Das Bundesamt für Gesundheit veröffentlicht Tag für Tag Zahlen zur Coronapandemie. Unter anderem auch die Zahl der Spitalaufenthalte im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Darin sind nicht nur Patienten erfasst, die wegen einer Covid-19-Erkrankung ins Spital eingeliefert wurden, sondern auch solche, die etwa aufgrund eines Unfalls ins Spital kamen und erst später positiv getestet wurden.
Das Bundesamt weist diese zweite Gruppe jedoch nicht separat aus. saldo wollte wissen, wie viele Patienten seit Februar 2020 wegen der Folgen einer Coronainfektion in ein Spital eintraten und bei wie vielen erst dort eine Infektion entdeckt wurde. «Diese Daten haben wir nicht», schrieb dazu die Behörde.
Das konnte nicht stimmen. Denn die Spitäler sind verpflichtet, nach der Patientenaufnahme ein Corona-Meldeformular zum klinischen Befund auszufüllen und dem Kantonsarzt sowie dem Bundesamt zu schicken. Beim Grund für den Spitaleintritt muss angegeben werden: «Wegen Covid-19» oder «Anderer».
13,9 Prozent der Covidpatienten steckten sich im Spital an
Als saldo das Bundesamt mit den Meldeformularen konfrontierte, nannte es folgende Zahlen:
Die Kantonsärzte meldeten dem Bundesamt vom 24. Februar 2020 bis 8. Juni 2021 total 28 801 Hospitalisationen im Zusammenhang mit einer Coronainfektion. Zum Vergleich: Im Kalenderjahr 2019 traten laut Bundesamt für Statistik 1,4 Millionen Patienten in Schweizer Spitäler ein.
In 13 108 der 28 801 Fälle wurde als Grund für die Hospitalisierung «Covid-19» und bei 4689 Fällen ein «anderer» Grund angegeben. Für die restlichen 11 004 Fälle erhielt das Bundesamt keine Angaben zum Grund des Spitaleintritts. Das heisst: Es ist nicht klar, ob diese Patienten wegen einer Coronainfektion ins Spital kamen oder aus anderen Gründen.
Gemäss Meldeformularen hatten 1085 der 4689 Patienten, bei denen ein «anderer» Hospitalisierungsgrund angegeben wurde, «keine Symptome» und 479 nur «Husten».
Aus diesen Zahlen lässt sich schliessen, dass mindestens jeder sechste Covid-19-Patient nicht wegen Corona, sondern aus einem anderen Grund ins Spital kam (16,3 Prozent). Bei 38,2 Prozent fehlt der Einweisungsgrund auf dem Formular, 45,5 Prozent wurden wegen einer Infektion eingewiesen. Das ist weniger als die Hälfte der offiziellen Covid-Hospitalisierungen.
Aufschlussreich ist auch eine Studie des Bundesamts für Gesundheit, die im Herbst 2020 an der Jahrestagung der Gesellschaft für Spitalhygiene präsentiert wurde. Sie ergab: Etwa 10 Prozent der Coronapatienten hatten sich erst im Spital angesteckt.
Laut Bundesamt ist der Anteil der Spitalinfektionen auf 13,9 Prozent gestiegen, wenn man alle Aufenthalte vom Beginn der Pandemie im Februar 2020 bis Mitte Mai 2021 einbezieht. Rund 4000 der bislang rund 29 000 Hospitalisationen im Zusammenhang mit Corona betreffen also Patienten, die sich erst im Spital ansteckten. Diese Zahlen hielt das Bundesamt bislang zurück. Es sagt dazu: «Die wichtigsten Informationen über die Pandemie werden täglich veröffentlicht. Nicht alle Auswertungen werden aktiv kommuniziert.»