Wer Konsumkredit- oder Kreditkartenschulden hat, ist bei der Zentralstelle für Kreditinformation und der Informationsstelle für Konsumkredit verzeichnet. Beantragt jemand einen Kredit, ist das betreffende Finanzinstitut verpflichtet, die entsprechenden Datenbanken abzufragen. Besteht die Gefahr der Überschuldung, gibt es kein Geld.
Die Internetseite Volks-kredite.ch verspricht «günstige Eilkredite, Privatkredite und Hypothekarkredite». Auf der Homepage heisst es: «Wir haben langjährige Erfahrung und helfen auch in schwierigen Fällen.» Und: «Vergessen Sie erst einmal alles, was Sie bisher über Kredite gehört haben.» Eine unverbindliche Anfrage sei «garantiert gratis». Auskünfte über allfällige Schulden würden keine eingeholt. Die Internetseite wird von der Volkskredit Ltd., die ihren Sitz in London hat, betrieben.
Ein saldo-Redaktor will das Angebot näher prüfen und beantragt für sich persönlich einen Kredit von 10 000 Franken. Auffällig: Auf dem Internet-Fragebogen müssen weder das Einkommen noch die Höhe der gewünschten Ratenzahlung angegeben werden.
Der Kreditantrag wird umgehend akzeptiert
Keine 24 Stunden später trifft ein E-Mail einer EWTS Financial Solutions GmbH aus Salzburg ein. Der Antrag sei bewilligt. Bald folgt ein zweites E-Mail mit den Kreditkonditionen: Die 10 000 Franken seien in 54 Monatsraten à Fr. 220.85 abzustottern. Das macht total Fr. 11 925.90. Dazu kommen für den angeblichen Arbeitsaufwand umgerechnet Fr. 748.75 und eine Makler-Courtage von 5 Prozent der Vertragssumme. Alles in allem sind das Fr. 13 174.65 – ein Aufpreis von fast 32 Prozent.
Der saldo-Redaktor steigt auf das Angebot nicht ein. Dennoch trifft schon bald eine Rechnung für eine «Aufwandsgebühr» ein mit der Aufforderung, die Zahlung von Fr. 748.75 «zeitnah» vorzunehmen. Danach erfolge der Versand des Kreditvertrages.
Mit ähnlichen Kreditversprechen wirbt die Internetseite Kredit2014.ch. Ein Kreditgesuch von saldo über 10 000 Franken wird auch hier umgehend mit einer horrend teuren Offerte beantwortet. Unterzeichner ist eine Lion Group Europe mit Adresse am Paradeplatz 1 in Zürich. Eine Liegenschaft mit dieser Hausnummer gibt es nicht – die Adresse kann man bei der Schweizer Post für 540 Franken pro Jahr kaufen (saldo 2/11). Die Zürcher Lion Group verschickt SMS-Nachrichten mit derselben österreichischen Telefonnummer wie die EWTS in Salzburg. Offenbar stecken hinter beiden Internetseiten die gleichen Geschäftemacher.
In Österreich ist die Masche der Internet-Kreditportale bekannt. Peter Berger vom Verein zur Prävention gegen unerlaubte Werbeanrufe und Telefonbetrug in Wien erhält jeden Monat «15 bis 20 Anrufe» von Leuten, die um einen Kredit nachgefragt haben – «vermehrt auch aus der Schweiz». Berger warnt: «Durch sehr geschickte Formulierungen wird bei den Kunden der Eindruck erweckt, man bekäme einen Kredit.» Fakt ist aber: «Es gibt keinen Kredit.» Das einzige Ziel der Firmen: Sie wollen eine «Aufwandsentschädigung» kassieren.
Beratungsstellen für Schuldensanierung sind eine bessere Adresse
In der Schweiz sind laut Gabi Wyden von der Staatsanwaltschaft See/Oberland ZH diverse Anzeigen gegen die Portale eingegangen.
Bernd Holzer, stellvertretender Geschäftsführer der EWTS in Salzburg, sagt auf Anfrage von saldo, die vorgängig zu bezahlende «Aufwandsentschädigung» werde rückerstattet, falls der Kunde mit dem Vertrag nicht einverstanden sei. Ob das stimmt, ist fraglich. Peter Berger ist auf Anfrage von saldo «kein Fall» bekannt, bei dem der Betrag zurückerstattet wurde.
Fürsprecher Mario Roncoroni von der Berner Schuldenberatung kennt die Tricks der Online-Kreditvermittler: «Wenn jemand im Voraus Geld verlangt, ist das verdächtig.» Seine Empfehlung: Wer in finanziellen Schwierigkeiten steckt, sollte sich unter www.schuldeninfo.ch eine seriöse Beratungsstelle für die Schuldensanierung suchen.