Kahlschlag bei den Billettverkaufsstellen
Die SBB wollen nicht mehr, dass private Stationshalter oder Ladenketten Bahnbillette verkaufen können. Obwohl sich die Verkaufsstellen ohne Verlust weiterbetreiben liessen, wie ein Beispiel zeigt.
Inhalt
- Tabelle SBB-Billettverkaufsstellen welche Ende Jahr schliessen
saldo 19/2020
17.11.2020
Letzte Aktualisierung:
18.11.2020
Mirjam Fonti
Die SBB verkaufen ihre Billette nicht nur an eigenen Schaltern, sondern auch via Postfilialen, Ladenketten und private Schalterbetreiber. Doch die SBB schliessen seit Jahren immer mehr eigene Schalter und Drittverkaufsstellen: 2002 gab es noch 334 bediente Bahnhöfe und 69 Drittverkaufsstellen – heute sind es noch 145 bediente SBB-Bahnhöfe und 42 Agenturen.
Die Bundesbahnen wollten die Drittverkaufsstellen schon im Jahr 2017 schliessen und behaupteten,...
Die SBB verkaufen ihre Billette nicht nur an eigenen Schaltern, sondern auch via Postfilialen, Ladenketten und private Schalterbetreiber. Doch die SBB schliessen seit Jahren immer mehr eigene Schalter und Drittverkaufsstellen: 2002 gab es noch 334 bediente Bahnhöfe und 69 Drittverkaufsstellen – heute sind es noch 145 bediente SBB-Bahnhöfe und 42 Agenturen.
Die Bundesbahnen wollten die Drittverkaufsstellen schon im Jahr 2017 schliessen und behaupteten, so fünf Millionen Franken jährlich zu sparen. Doch der Bundesrat verpflichtete die SBB, die Schliessung bis 2020 auszusetzen. Ende Jahr läuft diese Frist ab: In mindestens 40 Gemeinden verlieren die Kunden ihre Billettverkaufsstelle (siehe Tabelle im PDF).
Schalter lassen sich rentabel betreiben
In Flawil SG bemühte sich die Gemeinde um eine Nachfolgelösung für den Billettverkauf. Ohne Erfolg. Die Gemeinde bezahlt nun den Migrolino- Shop im ersten Quartal 2021 dafür, dass Angestellte «in Notfällen» beim Billettkauf am Automaten helfen.
Dass sich die Billettverkaufsstellen ohne Verlust betreiben liessen, zeigt das Beispiel Islikon im Kanton Thurgau. Die Appenzeller Bahnen ermöglichen es, dass die Stationshalterin an diesem SBB-Bahnhof auch weiterhin Billette verkaufen kann. «Das Angebot ist bei der Bevölkerung beliebt. Wir möchten darum mithelfen, diesen Service public zu erhalten», sagt Heinz Niederer, Finanzverantwortlicher der Appenzeller Bahnen. Diese vermieten der Stationshalterin Vreni Züger ein Verkaufsgerät. Mit dem Mietzins werden Investitionen und Unterhalt gedeckt. Im Gegenzug zahlen die Appenzeller Bahnen der Schalterbetreiberin auf den verkauften Tickets eine Provision in der Höhe von acht Prozent.
Niederer ist überzeugt, dass sich diese Schalter ohne Verlust betreiben lassen. Die Appenzeller Bahnen stehen auch mit dem Bahnhof Rorschach Hafen SG in Verhandlungen.