im Blut innert kurzer Zeit hochschnellen.» Dies könne zu Ablagerungen in den Gefässen führen. Lösen sich diese später von der Gefässwand und gelangen zum Herz, ist ein Infarkt die Folge.
Die Osteoporose-Spezialistin Heike Bischoff-Ferrari vom Universitätsspital Zürich empfiehlt ebenfalls, Kalziumpräparate zurückhaltend einzusetzen: «Die Ergebnisse dieser Studie kann man nicht einfach vom Tisch wischen.» Es sei fraglich, ob die Präparate «überhaupt nennenswert dazu beitragen, Knochenbrüchen vorzubeugen».
Bischoff-Ferrari rät, Kalzium möglichst über das Essen aufzunehmen. So steigt der Kalziumspiegel nicht zu schnell und stark an. Dann schadet der Mineralstoff Herz und Gefässen nicht. Genügend Kalzium aufzunehmen, ist einfach: Gerade in Milchprodukten ist reichlich drin, vor allem in Hart- und Halbhartkäse wie Parmesan, Emmentaler oder Bergkäse:
Mit einer Portion von 50 Gramm hat man bereits die Hälfte des Tages
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bedarfs von rund 1000 Milligramm (mg) Kalzium gedeckt. In einem grossen Glas Milch sind rund 300 mg, in einem Joghurt 220 mg.
Vor allem junge Menschen sollten viel Kalzium essen
Auch wer keinen Milchzucker verträgt, kann seinen Kalziumbedarf einfach decken. Präventivmediziner David Fäh: «Hartkäse wie Parmesan oder Pecorino können die meisten trotz der Laktose-Unverträglichkeit essen.» Zudem hat es in Soja, Broccoli, Fenchel, Lauch und Spinat genügend Kalzium. Gute Quellen sind auch Mineralwässer. Besonders viel Kalzium enthalten gemäss Herstellerdeklaration Adelbodner, Aproz, Eptinger oder Valser.
Genügend Kalzium ist vor allem in jungen Jahren wichtig. Der Körper baut den Mineralstoff bloss bis zum Alter von 25 Jahren in die Knochen ein. Später kann Kalzium den natürlichen Abbau der Knochen nur wenig bremsen. David Fäh: «Am wichtigsten sind dann viel Bewegung und allgemein eine gesunde Ernährung, um brüchigen Knochen vorzubeugen.»
Tipps: So halten Sie Ihre Knochen stark
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- Bewegen Sie sich täglich. Das ist der beste Schutz für die Knochen.
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- Essen Sie pro Tag rund 1000 mg Kalzium. Reichlich davon enthalten ist in Käse, Joghurt, Milch, Broccoli, Fenchel, Spinat, Lauch, Tofu, Nüssen und einigen Mineralwässern.
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- Gehen Sie regelmässig an die Sonne: So bildet die Haut Vitamin D, das die Knochen schützt. Zehn Minuten am Tag genügen.
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- Vitamin D ist auch in fettem Fisch enthalten sowie in Eiern, Pilzen, Butter, Käse und anderen Milchprodukten.
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- Vermeiden Sie Untergewicht.
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- Eine Hormontherapie nach den Wechseljahren nützt kaum etwas gegen Osteoporose. Sie verhindert nur wenige Knochenbrüche, birgt aber Risiken wie Brustkrebs und Hirnschlag.
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