Gartenbauer Michel Ries aus Schlieren ZH ärgert sich. Seine Firma «Hämmerli & Kämpf» soll Fr. 172.30 bezahlen für ein Inserat auf Sporttotal.ch. Dort veröffentlicht die gleichnamige GmbH aus Zug Berichte zu Sportanlässen. Das «Hämmerli & Kämpf»-Logo platzierte Sporttotal im Artikel zum Niklausschwinget in Dietikon ZH. Versprochen habe die Inserateverkäuferin aber mehr, sagt Ries: «Sie sprach von Sponsoring für das Schwingfest. Ich erwartete ein Inserat auf der Website des Schwingervereins, nicht auf Sporttotal.ch.» Auch sei die Rede gewesen von einem Platz im Programmheft. Bruno Auf der Maur vom Schwingklub Glatt- und Limmattal sagt auf Anfrage von saldo: «Wir haben kein Programmheft und arbeiten nicht mit Sporttotal zusammen.»
Sporttotal köderte auch andere Unternehmen mit falschen Angaben. Tauljand Dervishi von DT Planung in Urdorf ZH sagt: «Unser Logo sollte am Schwingfest auf Plakaten zu sehen sein.» Die gleiche Masche nutzte Sporttotal dieses Jahr beim Gibelschwinget in Bonstetten ZH. Daniel Schaub von der Albis-Garage in Affoltern am Albis fühlt sich betrogen: «Die Inserateverkäuferin fragte am Telefon, ob ich das Gibelschwinget sponsern wolle. Da war für mich klar, dass der Schwingerverein Geld erhält.»
Gleich ging es dem Landgasthof Frohsinn in Hedingen ZH, Zaunbauer Eichhorn, dem Malergeschäft De Pretto und Cavallaro Montagen, alle in Ottenbach ZH. Laut Organisator Urs Müller vom Schwingklub am Albis zahlten 23 Kleinbetriebe bis zu 500 Franken für Inserate auf Sporttotal.ch ein. «Sporttotal liess sie glauben, das Geld komme den Schwingern zugute.»
Sporttotal sagt dazu, man mache keine falschen Angaben. Auf der Auftragsbestätigung stehe, dass «Sportler, Vereine oder Veranstalter nicht entschädigt werden». Fakt ist: Zahlreiche Vereine und Sportveranstalter machten ähnliche Erfahrungen mit Sporttotal, so etwa der FC Wetzikon, der Schwingerverband am Mythen oder der Silvesterlauf in Gersau SZ.
Besonders dreist ging Sporttotal bei Radrennfahrerin Marlen Reusser vor, Silbermedaillengewinnerin im Zeitfahren an den Olympischen Spielen von Tokio 2021: Die Bernerin bemerkte Ende 2020, dass Sporttotal mit ihrem Namen auf Inseratenfang ging. In ihrem Wohnort Hindelbank BE gab ihr ein Geschäft beim Einkaufen plötzlich Rabatt. «So erfuhr ich, dass die Inserateverkäufer behaupteten, ich bräuchte finanzielle Unterstützung», erinnert sich Reusser. Mehrere Unternehmen wollten helfen und kauften Inserate – in der Erwartung, dass die Radfahrerin so Geld erhält. Reusser war das peinlich: «Ich schrieb dem Gewerbeverband Hindelbank, dass ich nichts damit zu tun habe.»
Auch andere Firma geht nach der Sporttotal-Masche vor
Sporttotal ist nicht die einzige Firma, die ähnlich vorgeht. Das Ehepaar Michaela und Roland Saxer aus Lax VS betreibt die Website Sportmail.ch. Auch sie verbreiten dort Sportnachrichten. Mehrere Leser beschwerten sich, sie hätten am Telefon vermeintlich dem Sponsoring eines Sportvereins zugestimmt. Erst später hätten sie erfahren, dass der Verein gar kein Geld erhält. Das Ehepaar Saxer bestreitet, dass am Telefon explizit die Rede von Sponsoring gewesen sei.
Tipp: Wer einen Verein sponsern will, sollte schriftlich genau vereinbaren, wo welche Werbung erscheint und welcher Teil des Geldes wem gespendet wird. Denn wer über eine wichtige Vertragsleistung getäuscht wird, kann den Vertrag innert einem Jahr widerrufen. Dann ist kein Geld geschuldet.